Die Maetresse bis Martini
sie bleiben? Aber da war noch seine Heirat. Wenn sie daran dachte, dass er bald eine andere vor den Altar führte und mit ihr Kinder zeugen sollte, kamen heiße Tränen in ihr hoch. Natürlich war eine Heirat mit ihr unmöglich, aber seit ihrer Kur träumte sie ab und zu davon. Er wäre bestimmt überrascht, dass sie doch fruchtbar war und ihm zwei, drei Kinder gebären konnte. Selbst der Altersunterschied wäre egal. Was für ein Gesicht würde er machen, wenn er ihr gemeinsames Kind zum ersten Mal im Arm hielt? Mit diesem Wunschbild schlief Katharina ein und träumte sich in Karls Arme.
Der Maientanz, der in Hochheim vom einfachen Volk schon seit Jahrhunderten gefeiert wurde, wurde im Schloss ein glanzvolles Fest. Als Karl und Friedrich morgens eintrafen, empfing sie Fürstin Antonia, deren Husten noch schlimmer geworden war, mit einem opulenten Frühstück. Petrus hatte warmen Frühlingswind und Sonnenschein geschickt, so dass die Hofgesellschaft munter auf den Terrassen saß und es sich gut gehen ließ. Katharina hatte ihn noch nie so liebevoll angelächelt, stellte Karl fest, als er seine Mätresse wieder sah. Kerzengerade und in einem hellgrünen Seidenkleid war sie ganz die flüchtige Jagdgöttin, die er so mochte. Zwischen ihren Brüsten ruhte der Anhänger, den er ihr als ersten geschenkt hatte. Das dunkelblonde Haar war zu einer kunstvollen Frisur hochgesteckt, die er auf der Stelle zerstören wollte, um darin zu wühlen. Ihre Augen glänzten und er ließ sich wie ein Schlafwandler neben ihr auf den Stuhl nieder. Sie war wunderschön! Mit anmutigen Bewegungen goss sie ihm eine Tasse Kaffee ein und richtete ihm den Teller.
„Wie war die Reise, Euer Gnaden?“
„Anstrengend und sehr lehrreich, meine Teuerste.“ Warum zur Hölle führte er eine höfliche Konversation, wenn er sie doch auf der Stelle nehmen wollte? Seine Lust hatte einen Punkt erreicht, wo er zu platzen drohte. Doch Katharina plauderte nett über Wetter und Leute, so dass er abkühlte. So hübsch, wie sie war, hatte sie stundenlang nur für ihn stillgesessen. Außerdem war die Vorfreude die schönste. Sie würde ihn heute noch um Gnade anflehen, dafür würde er sorgen! Karl führte die Tasse Kaffee zu den Lippen und stellte belustigt fest, dass seine Mätresse ungehörig darauf starrte. Als er seinen Mund verzog, wurde sie rot. Oh! Sie war also auch ausgehungert und dachte wohl an die Freuden, die er ihr bereiten wollte. Das war ein nettes Spiel. Karl drehte den Spieß um und lenkte ihre Aufmerksamkeit immer wieder auf seinen Mund und seine Hände. Bald wusste Katharina gar nicht mehr, wohin sie blicken sollte, denn er reizte sie vor der ganzen Gesellschaft. Sie stand in Flammen und musste sie zurückhalten, bis sie alleine waren. Nach dem Frühstück ruhte die Fürstin aus, Hofdamen spazierten mit ihren Kavalieren durch den Garten und Karl zog sich mit seinem Vater kurz in die Bibliothek zurück. Das gab Katharina die Möglichkeit, sich in ihrem Zimmer zu erfrischen und abzukühlen. Was hatte Karl vor?
Als sie Jochem grünen Umhang im Sonnenlicht leuchten sah, eilte sie in den Garten hinunter. Sie musste wissen, ob er seine Gabriele dabei hatte. Neben dem Schäfer stand eine ausgemergelte Frau mit fiebrigen Augen und grauer Haut. Das war doch nicht wahr! Katharina unterdrückte in letzter Sekunde einen Schrei. Wie schlecht war diese junge Frau von ihrem Herrn behandelt worden! Im nächsten Moment hatte sie sich wieder unter Kontrolle und begrüßte die beiden herzlich.
Jochem erzählte, dass er gerade noch rechtzeitig gekommen war und die beiden sich sofort auf den Heimweg gemacht hatten. Gabriele war kurz davor gestanden, als Bettgefährtin zu ihrem Herrn gerufen zu werden. Dabei wäre ihre Schwangerschaft aufgeflogen. Müde dämmerte Gabriele weg, so dass Katharina sie an der Hand nahm und erklärte: „Wenn ihr heute noch heiraten wollt, dann muss ich sie herrichten. So sieht keine glückliche Braut aus.“
„Pass gut auf sie auf!“, sagte Jochem und ließ die beiden Frauen ziehen.
Um Gabriele wach zu halten, plauderte Katharina über Nichtigkeiten und übergab sie dann Lenis Obhut. Nach einer Stunde stand eine andere Frau vor ihnen. Frisch gewaschen, mit einem roten Kleid und einem hochgesteckten Knoten entpuppte sich Gabriele als anziehende Frau, deren dunkle Augen funkelten. Kein Wunder, dass sich Jochem in sie verliebt hatte! Katharina servierte der Braut eine heiße Schokolade und einen kleinen Imbiss.
„Ihr seid so
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