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Die Mafia kommt zur Geisterstunde

Die Mafia kommt zur Geisterstunde

Titel: Die Mafia kommt zur Geisterstunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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das
Ferienhaus. Es war komfortabel eingerichtet und gegen Einbruch versichert.
    Der Schein seiner Taschenlampe reichte
aus, um sich zurechtzufinden.
    Er begann zu plündern. Was ihm wertvoll
erschien, warf er in seinen Rucksack: Nippes, Bilder, Handfeuerwaffen als
Wanddekoration. Aber ihn interessierte die Beute nicht. Es ging um was anderes.
    Im Bad öffnete er das
Apothekenschränkchen.
    Richtig! Dort stand die braune
Glasflasche. Sie war gefüllt mit Reebmanns Vitamin-Bomben, den saubohnen-großen
Kapseln.
    Pölke schraubte den Deckel ab. Drei
Kapseln lagen zuoberst. Vorsichtig nahm er sie heraus.
    Er zog die Kapselhälften auseinander,
schüttelte den pulverisierten Inhalt ins Klo und legte die sechs Hälften auf
den Rand des Waschbeckens. Aus der Tasche nahm er ein kleines Döschen, das
weißliches Pulver enthielt. Damit füllte er die Kapseln, die er wieder
zusammensteckte.
    Der neue Inhalt war ihnen nicht
anzusehen. Pölke legte die drei „umgefüllten“ Kapseln zurück in die braune
Glasflasche. Jetzt ruhten sie wieder zuoberst auf ihren gesundheitsförderlichen
Kollegen.
    Pölke stellte die verschlossene Flasche
an ihren Platz zurück und schloß das Apothekenschränkchen.
    Die Giftmenge in den drei Kapseln
reichte, um 20 Mann umzubringen. Reebmann würde, wie gewohnt, drei Kapseln auf
einmal schlucken.
    Seine Feinde, dachte Pölke, zählen nach
Tausenden. Wieviele hat er geschäftlich fertiggemacht? Wieviele in den Bankrott
getrieben? Wieviele Betriebe billig aufgekauft und seinem Konzern einverleibt?
Wieviele Drohungen, anonym ( namenlos ) oder unverhüllt hat er erhalten?
Na, also! Auf jene wird der Verdacht fallen. Nicht auf mich. Ich bin der
harmlose Neffe, der sowieso alles gekriegt hätte. In zehn oder 20 Jahren,
hahah! Das ist mir zu lange, lieber Onkel. Deshalb beschleunige ich deinen
Abgang, bevor ich endgültig Talbahn fahre. Deine Knete brauche ich jetzt, du
Geizhals. Leben will ich jetzt! Ich will Katja verwöhnen.
    Spätestens morgen mußte Brunner den
Einbruch entdecken.
    Selbstverständlich würde man den
Schaden sofort beheben. Ein Einbrecher? Na, schön! Kann vorkommen, sowas!
    Und am nächsten Wochenende war dann der
Alte wieder hier.
    Bestimmt nimmt er die Kapseln aus der
Flasche, dachte Pölke, damit sie nicht ins Verfalldatum kommen.
    Er schulterte den Rucksack, verließ das
Ferienhaus und lief zum Wagen.

    Während er zur Stadt zurückfuhr,
ordnete er seine Gedanken.
    Natürlich würde er weiterhin mitmachen
bei Mano. Niemand — auch der nicht — durfte das geringste ahnen von dem, was
eben geschehen war. War das nicht das beste Alibi überhaupt, wenn er sich an
Manos Verrücktheiten beteiligte?
    Mano wollte den Terror aus dem Stall
lassen. Damit würde er irgendwann auf die Nase fliegen — oder auch nicht. Wenn
die Bullen dann rafften, daß auch er, Pölke, beteiligt war — mußten die sich
sagen: Wem Millionen ins Haus stehen, der zieht nicht solchen Mist ab. Der
macht nicht mit beim Terror gegen Strong und andere Studio-Besitzer, weil er
das gar nicht nötig hat. Wozu das Risiko, wenn er — als einziger — weiß, daß er
die Millionen bald erben wird?
    „Gut gemacht, Gunter“, sagte er
halblaut zur Windschutzscheibe, „wenn ich Mano treu bleibe, kann ich mit dem
Giftanschlag gar nichts zu tun haben. Logo! Mein kleines Verbrechen, der Terror,
ist das beste Alibi für das große.“
    Er fand sich großartig. Ihn schauderte
angesichts seiner affenstarken Durchtriebenheit. Ehrlich, einen wie sich wollte
er nicht zum Feind haben, nicht mal zum Freund.
    Er erreichte die Stadt, landete in
seiner feuchten Behausung und schlief ohne Gewissensbisse ein.

7. Beschatter im Regen
     
    Als Tarzan aufwachte, trommelte Regen
gegen die Fensterscheibe. Er öffnete erst das linke, dann das rechte Auge und
sah hinaus in die grauen Schwaden.
    Auf der Dachrinne vom Paukersilo saßen
sieben Spatzen und sträubten das Gefieder. Auch sie hatten sich den
Sonntagmorgen anders vorgestellt. Aber wer läßt sich vom Regenwetter aufhalten,
wenn Unternehmungslust in den Adern kreist.
    Tarzan warf einen Blick auf die Uhr.
Dann schnellte er aus dem Bett, als wäre plötzlich ein Wespenschwarm unter die
Decke geschlüpft.
    „Willi, aufstehen. Es ist Sonntag.
Erster Tag der Beschattung. Hör auf zu grunzen! Du bist kein Ferkel.“
    Klößchen, von dem nur der Hinterkopf
und ein Ohr zu sehen waren, stellte sich schlafend.
    „Also gut“, meinte Tarzan. „Die fünf
Schoko-Tafeln auf deinem Nachttisch —

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