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Die Mafia kommt zur Geisterstunde

Die Mafia kommt zur Geisterstunde

Titel: Die Mafia kommt zur Geisterstunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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Empfehlung erlauben darf — ist
die toskanische Scampi-Pfanne ein wahrer Schmaus für Gaumen, Schlund und Zähne.“
    „Stimmt“, sagte Reebmann erstaunt. „Warst
du schon dort?“
    „Meine Eltern“, erklärte Karl, „pflegen
dort häufig zu speisen. Gelegentlich muß ich mit.“
    Das war ein starker Abgang.
    Draußen runzelte Klößchen die Stirn.
    „Reebmann? Ah, Reebmann! Ich glaube,
das ist der, dem unsere Schokoladenfabrik in der Nase steckte. Er wollte sie
kaufen, aber mein lieber Vater gibt doch sein Lebenswerk nicht her. Du mußt
wissen, dieser Reebmann sammelt Fabriken wie andere Leute Bierdeckel. Ein
Großindustrieller.“
    „Und Pölke sein Neffe? O je! Dann ist
der wohl das schwarze Schaf der Familie. So klang auch die Bemerkung, die
Reebmann über ihn machte.“
    Sie stiegen auf die Räder. Als sie zur
Innenstadt zurückfuhren, mußten sie an Reebmanns Wagen vorbei — einem Bentley.
Ein uniformierter Chauffeur saß hinter dem Lenkrad.
     
    *
     
    Naja! dachte Tarzan, als er — mit Gaby
an der Hand — in das Café trat. Ziemlich eng! Verqualmt wie ‘ne Köhlerhütte.
Und alle Tische besetzt. Willi hat unrecht, wenn er meint, er und Karl hätten
das schlechtere Los gezogen.
    Gaby blies gegen ihren Pony, was den
aber kein bißchen hob, weil er naß war. Sie ließ ihre Hand zwischen Tarzans
Fingern und knöpfte rechtshändig die Regenhaut auf.
    „Vielleicht können wir uns irgendwo
dazu setzen? Ich will jetzt heiße Schokolade. Meine Sonntagsvormittag-Stimmung
ist darauf eingestellt.“
    „Hm.“
    Er sah sich um. Das kleine Café wirkte
wie ein plüschiges Wohnzimmer. Die Serviererin hatte blonde Locken — so groß
wie Schmalzgebäck. Am Kuchenbuffet protzten fünfstöckige Sahnetorten.
    In diesem Moment wurde ein Fenstertisch
mit vier Plätzen frei. Günstiger konnte es nicht kommen.
    Tarzan rückte Gaby den Stuhl zurecht,
brachte dann ihre Regenhaut zum Garderobenständer und hängte seine tropfnasse
Jacke dazu. Als er saß, zog ihm Zufriedenheit die Mundwinkel hoch.
    „Stark! Manos Kraft-Center liegt im
Blickfeld, ohne daß wir uns das Genick verrenken müssen. Wir sehen jeden, der
durch die Tür geht.“
    Er hob den Blick zu den
Mattglasfenstern im ersten Stock. Auch jetzt brannte dort Licht. Zahlreiche
Gestalten bewegten sich. Der verregnete Sonntag war offenbar ein Bodybuilder-Tag.
Am Straßenrand parkte ein Wagen hinter dem andern.
    „Andererseits, Pfote, kann Manowsky bei
diesem Betrieb wahrscheinlich nicht weg. Wird er Nicole Fiebig jetzt, nachher,
heute aufsuchen? Egal! Wir können nichts anderes tun. Und du kriegst jetzt
deine heiße Schokolade.“
    Gaby bestellte außerdem ein Stück
Käsekuchen, Tarzan Tee und ein Butterhörnchen. So saßen sie nebeneinander, Hand
in Hand, und Manos Kraft-Center rückte einige Kilometer weit weg. Aber diese
rosarote Stimmung hielt nicht an, obwohl unter den — größtenteils älteren — Gästen
niemand war, der gestört hätte. Die Störung kam von draußen. Gaby sah die
beiden zuerst.
    „Sind das nicht Wupp und Fenzlau?“
    „Exakt.“
    Die beiden Elfjährigen gehörten zur
Internatsschule — als Heimschüler. Unter ihresgleichen waren sie verhaßt, denn
man kannte sie als unkameradschaftlich. Die Lehrer verzweifelten an ihnen. Wupp
war ziemlich groß und hatte Sommersprossen im bleichen Gesicht. Er brüstete
sich damit, er hätte schon Haschisch geraucht — was aber nur bei beknackten
Typen Eindruck machte. Fenzlau, der wie Haferbrei aussah — hinsichtlich der
Gesichtsfarbe — , war häufig betrunken und schlief dann seinen Rausch irgendwo
im Heizungskeller aus.
    Die beiden vertraten der Serviererin
den Weg. Sie brachte gerade das Tablett mit der Bestellung für Gaby und Tarzan,
blieb aber stehen.

    „Zwei Packungen Zigaretten“, sagte
Wupp. „Und eine Flasche Weinbrand.“
    Die Serviererin gehörte nicht zu jenen,
die Jugendlichen verkaufen, was die verlangen. Sie schüttelte den Kopf
    „Wir geben keinen Alkohol an
Jugendliche ab, auch keine Zigaretten.“
    Sie ging weiter.
    „Blöde Kuh!“ sagte Fenzlau vernehmlich.
    Empört blickten einige Kaffeekränzchen-Damen
auf. Aber die beiden schoben schon ab in Richtung Tür.
    „Man schämt sich“, flüsterte Gaby. „Diese
Glimmer-Typen (Glimmer = Alkoholrausch) machen den guten Ruf unserer
Schule kaputt.“
    „Hier weiß hoffentlich keiner, woher
die kommen. Eine Schande ist es trotzdem. Denen sollte ich ein Horn ziehen,
damit sie sich mal wieder auf Milch und Frischobst

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