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Die Mafia - 100 Fragen 100 Antworten - FAQ Frequently Asked Questions MAFIA

Die Mafia - 100 Fragen 100 Antworten - FAQ Frequently Asked Questions MAFIA

Titel: Die Mafia - 100 Fragen 100 Antworten - FAQ Frequently Asked Questions MAFIA Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Attilio Bolzoni
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unverarbeiteten Zutaten zu, um Manipulationen im Vorfeld auszuschließen. Eine Begegnung mit dem Koch war für uns nicht vorgesehen.
     
    Pietro Grasso, in
Per non morire di mafia
, 2009
     
    Der Maxi-Prozess war das Ergebnis der Ermittlungen eines jungen Untersuchungsrichters, der gerade erst aus Trapani nach Palermo gekommen war: Giovanni Falcone. Der Leiter der Ermittlungsbehörde von Palermo, Untersuchungsrichter Rocco Chinnici, der die Nachfolge des von den Corleonesern ermordeten Cesare Terranova angetreten hatte, übergab Falcone Ende 1979 die Akten zur Mafia des palermitanischen Viertels Uditore. Hier herrschten die mächtigen und sehr reichen Familien Spatola, Inzerillo, Gambino und Di Maggio. Sie waren die Aristokratie der Cosa Nostra.
    Falcone begann ihre unternehmerischen Aktivitäten zu untersuchen, ihre Bankkonten und ihre Geldtransfers in die Vereinigten Staaten, wo die Verwandten der Bosse lebten. Seine Finanzuntersuchung war die erste Revolution der Antimafia-Staatsanwaltschaft. Falcone erstellte ein Organigramm der Cosa Nostra, das die Verbindungen der Mafiosi und der einzelnenGruppen untereinander zeigte, und bereitete damit den Maxi-Prozess vor.
    Seine Ermittlungen versetzten die Stadt und auch die Justizbehörden in helle Aufregung. Eines Morgens rief Generalstaatsanwalt Giovanni Pizzillo den Leiter der Ermittlungsbehörde, Rocco Chinnici, zu sich und sagte ihm, Falcone ruiniere mit seinen Ermittlungen in Zusammenarbeit mit der Finanzpolizei die Wirtschaft Palermos. »Übertragen Sie ihm einfache Prozesse.« Falcone war gefährlich geworden. Er fuhr im gepanzerten Wagen mit einer Polizeieskorte durch Palermo. Kinobesuche waren für ihn nicht mehr möglich. Die Bewohner des Hauses, in dem er in der Via Notarbartolo wohnte, beklagten sich über das Sirenengeheul. Seine Ermittlungen gegen die Mafiafamilien Spatola und Inzerillo hatten sein Leben schlagartig verändert. Und auch in Palermo war nichts mehr wie zuvor.
     
    Die Bewohner von Palermo und der Insel haben die Mafia kennengelernt. Sie haben aber auch andere Dinge gelernt: zum Beispiel, dass die Mafia fast immer straflos davonkommt. Sie haben von den 300 Urteilen der ersten Strafkammer des Kassationsgerichts gelesen; von den Mördern, die seit Jahrzehnten in den Bars der Via Ruggiero Settimo ein und aus gehen und von denen nur per Zufall mal einer festgenommen wird. Sie haben erfahren, dass in den Adressbüchern der großen Mafiosi die Telefonnummern hoher Vertreter des Staates notiert sind – ihre Geheimnummern, versteht sich. Palermo ist eine Stadt des tiefen Schweigens, das nur von heftigen Gewitterstürmen unterbrochen wird.
     
    Aus: Giorgio Bocca,
L’Inferno
, 1992 (Dt.:
Verfilzt und
    vergiftet. Ein Land in den Fängen der Mafia
, 1994)
     
    In den ersten Julitagen des Jahres 1983 unterzeichnete Chefermittler Chinnici einen Ermittlungsbescheid gegen Nino und Ignazio Salvo, die mächtigen Steuereintreiber aus Salemi. Sie waren Freunde des Politikers Salvo Lima von der Democrazia Cristiana und Geldgeber der Andreotti-Strömung der Democrazia Cristiana in Sizilien. Am 29. Juli fiel Chinnici einem Attentat»libanesischer Art« zum Opfer. Er wurde durch eine Autobombe im Zentrum von Palermo getötet. Die Cosa Nostra wollte sich nicht den Prozess machen lassen.
    Chinnicis Nachfolger wurde der dreiundsechzigjährige Antonino Caponnetto, ein aus Caltanissetta stammender Untersuchungsrichter, der den größten Teil seines Berufslebens in Florenz verbracht hatte. Seine Ankunft in Palermo war ein Segen. In jenen Monaten Ende 1983 entstand in einem dunklen Zwischengeschoss des Justizpalastes von Palermo der berühmte Antimafia-Pool, ein Sonderausschuss zur Bekämpfung der Mafia, in dem die Untersuchungsrichter Giovanni Falcone, Paolo Borsellino, Leonardo Guarnotta und Giuseppe Di Lello zusammenarbeiteten. Drei Jahre später – nach drei Jahren der Isolation und Angst, der Widerstände und Feindseligkeiten eines Großteils der palermitanischen Justiz und der italienischen Richter- und Staatsanwaltschaft – begannen die Untersuchungsrichter die Anklageschriften zu formulieren, die zur Eröffnung des Hauptverfahrens gegen 707 Beschuldigte führten. Insgesamt 8632 Seiten in 22 Ordnern und mit 438 Anklagepunkten: 120 Morde, Mitgliedschaft in einer mafiaartigen kriminellen Vereinigung, Entführung, Erpressung, Drogenhandel und Zigarettenschmuggel.
    Die Untersuchung richtete sich zunächst gegen die Familien Spatola und Inzerillo, konnte aber dank

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