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Die Maetresse des Kaisers

Die Maetresse des Kaisers

Titel: Die Maetresse des Kaisers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Stein
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sanftes Schaukeln wahrnehmen, durch das es in den Schlaf gewiegt wurde.
    Am Horizont hatten sich dunkle Wolken aufgetürmt, und sie hörte schon ein fernes Grollen. Ein kräftiges Gewitter, dachte Bianca, würde die Luft klären und die Schwüle vertreiben. Das schlechte Wetter zog von Nordwesten auf, und ihre Gedanken wanderten den Wolken entgegen in die Richtung, in die Friedrich geritten war, als er sie nach ihrem Streit verlassen hatte.
    Er hielt sich irgendwo im Patrimonium Petri auf, in Rom vielleicht, oder hatte er einen anderen Verhandlungsort mit dem Papst genannt? Jetzt fiel es ihr wieder ein – San Germano. Er war nach San Germano aufgebrochen, um mit dem Papst Frieden zu schließen und über die Bedingungen seiner Ehe mit dieser englischen Prinzessin zu sprechen. Würde Isabella auch da sein? War es möglich, dass Friedrich die Schwester des englischen Königs dort bereits traf?
    Später konnte Bianca sich nicht mehr erinnern, ob sie genau in diesem Moment den Entschluss gefasst hatte, nach San Germano zu reisen, oder ob ihre abenteuerliche Idee während des Gewitters entstanden war, dessen Wucht in ihr die Szene vor der Voliere mit Friedrichs lächerlichen Hölzern und ihren unglückseligen Streit wieder ins Gedächtnis rief.
    Auf jeden Fall stand plötzlich für sie fest, dass es keinen Sinn machte, zu schreiben. Sie wollte Friedrich sehen, ihm in die Augen sehen und ihm sagen, wie unverzeihlich dumm sie sich benommen hatte. Und sie wollte ihn bitten, ihr zu verzeihen.
    Mit dem ihr eigenen Starrsinn beschloss sie, zunächst nach Bari zu reiten, dann der großen Straße über die Berge nach Neapel zu folgen, um schließlich an die Grenze zu gelangen, die das Königreich Sizilien vom Patrimonium Petri trennte Und während draußen in Blitz und Donner der Regen strömte, lief sie in ihr Zimmer, um alles Notwendige zusammenzusuchen. Sie erschrak, als sie ihren Namen hörte.
    »Wollt Ihr verreisen?«, fragte eine fassungslose Hebamme. »Das ist ganz unmöglich. In Eurem Zustand braucht Ihr Ruhe.«
    Bianca reagierte verärgert auf die Störung. »Lass mich allein, Sofia.«
    »Aber was habt Ihr vor?«
    »Ich muss fort.«
    Die junge Hebamme starrte sie an. »Ihr seid von Sinnen. Denkt an das Kind.«
    »Ich bin gestern ein bisschen geritten und auch heute ein Stück. Da werde ich auch morgen reiten können.«
    »Aber wo wollt Ihr denn hin?«
    Bianca warf der Hebamme einen ungeduldigen Blick zu. »Das ist meine Sache. Doch du kannst dich nützlich machen. Hilf mir, meinen Bauch verstecken.«
    »Warum?«
    »Ich reise als Mann.«
    »Aber … das wird nicht gehen.«
    »Gut, dann reise ich als dicker Mann.«
    Bianca fuhr fort, Sachen in einen Sack aus festem grobem Leinen zu packen, den sie später an ihrem Sattel festmachen wollte. Die Anwesenheit der Hebamme, die, ohne sich zu rühren, im Türrahmen stand, machte sie nervös.
    »Sofia, entweder du hilfst mir, oder du gehst. Aber bitte steh nicht wie eine Marmorstatue herum.«
    Endlich bewegte sich die Hebamme, um ihr den Sack aus den Händen zu nehmen und zu tragen.
    »Und jetzt?«
    »Bring den Beutel zum Stall und sag dem Burschen, er soll meine Stute morgen in aller Frühe satteln. Nun mach schon«, trieb sie die Hebamme an.
    »Soll ich nicht besser mitkommen?«
    Bianca zögerte und schüttelte dann den Kopf. »Nein. Ich nehme einen der Stallburschen mit, aber das regle ich selbst.« Sie warf noch einen Blick in das Zimmer, drehte sich dann um und schloss die Tür. »Gehen wir nach unten in den Hof, ich will selbst nach dem Pferd sehen«, sagte sie zur Hebamme, trat auf die erste Stufe der steinernen Treppe, fühlte einen Stoß im Rücken und verlor das Gleichgewicht.
    Sie hörte sich schreien und fiel. Ihr Rücken prallte hart auf die Treppenstufen, und der Schmerz raubte ihr den Atem. Verzweifelt suchte sie nach Halt, doch während sie stürzte, hatte sie längst die Orientierung verloren und spürte auch nicht mehr den Schmerz in ihrem Kopf, verursacht durch einen Stoß gegen eine der Stufen.
    Als sie am Fuß der Treppe liegenblieb, sah sie undeutlich das Gesicht der Hebamme über ihr. Bianca meinte ein Lächeln zu erkennen, aber dann verschwamm die Gestalt vor ihren Augen, und sie spürte nichts mehr.

D er Mann schwankte von Bord der Galeere. Er weinte, als er zu Boden fiel und den Staub seiner Heimat zwischen den Fingern spürte. Es war ihm egal, dass die Menschen ihn anstarrten und aufgeregt flüsterten. Er war wieder zu Hause, und diese Worte

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