Die Maetresse bis Martini
unsere Zukunft. Aber wenn ein Fürst hineinpfuscht, muss es eben anders gehen.“
Jochem stimmte ihr zu und schickte Katharina ins Bett. Wenn sie zu wenig Schlaf bekam, musste sie einen Tag mehr fronen. Denn Martin war streng mit seinen Untergebenen. Jochem dankte Marie nochmals für ihr gutes Essen und bat sie, gut auf ihre Herrin aufzupassen. Kaum berührte Katharinas Kopf das Kissen, war sie schon weg.
Die nächsten zwei Tage vergingen Katharina viel zu schnell. Während Marie sich vorbildlich um die Schneiderei, das Lehrmädchen, den Haushalt und Kunigunde kümmerte, schaffte sie es noch, den Zunftmeister Kilian anzusprechen, ob ein Schneider einen gut eingeführten Laden suchte. Natürlich klang das so, als ob Katharina wieder heiraten wollte. Marie ließ ihre Nachbarn gern in diesem Glauben, denn der wahre Grund hätte für böses Gerede gesorgt.
Die hektischen Tage hatten Katharina keine Zeit gelassen, über ihre Zukunft nachzudenken und sich eine Taktik gegenüber Karl einfallen zu lassen. Fast völlig erschöpft räumte sie am Abend der vierten Fron ihren Laden auf und sah die Aufträge durch, die sie noch abschließen konnte. Der Rock des Fürsten musste warten.
Er war lautlos eingetreten und beobachtete, wie sie gedankenverloren über Stoffballen strich. Ihr Anblick war reine Freude und er fand, dass er die richtige in sein Bett holte. Wie jeder ihm bestätigt hatte, war ihre Ehe kinderlos geblieben. Damit bestand keine Gefahr, dass er sich um Bastarde kümmern musste. Sie hielt sich gerade, obwohl sie vor wenigen Minuten noch im Weinberg gearbeitet hatte.
Als Katharina sich umdrehte und Karl erkannte, erschrak sie so, dass sie aufschrie. Sofort erstickte sie ihren Schrei mit der Hand. Wie konnte er es wagen, sich an sie anzuschleichen!
„Guten Abend, meine Teuerste!“, sagte Karl herausfordernd und deutete eine Verbeugung an. „Wie ist das werte Befinden?“
Zu seiner Verwunderung knickste sie vor ihm und antwortete aufsässig: „Wie Euer Gnaden sehen, ich schließe meinen Laden – jetzt.“
„Aber, aber – wer wird sich denn einen lukrativen Handel entgehen lassen?“ Das süffisante Grinsen hätte sie ihm am liebsten mit zwei Ohrfeigen aus dem Gesicht geschlagen. Seine Arroganz reichte für drei Könige!
Karl zog unter seinem grünen Rock zwei zusammen gefaltete Papiere hervor, die er auf den leeren Tisch legte. „Da ist unser Pakt. Lese Sie ihn durch und unterzeichne Sie ihn.“ Ob sie neu verhandeln wollte?
Doch Katharina nahm das Papier, faltete es auseinander und begann langsam zu lesen. Sie wollte auf Anhieb alles verstehen und sich sicher sein, dass er sein Wort hielt. Wie Jochem gesagt hatte, war Karl großzügig. Er kam ein Jahr lang für ihren Unterhalt auf, bezahlte das Stift für ihre Mutter und gab ihr nächstes Jahr Martini sämtliche Schuldscheine ihres Mannes zurück. Wenn sie ihn vorzeitig verließ, musste sie das geschuldete Geld sofort zahlen. Es gab keine Fußangeln oder sonstigen Klauseln. Erleichtert über seinen Anstand holte sie Feder und Tintenfass aus einem Regal und unterschrieb beide Urkunden.
Karl hatte ihr Mienenspiel genossen und nahm sich vor, sie bald mit Schmuck zu überraschen. Denn wenn sie sich sicher fühlte, strahlte ihr Gesicht. Jede Frau war mit einer Goldkette und einem Armband zufrieden und zeigte ihm ihre Dankbarkeit. Katharina machte da keine Ausnahme. Für ihren Hals brauchte er zudem einen großen Anhänger mit Edelsteinen, der zwischen ihren wunderbaren Brüsten ruhen sollte. Er dachte an den Juwelier Goldschnitt, der gerne Sonderwünsche fertigte.
Nachdem die Tinte getrocknet war, gab sie ihm ein Papier zurück. Das andere faltete sie zusammen und steckte es zu ihren Unterlagen. Ihre Augen wurden groß, als er einen gut gefüllten Geldbeutel aus seinem Rock zog und vor ihrer Nase baumeln ließ. Würde sie diesen Köder schlucken?
„Sie hat wohl Auslagen.“
„Ja.“ Warum starrte er sie so an? Er schien sie mit Haut und Haar zu verschlingen.
„Ein Kuss ist angemessen.“, meinte er leichthin und wartete.
„Dann behaltet ihn.“ Wütend wandte sich Katharina ab. Glaubte der Jüngling tatsächlich, dass sie sprang, wenn er pfiff? Sie ging zur Ladentür und hielt sie ihm auf: „Ich habe geschlossen. Euer Gnaden, die Zeit ist um.“
Karl fand ihren Widerstand wunderbar anregend. Sanft nahm er ihr die Klinke aus der Hand und schloss die Tür. Dann trat er dicht vor sie heran, dass sie zwischen seinem Körper und der Wand
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