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Die Maetresse des Kaisers

Die Maetresse des Kaisers

Titel: Die Maetresse des Kaisers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Stein
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daraufhin hustend erwachte.
    »Ist dir noch schwindlig?«, fragte Karim besorgt, denn die Wirkung des Schlafschwamms ließ sich nicht immer genau vorhersagen. Er hatte schon Operationen durchgeführt, nach denen die Patienten nur schwer wieder wach wurden, weil sie vor allem auf das Opium zu stark reagiert hatten. Manche Menschen bekamen nach dem Inhalieren der Dämpfe Blutungen und schwebten dann zwischen Leben und Tod. Doch Bianca schien die Betäubung gut überstanden zu haben, und er hoffte inständig, dass dies ebenso für ihr ungeborenes Kind galt. »Es ist alles in Ordnung«, antwortete er auf ihren fragenden Blick. »Das Kind hat sich gedreht, und ich habe die Fruchtblase geöffnet. Das wird die Geburt einleiten. Dann ist bald alles überstanden, und du kannst dein Kind im Arm halten.«
    Bianca schloss die Augen und entspannte sich.
    Karim lächelte, und erst jetzt fiel ihm auf, dass er mit der Gräfin die ganze Zeit wie mit einer engen Freundin gesprochen hatte. Oder wie mit einer Geliebten, aber diesen Gedanken verdrängte er auf der Stelle. Bianca liebte einen anderen Mann, und der war nicht nur sein Freund, sondern der mächtigste Mann der Welt. Und, wie Karim gerechterweise zugeben musste, ein Mann mit beeindruckendem Charisma. Doch er hatte weder die Zeit noch die Muße, über die Beziehung zwischen Bianca und Friedrich nachzudenken. Jetzt war es wichtig, dass das Kind auf die Welt kam. Er fürchtete, dass jede weitere Verzögerung dem Ungeborenen schaden könne.
    Gemeinsam mit der Köchin hob er Bianca aus dem Bett, denn so, wie sie dort auf dem Rücken lag, würde sie sich nur unnötig quälen, um das Kind herauszupressen.
    Weit besser war es, wenn sie sich auf allen vieren auf den Boden hockte.
    Dennoch dauerte es fast die ganze Nacht, bis die Köchin endlich das Neugeborene in warmem Wasser waschen konnte und Bianca in ihrem Bett in einen erschöpften Schlaf fiel.
    »Es ist ein Mädchen«, flüsterte Karim ihr zu, als er Bianca mit einem zärtlichen Lächeln zudeckte.

A n ihrem Lieblingsplatz in der Laube blühten die Gallicarosen in dunklem Rot. Diese Sorte wuchs nur hier auf Gioia del Colle, und Bianca liebte die Blume nicht nur wegen ihrer intensiven Farbe, sondern auch, weil ihre Blüte so voll und prall war wie sonst kaum eine. Sie würde die Blumen vermissen, doch ihr Entschluss, Gioia del Colle zu verlassen, stand fest.
    Bianca hatte sich von den Strapazen der Geburt vollständig erholt, und ihr kleines Mädchen war so süß und rund wie ein Apfel. Sie hatte es Konstanze genannt, weil der kleine Starrkopf ihr ein paar höchst unangenehme Stunden bereitet hatte, die sie ohne Karims Hilfe wohl nicht überlebt hätte.
    Dieser hatte das Kastell schon am übernächsten Tag nach Konstanzes Geburt verlassen, da keine weiteren Komplikationen zu befürchten waren und es Mutter und Kind zusehends besserging.
    Karim zu begegnen war ihr ein bisschen peinlich, denn schließlich hatte er ihren Körper an den intimsten Stellen berührt, aber andererseits war er Arzt und hatte ihr und ihrem Kind das Leben gerettet.
    Während der dramatischen Stunden der Geburt hatte sich Bianca nicht ein einziges Mal gefragt, warum Karim eigentlich nach Gioia del Colle gekommen war, doch später, als sie ihr kleines Mädchen im Arm hielt, überlegte sie, ob er in Friedrichs Auftrag nach ihr gesehen hatte. Doch mit der ihm eigenen Ehrlichkeit hatte Karim ihr die Wahrheit gesagt. Es gab weder eine Nachricht noch den Wunsch des Kaisers, mit ihr zu sprechen. Und es war allein seine Idee gewesen, nach Gioia del Colle zu reiten, um Bianca zu einem ersten Schritt zur Versöhnung zu überreden. Und so wurde ihr Glück, eine Tochter zu haben, von dem Gedanken getrübt, dass die Trennung von Friedrich wohl doch eine endgültige war.
    Seit sie das Bett verlassen hatte und sich wieder stark genug fühlte, dem Leben entgegenzutreten, hatte sie beschlossen, ihren ursprünglichen Plan, der durch den verhängnisvollen Treppensturz vereitelt worden war, nicht wiederaufzunehmen, aber Gioia del Colle dennoch den Rücken zu kehren. Das Kastell gehörte Friedrich, und auch wenn er ihr immer versichert hatte, dies sei ihre Heimat, denn er habe ihr Gioia del Colle geschenkt, wollte sie hier nicht länger bleiben.
    Karim wusste nichts von ihren Plänen. Er war nach Foggia zurückgeritten, nachdem sie seine Hilfe als Arzt nicht mehr brauchte.
    Ihr war klar, dass sie mit einem Säugling keine weite Reise machen konnte, doch Bari und das Kloster der

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