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Die Maetresse des Kaisers

Die Maetresse des Kaisers

Titel: Die Maetresse des Kaisers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Stein
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zögerte. Er musste das Kind in ihrem Leib drehen, sonst bestand die Gefahr, dass Bianca und das Ungeborene die Geburt nicht überlebten. Er wollte versuchen das Kind von außen in die richtige Lage zu bringen. Sollte das fehlschlagen, würde er es von innen drehen müssen.
    Mehr als diese beiden Optionen blieben ihm nicht, wenn er das Leben von Mutter und Kind retten wollte. Alles andere würde bedeuten, Biancas Leben zu opfern. Er konnte das Kind mit einem Kaiserschnitt holen, doch diese Operation wurde nur ausgeführt, wenn die Mutter bereits tot war. Karim wusste von keinem Arzt, dem ein Kaiserschnitt an einer lebenden Schwangeren gelungen war. Und er würde lieber sein eigenes Leben opfern, als Bianca dieser Tortur auszusetzen.
    Sie hatte sich ein wenig beruhigt, und er versuchte ihr seine nächsten Schritte zu erklären.
    »Bianca, hör zu. Atme ruhig und tief. Ich lege meine Hände hierhin und dorthin und werde versuchen dein Kind in eine andere Lage zu bringen. Es liegt mit dem Steiß voran, und das verursacht dir solche Schmerzen.«
    Tränen liefen ihr über die Wangen, aber sie nickte und biss die Zähne zusammen. Karim drückte seine Hände erneut auf ihren Bauch und versuchte sehr vorsichtig das Kind zu drehen, doch Bianca schrie auf, und er brach ab.
    »Bring mir den Reisesack«, sagte er zur Köchin, die mit kreidebleichem Gesicht im Zimmer stand und sich bei Biancas Schrei entsetzt die Ohren zugehalten hatte. Schwerfällig ging sie zum Tisch. Karim konnte seinen Zorn über ihre Langsamkeit kaum beherrschen. »Reiß dich zusammen und hilf mir, sonst werde ich dafür sorgen, dass der Kaiser dich persönlich bestraft.«
    Endlich hatte er das richtige Druckmittel gefunden. Die Köchin beeilte sich, und Karim fand in seinem Reisesack, was er brauchte. Er entnahm ihm einen Holzkasten, den er mit einem kleinen Schlüssel öffnete. Darin lag ein unscheinbarer getrockneter Schwamm. Vorsichtig griff er in den Kasten und holte den Schwamm heraus.
    »Und jetzt bring mir das heiße Wasser.«
    Und die Köchin gehorchte diesmal prompt.
    Er befeuchtete den Schwamm ein wenig und hielt ihn dicht an Biancas Gesicht.
    »Bianca, hör zu. Dies ist ein Schlafschwamm, er enthält Opium, Maulbeersaft, Mandragora-Wurzelextrakt und noch einige andere Pflanzen. Atme seine Dämpfe ein, und du wirst keine Schmerzen mehr verspüren.«
    Bianca sog den scharfen Geruch des Schwammes tief ein.
    »Du spürst gleich einen heftigen Schwindel«, erklärte Karim, »und dann fühlst du dich leicht wie eine Feder. Sobald du im Reich der Träume bist, versuche ich noch einmal, das Kind zu drehen.« Doch er sah, dass ihre Augen schon zugefallen waren, und er vermutete, dass seine Worte gar nicht mehr zu ihr gedrungen waren.
    Karim legte den Schlafschwamm beiseite und drückte abermals auf ihren Bauch, aber das Kind rührte sich nicht. Er hatte gehofft, dass ein kleiner Impuls ausreichen würde, damit sich das Ungeborene von selbst in die richtige Position drehen könnte, musste nun aber einsehen, dass sein Versuch, Biancas Kind von außen zu wenden, vergeblich war.
    »Ich werde das Kind von innen drehen müssen«, sagte er zur Köchin. »Hilf mir, die Decken und das Gewand der Gräfin zu entfernen. Hast du selbst Kinder«, fragte er sie, um ihr die ängstliche Nervosität, unter der sie immer noch litt, zu nehmen.
    »Ja«, flüsterte sie. »Ich habe drei Kinder zur Welt gebracht und kenne die Schmerzen, unter denen Frauen gebären. Aber keines meiner Kinder hat falsch gelegen.«
    »Dann danke dem Himmel nachträglich«, sagte Karim und bereitete sich gedanklich darauf vor, seine Hand tief in Biancas Leib zu führen, um so das Kind zu drehen.
    Er säuberte sich sorgfältig die Hände, vergewisserte sich noch einmal, dass Bianca von den Dämpfen des Schlafschwammes betäubt war, und schickte ein kurzes Gebet zu Allah.
    Er nahm nichts wahr außer Biancas ruhigen Atemzügen, ihrer Körperwärme und ihrem gewölbten Bauch. Seine Gedanken richteten sich auf das Kind, und dann fühlte er die Drehung des Ungeborenen. Erleichtert stieß er die Luft aus, die er die ganze Zeit über, ohne es zu wollen, angehalten hatte, und zog seine Hand zurück.
    »Bring mir das Wasser und saubere Tücher«, sagte er zur Köchin, »und dann geh in deine Küche und hol mir Weinessig. Wir müssen die Gräfin wieder aufwecken.«
    Karim nahm ein Stück Leinen aus seinem Reisesack und träufelte einige Tropfen Essig darauf. Den Stoff hielt er Bianca direkt unter die Nase, die

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