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Die Maetresse des Kaisers

Die Maetresse des Kaisers

Titel: Die Maetresse des Kaisers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Stein
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wiederholte er wie ein Gebet.
    Er sog die Luft tief durch die Nase ein und meinte, einen Duft zu erkennen, den er viel zu lange vermisst hatte. Nach Salbei roch es, nach Thymian und Rosmarin, und auch wenn seine Phantasie seinem Geruchssinn in diesem Fall einen Streich spielte, machte ihn allein die Vorstellung der würzigen Kräuter glücklich.
    Als er sich ein bisschen gefasst hatte, sah er, dass hier im Hafen von Bari keine Pflanzen wuchsen, und seine Nase erkannte allenfalls den Gestank von altem Fisch. Er war in seinem ganzen Leben noch nie in Bari gewesen, und das, was er vom Hafen sehen konnte, überzeugte ihn davon, keinerlei Verlust erlitten zu haben. Bari war hässlich, und es konnte nicht schaden, sich so bald wie möglich auf den Weg aus der Stadt zu machen.
    Allerdings war er sich nicht ganz sicher, wohin er sich wenden sollte, hatte er doch weder Geld noch zurzeit die Kraft, von seiner Hände Arbeit zu leben. Die Überfahrt von der ägyptischen Küste nach Bari hatte er sich sozusagen errudert, denn die gesamte Strecke hatte er unter Deck bei den anderen bedauernswerten Männern verbracht, die wie er zwar ihre Freiheit wiederhatten, aber ebenso wie er bettelarm waren. Also hatten sie sich auf der Galeere als Ruderer verpflichtet, und da dies freiwillig geschehen war, sich wenigstens die Ketten erspart.
    Ein paar der Männer waren unterwegs entkräftet gestorben, und ihre Leichen wurden mit einem kurzen Gebet über Bord gekippt. Er selbst hatte dank seines unbändigen Willens überlebt, was einem Wunder gleichkam, wenn man bedachte, unter welchen Bedingungen die Ruderer ihre harte Arbeit leisteten. Kaum Frischluft und eine Verpflegung aus altbackenem Brot und Wasser forderten zwangsläufig ihren gesundheitlichen Tribut.
    Glücklicherweise hatten fast die ganze Zeit südliche und südöstliche Winde geherrscht, so dass die Segel das Schiff schnell genug voranbrachten und die Ruderer ihre Kräfte schonen konnten. Erst in der Nähe der Küste waren sie wieder zum Einsatz gekommen – einer der Gründe, warum er hier im Hafen praktisch am Ende war und am liebsten in dem trockenen Staub Apuliens liegengeblieben wäre.
    Mühsam erhob er sich auf die Knie. In dieser Stadt kannte er niemanden, und überhaupt hatte er an Apulien nicht die besten Erinnerungen. Weiter südlich, in der Hafenstadt Brindisi, hatte damals das Fieber gewütet, und er rümpfte die Nase, als er an den Gestank der Kranken und Toten dachte.
    Auf jeden Fall würde er für die nächsten Tage und Nächte eine Bleibe brauchen, um wieder zu Kräften zu kommen. Dann konnte er Pläne machen und darüber nachdenken, was er mit dem Rest seines Lebens anfangen wollte. Er beschloss, im nächsten Gasthaus nach einer Herberge für Pilger und andere mittellose Menschen zu fragen. Als er aufstand, spürte er das Zittern in seinen Beinen, und ihm wurde klar, wie schwach er tatsächlich war. Er würde nicht weit kommen und hoffte, dass es in Bari eine mitleidige Seele gab, die einen Gestrandeten wie ihn aufnahm. Sobald es ihm besserging, wollte er versuchen einen Dienst zu finden, der genügend Geld für die Weiterreise brachte.
    Er war jahrelang in Gefangenschaft gewesen, und diese Zeit war an seinem Körper nicht spurlos vorübergegangen. Tiefe Narben auf seinem Rücken zeugten davon, dass da, wo er herkam, die Peitsche häufig eingesetzt wurde, und auch in seinem Gesicht zog sich eine alte Wunde quer über seine Wange bis in die rechte Augenbraue. Die Kinder, die ihn sahen, wichen erschrocken zurück und warfen Kieselsteine in seine Richtung.
    Erschöpft setzte er einen Schritt vor den anderen, bis er die nächstgelegene Hafenkneipe erreicht hatte. Er trat ein, doch der Wirt erkannte mit sicherem Auge, dass dieser Gast kein Geschäft bedeutete, und knurrte ihn unwirsch an.
    »Geh deiner Wege, hier gibt`s nichts zu betteln.«
    »Nur eine Auskunft, bitte.«
    Die Augen des Wirts waren boshaft und kalt.
    »Auch Auskünfte sind nicht umsonst.«
    »Bitte. Ich brauche etwas zu essen.«
    »Aber nicht hier.«
    »Seid Ihr immer so mitfühlend?«
    »Wenn ich jeden Bettler durchfüttere, habe ich bald selbst nichts mehr zu beißen. Geh zum Kloster der Ehrwürdigen Schwestern. Da findest du, was du suchst.«
    Das Kloster. Er erinnerte sich plötzlich. Vor langer Zeit, fast kam es ihm vor, als wäre es in einem anderen Leben gewesen, hatte er den Namen des Klosters der Ehrwürdigen Schwestern von Bari gehört. Bianca hatte ihn erwähnt. Auf ihrer wechselvollen Flucht

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