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Die Mafia kommt zur Geisterstunde

Die Mafia kommt zur Geisterstunde

Titel: Die Mafia kommt zur Geisterstunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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die fliegen jetzt durchs Fenster auf den
Hof. Ehrlich, ich mach ‘s!“
    Er riß das Fenster auf. Regen sprühte
herein. Brüllend fuhr Klößchen hoch.
    „Untersteh dich! Das sind meine
letzten. Ich weiß sowieso nicht, wie ich den Tag überstehen soll.“
    Lachend schloß Tarzan das Fenster.
    „Beeil dich! Karl holt Gaby ab. Um halb
zehn treffen wir uns vor dem Kaufhaus Rose. Und dann ran mit der Beschattung an
Manowsky und Pölke. Ich wette, sie werden mit der Fiebig nicht nur
telefonieren. Sie muß auch versorgt werden — mit Toastbrot, Butter, Zahncreme,
frischen Strümpfen, dem Sonntagsblatt und was eine gesuchte Banditin sonst noch
so braucht. Aus ihrem Versteck kann sie sich nicht wagen. Nicht mal mit
geändertem Make up. Da ist es nur logisch, daß ihr die Ganoven zur Hand sind.
Logo? Oder bin ich auf dem falschem Bananendampfer?“
    Klößchen stöhnte, während er — auf der
Bettkante sitzend - mit nackten Füßen nach seinen Latschen angelte.
    „Frag was Leichteres! Ich kann jetzt
noch nicht denken. Du reißt mich aus dem Schlaf und erwartest Wunder. Als
Budenkamerad bist du eine Folter. Das muß mal gesagt werden.“
    Tarzan lachte. „Sollen Gaby und Karl im
Regen stehen? Mach Tempo, Bodybuilder! Ich verzichte aufs Frühstück und zieh
mir nur einen Tee rein.“
    Aber Klößchen war nicht nur verschlafen
im Kopf, sondern auch schlapp in den Füßen. Es dauerte ziemlich lange, bis er
im großen Speisesaal antanzte, wo Tarzan am Tisch saß - mit der dritten Tasse
Tee. In eine Papierserviette hatte er zwei Semmeln gewickelt: Wegzehrung für
Klößchen.
    Sie schlüpften in ihre knielangen
Regenjacken, setzten die Kapuzen auf und holten die Räder. Auf der
Zubringerstraße stand Regenwasser. Die Felder zu beiden Seiten verwandelten
sich in Sümpfe. Leere Straßen in der Stadt. Aber vor dem Haupteingang des
Kaufhaus Rose warteten Gaby und Karl.
    Tarzan begrüßte seine Freundin mit
einem Schmatz auf die Wange. Sie schmeckte nach Regen — aber nicht nur. Gabys
Pony klebte an der Stirn, regennaß. Sogar das sah entzückend aus. Sie trug
einen selbstgestrickten Pullover unter der Regenhaut und war entschieden der
hübscheste Anblick an diesem Sonntagmorgen. Ihr Lächeln erwärmte Tarzan bis in
die Fingerspitzen.
    „Karl hat mir erzählt“, sagte sie, „was
gestern abend noch war. Daß die euch ums Eintrittsgeld betrogen haben, ist ein
Hammer. Achtzehn Mark und fünfzig für nichts — das ist nicht nur teuer. Das ist
Wucher.“
    „Unsere Rache wird fürchterlich“,
nickte Klößchen. „Wir überführen sie, indem wir beweisen, daß sie mit dem
Satansweib, der Fiebig, unter einer Decke stecken. Dann hagelt es Belohnungen
auf uns, daß die Sparkonten in die Hände klatschen.“
    „Und wie gehen wir vor?“ fragte Karl.
    „Gaby und ich beschatten
Manos-Kraft-Center“, antwortete Tarzan. „Das heißt, wir haben Manowsky im Auge.
Dem Studio schräg gegenüber ist ein kleines Café. Dort gehen wir vor Anker.
Einverstanden, Pfote?“
    „Aber ja.“ Ihre Blauaugen lächelten. „Wir
trinken heiße Schokolade und freuen uns auf Ostern.“
    „Ihr“, wandte Tarzan sich an Karl und
Klößchen, „übernehmt Pölke. Ich habe gestern abend noch im Telefonbuch
nachgesehen. Manowskys Piepenmelker ( Kassierer ) wohnt in der Gaisraither
Straßer 107. Das ist hinter dem Laubenviertel stadtauswärts. Aber beradelt
schafft ihr das. Worum es geht, ist klar. Jede Feindbewegung verfolgen. Das
heißt, sobald Pölke in die Pampa heizt, seid ihr ihm auf den Fersen. Zieht die
Kapuzen in die Stirn — dann erkennt er euch nicht. Ohnehin können wir Petrus
nur dankbar sein. Der Regen ist unser Verbündeter. Man sieht nicht weit.“
    „Weißt du zufällig“, fragte Klößchen, „ob
gegenüber von Gaisraither-Straße 107 auch ein Café ist? Wenn nicht, dann hätten
Karl und ich den schlechteren Teil erwischt.“
    „Wozu ein Café? Du hast doch deine
beiden Semmeln. Wir müssen Zeche machen im Café, was nochmal ein Loch ins
Taschengeld reißt. Und überhaupt! Willst du Pfote zumuten, daß sie als holdes
Geschöpf durch den Regen zum Stadtrand brettert?“
    „Natürlich nicht“, murmelte Klößchen. „Man
ist ja schließlich Kavalier.“
    „Also alles klar? Dann können wir
abheben vom Landeplatz.“
    Karl und Klößchen fuhren los.
    „Ich bin also ein holdes Geschöpf“,
sagte Gaby. „Wie ist das zu verstehen? Bin ich hilflos und unfähig, durch den
Regen zur Gaisraither-Straße zu fahren? Oder bin ich so

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