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Die Maetresse des Kaisers

Die Maetresse des Kaisers

Titel: Die Maetresse des Kaisers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Stein
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kann ich Euch nur befehlen, unverzüglich aufzubrechen. Morgen kann es zu spät sein.«
    Karims Stimme hatte schärfer geklungen als beabsichtigt, und er erkannte auf der Stelle, dass er den falschen Ton gegenüber dem Kaiser angeschlagen hatte.
    Friedrich sah ihn kalt an. »Hier befehle nur ich. Meine Entscheidung ist gefallen. Ich werde wie geplant zu den Männern sprechen, die aus dem Norden gekommen sind, um uns zu unterstützen. Bereitet die Abreise nach San Andrea für morgen früh vor. Ihr könnt gehen, Karim.«
    Karim kannte den Kaiser gut genug, um nicht zu widersprechen. Friedrich war kein Mann, der sich beeinflussen ließ. Er tat grundsätzlich das, was er selbst für richtig hielt. Da er als Arzt bei seinem kaiserlichen Patienten zurzeit nichts ausrichten konnte, ging er zum Heerlager, dort, wo der Kaiser demnächst seine Ansprache an die Truppen Ludwigs  IV ., Landgraf von Thüringen, richten würde. Karim hielt das Vorhaben unter diesen Umständen zwar für mehr als fragwürdig, wollte aber in der Nähe sein, falls Friedrichs Krankheitssymptome stärker würden.
    Auf dem Vorplatz sammelten sich allmählich die Menschen. Es hatte sich wie ein Lauffeuer verbreitet, dass der Kaiser selbst zu den Rittern sprechen werde.
    Karim suchte einen Platz, der gute Sicht garantierte. Es war eine seltsame Szenerie, die sich ihm bot. Die Menschen waren durch Hitze und Angst vor dem Fieber erschöpft, die Lebensmittelvorräte waren knapp geworden, und doch schienen viele von neuer Energie und neuem Enthusiasmus angetrieben. Er fragte sich, ob allein die Hoffnung, den Kaiser zu sehen und zu hören, diese Kraftreserven freigesetzt hatte. Eine Ansprache des Kaisers war immerhin ein Ereignis, das niemand so schnell vergessen würde.
    Es waren nicht nur Ritter, Bogenschützen und Seeleute gekommen, sondern auch Pilger, Kaufleute und Handwerker aus der Stadt, Bauern und ihre Dienstleute, Frauen und Kinder. Die Menschen standen in Gruppen zusammen. Die Ritter blieben mit ihren Pferden am hinteren Rand der Versammlung, jedes bisschen Schatten nutzend, das die Stadt ihnen schenkte.
    Die Kaufleute von Brindisi, trotz der Hitze in dunkler Kleidung und mit Kappen auf den Köpfen, diskutierten die Ereignisse, die ihre Stadt so plötzlich und folgenschwer getroffen hatten. Ihre Gesichter waren ernst und verdrossen, denn ihr Verstand sagte ihnen, dass selbst der mächtigste Kaiser nicht in der Lage sein würde, die Seuche aus ihrer Stadt zu vertreiben.
    Bislang hatten ihnen die Ritter und die Kreuzzüge Reichtum und Wohlstand gebracht, doch dieser verbreitete Krankheit und Tod. Und zum ersten Mal seit Jahrzehnten verfluchten die Stadtväter das fremde Gold und die Münzen aus anderen Ländern und wünschten sich nichts sehnlicher als Ruhe innerhalb der Mauern.
    Karim hörte Lachen und Kreischen und wandte seinen Blick nach rechts zu einer Gruppe von Frauen. Sie trugen leuchtend gelbe Hauben, unter denen ihr langes, geflochtenes Haar hervorquoll. Ihre Kleider wirkten trotz ihrer fröhlichen Farben schäbig, die Säume starrten vor Dreck.
    Die Frauen tranken Wein, was Karim insgeheim für eine kluge Entscheidung hielt, denn Wein war auf jeden Fall besser als das brackige, faule Wasser, das Brindisi seinen Besuchern bieten konnte. Es waren die Huren und Marketenderinnen, die sich auf das Erscheinen des Kaisers entsprechend vorbereitet hatten. Was gab es Besseres für eine Liebesdienerin als eine Versammlung von Hunderten von Männern? Ausgehungerten Männern, verzweifelten Männern, fügte Karim im Geist hinzu. Er zuckte unmerklich mit den Schultern und wünschte den Damen für heute ein gutes Geschäft.
    Den weitaus größten Teil der Menge bildeten die Pilger, und Karim suchte in der Menge nach einem ganz bestimmten Paar in zerlumpten Gewändern. Er sah allerdings so viele davon, dass er nicht damit rechnete, die beiden angeblichen Geschwister zu entdecken. Er dachte an Bianca und Lorenzo und fragte sich, ob sie noch hier in der Stadt waren. Er hoffte, dass es ihnen gelungen war, sich in Sicherheit zu bringen, obwohl es ihn ein bisschen wehmütig stimmte, die schöne Bianca niemals wiederzusehen.
    Fanfaren ertönten, und der Kaiser ritt auf seinem mächtigen Streitross vor die Menge. Er trug seine Rüstung und seine Waffen, darüber einen prächtigen Umhang aus dunkelrotem Samt, an den Kanten mit Gold eingefasst. Seine blauen Augen wirkten heller als je zuvor, und sein rotblondes Haar schimmerte in der Sonne. Es war in der Mitte

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