Die Maetresse des Kaisers
konnte sie wieder in die Kleider einer Frau schlüpfen. Sie mussten ihre Verfolger verwirren. Und dann in Ruhe darüber nachdenken, wie sie ins Heilige Land kamen. Aber erst einmal musste sie schlafen.
F riedrich fühlte die ersten Anzeichen stechender Kopfschmerzen. Ihn fröstelte leicht, aber er weigerte sich, weiter über sein Unwohlsein nachzudenken. Der Landgraf von Thüringen war endlich mit seinem Heer eingetroffen, und der Kaiser drängte zur Eile, was die Weiterfahrt nach Übersee anbetraf. Er wollte jetzt kein Risiko eingehen und sich und seinen offiziellen Stellvertreter möglichst bald an Bord eines Schiffes bringen. Allerdings gab nicht nur das Fieber Anlass zur Sorge. Der Kaiser hatte mittlerweile das Gefühl, dass der Kreuzzug eine einzige Aneinanderreihung von Schicksalsschlägen, Pech und unglücklichen Zufällen war. Die Seuche war schon entsetzlich genug, doch nun wurden auch noch die Vorräte knapp.
Die kaiserlichen Beamten hatten sich große Mühe gegeben, wenigstens die Grundversorgung an Lebensmitteln und Wasser sicherzustellen, doch der Ansturm der Menschenmassen hatte sogar die effektivste Verwaltung des nördlichen Mittelmeerraums überfordert. Das Wasser musste rationiert werden, und auch wenn die Schiffe neue Lebensmittel brachten, gab es für die Kreuzritter eindeutig zu wenig zu essen.
Keine gute Voraussetzung für die Streitmacht Christi, die unter sengender Wüstensonne gegen die Ungläubigen kämpfen sollte. Der Kaiser setzte daher all seine Hoffnungen auf den geplanten kurzen Aufenthalt auf der Insel Zypern. Dort würde man die Vorräte auffüllen können und hatte außerdem die Möglichkeit, sich von den Strapazen in Brindisi zu erholen.
Friedrich legte sich ein kühlendes Tuch auf die Stirn und betete um Linderung. Der Juli war längst vorbei, die Frist, die er vor zwei Jahren dem damaligen Papst versprochen und im Vertrag von San Germano unterschrieben hatte, lief unaufhaltsam ab.
Er drängte die unangenehmen Gedanken an den Papst energisch in den Hintergrund und widmete sich wieder einem Schreiben, das auf einem ungewöhnlichen Material verfasst war. Die Araber nannten es Papier, und Friedrich, ein großer Bewunderer der altägyptischen Kultur mit ihren Pharaonen und ihrer alles überragenden Baukunst, wusste, dass schon vor weit über tausend Jahren Papyrus zu seiner Herstellung genutzt worden war.
Der Brief war in arabischer Schrift geschrieben und kam vom Emir Fahr ed-Din, einem Mann, den Friedrich schätzte und respektierte. Der Emir stand in diplomatischen Diensten des Sultans von Ägypten, al-Kamil, und Friedrich hatte ihn im vergangenen Jahr kennengelernt. Was ihm der Emir jetzt vorschlug, war zweifellos ungewöhnlich. Der Sultan, hieß es in dem Schreiben, bitte den christlichen Kaiser um Hilfe gegen seine eigenen Brüder, den Sultan von Babylon und den Sultan von Damaskus, letzterer Herr über die Heiligen Stätten und Jerusalem.
Der Emir schrieb, dass alle drei Brüder seit langem miteinander verfeindet seien und jeder von ihnen einen Angriff der jeweils beiden anderen befürchte. Aus diesem Grund biete er dem Kaiser an, sein Verbündeter zu sein und ihn auf diese Weise im Heiligen Land zu unterstützen.
Friedrich lächelte leicht. Ein überraschendes Angebot, allerdings eines, das nicht ganz in seine eigenen Pläne passte. Er wollte weder einen Verbündeten noch eine weitere Streitmacht. Wenn sein Vorhaben aufging, könnte eine Verbindung mit einem der verfeindeten Brüder eher hinderlich als nützlich sein. Wir spielen auf Zeit, entschied der Kaiser. Er würde später einem seiner arabischen Schreiber eine diplomatische Antwort diktieren. Oberste Priorität hatte jetzt die geplante Reise über das Mittelmeer. Alles andere konnte warten.
Ein Schauer ließ ihn erneut frösteln. Friedrich griff zu einem roten Umhang aus Seide, verziert mit Adlern und Löwen, und legte ihn wie eine Decke um seine Schultern. Als Karim wenig später das kaiserliche Zelt betrat, stand dem Kaiser der Schweiß auf der Stirn, obwohl er vor Kälte zu zittern schien. Friedrich hatte die Symptome bereits selbst zu deuten gewusst, doch Karim erkannte die Gefahr auf den ersten Blick.
»Ihr habt Fieber«, sagte er. »Ihr müsst sofort abreisen. Ich werde alles vorbereiten, dass Ihr noch heute auf die Insel San Andrea fahrt.«
»Es ist nur ein leichter Kopfschmerz«, beruhigte Friedrich ihn. »Wir haben heute noch Pflichten zu erfüllen, morgen segeln wir nach San Andrea.«
»Als Euer Arzt
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