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Die Mafia - 100 Fragen 100 Antworten - FAQ Frequently Asked Questions MAFIA

Die Mafia - 100 Fragen 100 Antworten - FAQ Frequently Asked Questions MAFIA

Titel: Die Mafia - 100 Fragen 100 Antworten - FAQ Frequently Asked Questions MAFIA Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Attilio Bolzoni
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Beati Paoli
, der 1909 und 1910 in der Zeitung
Giornale di Sicilia
veröffentlicht wurde. (Dt.:
Der Roman der Beati Paoli
, Teil 1:
Der Bastard von Palermo,
Teil 2:
In den Katakomben von Palermo,
1996 bzw. 1998.)
    Die Beati Paoli könnte man als die Urahnen der Mafiosi betrachten, und nicht zufällig erinnerte Tommaso Buscetta in einer seiner ersten Aussagen als Kronzeuge daran, dass die Mafia »nicht erst jetzt entstanden ist, sie kommt aus der Vergangenheit. Am Anfang waren die Beati Paoli, die an der Seite der Armen gegen die Reichen kämpften […]. Und wir haben denselben Schwur geleistet, wir haben dieselbe Verpflichtung.«
    In Wirklichkeit fehlt jeder sichere Beleg für die Existenz der Beati Paoli zwischen dem 18. und dem 20. Jahrhundert. Zwar gab es bereits im 12. Jahrhundert in Palermo eine Geheimsekte oder Bruderschaft, sie trug jedoch den Namen
Setta dei Vendicosi,
Sekte der Rächer. Die mit Kapuzen verhüllten Männer trafensich in Grotten und Höhlen, die nur über unterirdische Gänge erreichbar waren, wie sie das palmermitanische Viertel Capo heute noch durchziehen, und waren die Rächer und Beschützer der Unterdrückten gegen die Übermacht des Adels. Der Mafioso Salvatore Contorno hatte in seiner Familie aus dem Viertel Santa Maria del Gesù den Beinamen Coriolano della Floresta. So heißt der Titelheld eines weiteren Romans, den Luigi Natoli nach dem großen Erfolg der
Beati Paoli
schrieb und der den Geist der Mafia atmet.
    Die am deutlichsten »heroische« Interpretation der Mafia jedoch stammt von dem palermitanischen Schriftsteller und Ethnologen Giuseppe Pitrè. Er schrieb Ende des 19. Jahrhunderts (
Usi e costumi, credenze e pregiudizi del popolo siciliano,
1889), der Mafioso sei »kein Räuber und kein Gauner […]. Der Mafioso ist nur ein beherzter und tapferer Mann, der sich nichts gefallen lässt, und in diesem Sinn ist es geboten, ja unerlässlich, ein Mafioso zu sein […]. Die Mafia ist das Bewusstsein des eigenen Seins, die übersteigerte Vorstellung von der Macht des Individuums.«
    Franchettis und Sonninos Untersuchung über Sizilien aus dem Jahr 1876 einmal ausgeklammert, tritt in der Literatur erst mit Leonardo Sciascia und mit Michele Pantaleone (
Mafia e politica
von 1962 und
L’industria del potere
von 1972) ein grundsätzlich anderes Bild der Mafia hervor.
    Die große sizilianische Literatur von Verga über Pirandello, Capuana und Brancati bis hin zu Vittorini interessierte sich nicht für dieses Thema. In Pirandellos Werken tauchen zwar mafiose Figuren auf, aber sie werden nie als Mafiosi bezeichnet. Und bei Verga findet sich nur etwas Unausgesprochenes. Er lässt die Mafia zwar gelegentlich auftreten, nennt sie aber gleichfalls nie beim Namen. Die Mafia wurde erstmals von Giuseppe Tomasi di Lampedusa literarisch behandelt. In seinem Roman
Il gattopardo
(
Der Leopard
) erzählt er vom Übergang der großen Grundbesitzungen vom Landadel auf das Bürgertum Mitte des 19. Jahrhunderts. Und es fällt der berühmte Satz: »Wir waren dieLeoparden, die Löwen. Unseren Platz werden die Schakale einnehmen, die Hyänen.« Hier, in dieser Umbruchszeit, liegt der eigentliche historische Ursprung der sizilianischen Mafia.
    89. Apropos Sciascia: War er ein Schriftsteller gegen die Mafia oder gegen die Antimafia?
    Der gegen Leonardo Sciascia erhobene Vorwurf, er sei von der Mafia »verhext« worden, ist sehr kleinlich. Er entstand im Zuge der Polemik nach Erscheinen seines erwähnten Artikels über die »Professionisti dell’Antimafia« (»Die Antimafia-Karrieristen«) im Jahr 1987, wo er beklagt, dass auch der Kampf gegen die Mafia zu einem machtpolitischen Instrument werden könne. Sciascias Überlegungen hatten durchaus einen wahren Kern, wenn man sieht, wie man auch heute mit Hilfe der Antimafia Karriere machen kann und wie schnell sich so mancher zu einem Mafiagegner stilisiert, obwohl er ganz andere Interessen verfolgt. Mit den Beispielen allerdings, auf die er sich bezog – Paolo Borsellino, damals Leitender Oberstaatsanwalt von Marsala, und Leoluca Orlando, damals Bürgermeister von Palermo –, lag Sciascia eindeutig daneben. Sizilien brauchte in jenen Jahren einen Wandel, einen radikalen Bruch mit der Vergangenheit, und die Antimafia-Kämpfer Borsellino und Orlando standen – jeder auf seine Weise – für diesen Bruch.
    Man darf jedoch den sizilianischen Schriftsteller nicht auf diese Polemik festnageln und alles ausklammern, was er zuvor geschrieben und gesagt hatte. Sciascia

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