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Die Mafia kommt zur Geisterstunde

Die Mafia kommt zur Geisterstunde

Titel: Die Mafia kommt zur Geisterstunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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auf ihren Abtransport zur
Müllkippe.
    Als Beschatter, dachte Karl, sind wir
das letzte. Regelrecht mit der Tür fallen wir ins Haus, weil wir die
Gebäudenummer nicht finden. Sehr unauffällig, wirklich! Aber vielleicht
erfahren wir was. Diese Katja hat die Harmlosigkeit voll drauf. Die ahnt nicht,
was Manowsky und Pölke für Typen sind.
    Sie mußten ihre Regenjacken ablegen und
Platz nehmen.
    Katja ging in die Küche und kam mit
einer Kanne Kaffee zurück. Sie schenkte drei Tassen ein, setzte sich den beiden
gegenüber und lächelte sie an. Die Jungs nannten ihre Namen.
    „Ich heiße Katja Meier. Gunter Pölke
ist mein Bekannter. Bei Manowsky, seinem Freund, arbeitet er gelegentlich — aushilfsweise.
Auch jetzt ist er dort. Habt ihr Ärger mit Manowsky?“
    Ihr Stirnrunzeln verriet, daß sie nicht
viel von ihm hielt. Aber Karl stellte Pölke auf dieselbe Stufe, indem er
nämlich haarklein berichtete, wie die Jungs für nichts und wieder nichts
achtzehn Mark und fünfzig eingebüßt hatten.
    „Aber“, schloß er, „das wollen wir
nicht wieder aufwärmen. Bitte, vergessen Sie ‘s. Ins Kraft-Center gehen wir
ohnehin nie wieder.“
    „Daß Gunter sowas mitmacht, wundert
mich“, meinte sie. „Bei Manowsky, ja! Der scheint geldgierig zu sein und nicht
immer ganz ehrlich. Für euch tut ‘s mir leid.“
    „Manowsky hatte diese Nicole Fiebig bei
sich beschäftigt. Das sagt eigentlich alles“, meinte Karl. „Sind Sie ihr
begegnet?“
    „Einmal. Aber wieso? Was ist denn mit
ihr?“
    Sie ist ahnungslos, dachte Karl, wie
ein drei Wochen alter Maulwurf.
    Er berichtete, was sich gestern in
Lothar Voss’ Wochenendhütte ereignet hatte, und Katja Meier war wie vom Donner
gerührt. Karl begann zu hinterfragen. Ob Manowsky oder Pölke was geäußert
hätten über die Fiebig. Aber Katja konnte sich nicht entsinnen.
    „Gunter hatte mit ihr überhaupt nichts
zu tun“, meinte sie. „Und Manowsky wird jetzt froh sein, daß er sie los ist.“
    Es kommt nichts dabei raus, dachte
Karl. Sie ist nett, aber unergiebig. Pölke ist im Kraft-Center, fällt also
unter Tarzans und Gabys Beschattung. Mehr Kaffee vertrage ich nicht. Sonst
kriege ich Herzklopfen. Also könnten wir absocken. Der Regen hört noch lange
nicht auf.
    Bevor er den Abschied einleiten konnte,
klingelte es an der Tür.
    „Nanu?“ wunderte sich Katja — und ging
dann, um nachzusehen.
    Als sie draußen war, wisperte Klößchen:
„Wir sind zwar äußerst geschickt. Aber auf einen Busch, in dem nichts ist,
klopft man vergeblich. Der Kaffee macht noch mehr Hunger. Wenn sie wenigstens
ein Stück Torte hätte. Ich...“
    „Pst!“
    Im Flur erschollen Stimmen.
    „Herr Reebmann, Sie“, freute sich
Katja, als käme der Weihnachtsmann. „Sie wollen zu Gunter, ja? Er ist leider
nicht da, sondern bei...“
    „Der interessiert mich nicht“, belferte
eine Männerstimme, die in einem langen Leben schon viele Kommandos erteilt
hatte — aber nicht auf dem Kasernenhof, sondern in Büros und Konferenzräumen. „Ihretwegen,
Katja, bin ich hier. Jawohl! Ich war erst bei Ihrer Wohnung. Tote Hose. Da
dachte ich mir, Sie sind bei meinem Neffen, um ihm den Sonntag zu verschönen.
Wäre er hier, hätte ich ihn in kauf genommen. Umso besser, daß er mit
Abwesenheit glänzt. Was sollte sonst an ihm glänzen, hahah! Jedenfalls — ich
entführe Sie ins Grand-Hotel. Zum Mittagessen. Klar? Keine Widerrede! Das
duldet Oswald Reebmann nicht. An einem Apriltag wie diesem kann man sich nichts
besseres antun. Sonst hätte ich Sie zum Scheilitzer-See gebeten und Ihnen mein
Wochenend-Paradies gezeigt. Aber das verschieben wir auf einen sonnigen
Sonntag. Also, mein Fräulein, nehmen Sie Ihren Mantel!“
    „Das ist riesig nett“, lachte sie. „Aber
ich bin doch gar nicht angezogen. Angezogen fürs Grand-Hotel, meine ich.“
    „Sie sehen entzückend aus. Die Gäste
werden mich beneiden und denken, woher hat dieser alte Schlurf das entzückende
Mädchen.“
    Katja gluckste. Es klang kein bißchen
eingebildet. Sie sagte dann, sie hätte Besuch, und beide kamen herein.
    Karl und Klößchen beäugten den
weißhaarigen Senior und wurden ihm vorgestellt. Er musterte sie kurz — mit
einem Blick, als hätten sie sich bei ihm als Lehrlinge beworben. Ob er sie
genommen hätte, war nicht aus seiner Miene zu lesen.
    „Wir wollten uns gerade verabschieden“,
sagte Karl. „Vielen Dank für den Kaffee, Fräulein Meier. Und Guten Appetit beim
Mittagessen. Im Grand-Hotel — falls ich mir die

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