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Die Maetresse des Kaisers

Die Maetresse des Kaisers

Titel: Die Maetresse des Kaisers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Stein
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einst so schönen Hände hielten ihn umklammert, als würde sie der Schmerz auch noch im Schlaf verfolgen.
    Karim trat dicht an ihr Bett und überprüfte ihren Atem. Er war flach und unregelmäßig. Der Sarazene schickte Allah ein kurzes Dankgebet. Bianca lebte, doch ihr Zustand war mehr als besorgniserregend.
    »Was ist passiert?«, fragte er flüsternd die Köchin. »Wo ist die Hebamme?«
    »Ein schreckliches Unglück«, schluchzte die Köchin. »Die Gräfin ist gestern Abend die Treppe hinuntergestürzt. Und die Hebamme ist verschwunden. Einer der Burschen hat die Gräfin gefunden. Wir haben sie in ihr Bett gelegt.«
    »Wann haben die Wehen eingesetzt?«, fragte Karim.
    »Ich weiß nicht«, jammerte die Köchin. »Wir haben ihre Schreie gehört, aber wir konnten ihr nicht helfen.«
    »Hör auf zu flennen«, herrschte er die Köchin an. »Ich werde deine Hilfe brauchen. Sieh also zu, dass du bei klarem Verstand bist.«
    Karim ging zu Bianca und beugte sich über sie. Sie stöhnte, und auf ihrer Stirn standen Schweißperlen. Er tastete ihren Bauch ab und erschrak. Das Kind lag nicht richtig, Er fühlte den Kopf des Ungeborenen im oberen Teil von Biancas Bauch, und das bedeutete, es würde mit dem Steiß voran geboren werden.
    »Wo ist die Hebamme?«, knurrte Karim mit zusammengebissenen Zähnen.
    Die Köchin rang hilflos die Hände. »Sie ist weg. Wir haben überall nach ihr gesucht.«
    Karim fluchte. Schwangerschaft und Geburt waren das Fachgebiet der heilkundigen Frauen und der Hebammen und nicht das eines Arztes. Ihre Erfahrung zählte mehr als das medizinische Wissen der Männer, und jeder Medicus respektierte das. Ein Arzt beaufsichtigte allenfalls eine Geburt, aber das Kind wurde von der Hebamme auf die Welt geholt, und sie war auch für das Wohlergehen der Mutter verantwortlich. Doch offensichtlich handelte es sich bei Biancas Hebamme entweder um eine blutige Anfängerin, die bei den ersten Schwierigkeiten davongelaufen war, oder um eine skrupellose Betrügerin. Er schwor sich, die Frau zu finden und zur Rechenschaft zu ziehen, aber zunächst brauchte er seine ganze Kraft und seine ganze Kunst für Bianca.
    »Lauf zum Stallburschen«, befahl er der Köchin, »und bring mir meinen Reisesack. Schnell, beeil dich. Dann brauche ich heißes Wasser und saubere Leintücher.«
    Die Köchin rührte sich nicht und starrte ihn an.
    »Mach schon, beweg dich«, herrschte er sie an. »Sonst stirbt mir die Gräfin unter den Händen.« Karim sah aus dem Augenwinkel, wie die Köchin den Raum verließ, und richtete seine ganze Aufmerksamkeit auf Bianca. Er klopfte ihr sanft auf die Wangen. »Bianca, hörst du mich? Ich bin es, Karim. Wach auf. Hab keine Angst, ich bin da.« Er murmelte mit leiser Stimme beruhigende Worte und versuchte weiter Bianca aus ihrem tiefen Schlaf zu holen.
    Sie drehte den Kopf, und ihre Hände suchten nach einem Halt, aber sie erwachte nicht.
    Karim ergriff ihre Finger und drückte sie fest.
    »Bianca, wach auf.«
    Die Köchin kam zurück und brachte das Wasser, Leinen sowie Karims Reisesack.
    »Stell das Wasser auf den Tisch, und gib mir den Sack«, befahl er ihr. »Und bleib hier, du wirst mir helfen müssen.«
    Bianca bewegte sich, und ihre trockenen, rissigen Lippen formten Worte, die Karim nicht verstehen konnte. Und als er ihr erneut, diesmal etwas fester, auf die Wangen schlug, öffnete sie endlich die Augen.
    Karim sah ihr eindringlich ins Gesicht, doch er hatte den Eindruck, dass Bianca ihn nicht erkannte. Ihre Augen wirkten leer, ihr Blick streifte ihn und die Köchin, doch sie schien nicht zu wissen, wo sie sich befand.
    Er ergriff ihre Schultern und schüttelte sie leicht. »Bianca«, sagte er laut, »ich bin es, Karim. Ich werde dir helfen. Aber wir müssen das Kind wenden. Hast du verstanden? Das Kind liegt falsch, deshalb hast du dich so gequält. Wir wenden das Kind, und es kann geboren werden. Dann sind auch die Schmerzen vorbei.«
    Unter ihren Lidern lagen tiefe Schatten, ihre Wimpern waren gelblich verkrustet, aber sie schien verstanden zu haben, was er gesagt hatte, denn ihr Blick klärte sich ein wenig.
    Sie nickte und flüsterte: »Federico.«
    »Er ist nicht hier«, sagte Karim, »aber er wird kommen, sei unbesorgt. Doch jetzt kümmern wir uns erst mal um dich und dein Kind.«
    Er legte eine Hand auf ihren oberen Bauch und die andere auf ihren Unterleib, doch Bianca zuckte vor Schmerz zusammen und stieß seine Arme von sich.
    »Nicht«, wimmerte sie. »Es tut so weh.«
    Karim

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