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Die Mafia kommt zur Geisterstunde

Die Mafia kommt zur Geisterstunde

Titel: Die Mafia kommt zur Geisterstunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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wenn
Oswald Reebmann sein Vermögen an den Neffen Gunter weitergegeben hatte. Rosige
Aussichten also, aber sie lagen sehr fern.
    „Heute muß ich mich mal ausschlafen“,
meinte er.
    „Ich auch.“
    „Sag, wenn ich dich nach Hause bringen
soll.“
    Sie sah auf die Armbanduhr. „Eigentlich
bin ich ziemlich müde.“
    Na also, dachte er, dann bin ich
rechtzeitig bei Mano.
    Somit beendeten sie die Zweier-Party,
erhoben sich und traten in den häßlichen Flur, um in die Mäntel zu schlüpfen.
Abermals klingelte das Telefon.
    „Wenn ich nicht drangehe“, meinte er, „ist
es garantiert wichtig. Nehme ich den Hörer auf, ist es bestimmt nur irgendein
Spinner, der mir die Ohren vollquatscht. Was tun?“
    „Du bist zu Hause. Also melde dich.“
    Es war Oswald Reebmann.
    „Neffe“, erscholl seine Stimme, „da du
mein einziger Verwandter bist, kannst du gefälligst Anteil nehmen, wenn mir
Ungemach zustößt. Die Menschen sind ja so schlecht. Man glaubt es nicht.“
    Er hustete.
    „Was ist, Onkel Oswald? Hattest du
einen Unfall, oder sind es geschäftliche Sorgen?“
    „Unsinn! Ein hinterhältiger Einbrecher
hat mich heimgesucht. Eben erfahre ich ‘s vom alten Brunner. Stell dir vor, in
mein Ferienhaus am Scheilitzer See wurde eingebrochen. Es ist leergeplündert.
Aber hat sich das gelohnt? Muß ein Dummkopf sein, der Einbrecher. Du hast nicht
zufällig Zeit, um rauszufahren und den Schaden zu begutachten? Der alte Brunner
hat Frühjahrsgrippe und niest mir die Wände voll.“
    „Tut mir leid, Onkel! Bin die ganze
Woche dienstlich eingeteilt im Museum. Muß aufpassen, daß nichts geklaut wird.
Die Verantwortung schlaucht mich. Aber vielleicht kann ich einen Krankentag
einlegen. Dann fahre ich selbstverständlich raus und...“
    „Kommt nicht in Frage. Du arbeitest!
Brunner wird’s schon packen. Mir fällt ein, er kennt Handwerker, die das Haus
schnell in Ordnung bringen. Denn nächsten Samstag will ich raus.“
    „Viel Vergnügen!“ wünschte Pölke.
    „Was ich noch sagen wollte — der
verdammte Einbrecher hat auch die wunderschöne Porzellanfigur mitgenommen, die
du mir geschenkt hast. Das ist ein Verlust, der mir nahegeht.“
    Man faßt es nicht! dachte Pölke. Dieser
Lügenbold! Gerade dieses Kitschmonster habe ich zurückgelassen. Weil ich weiß,
daß er ‘s nicht leiden kann. Jetzt hat er also Brunner beauftragt, das Ding zu
beseitigen — die Gelegenheit kommt ja wie gerufen.
    Bei der Porzellanfigur handelte es sich
um einen plumpen Stier, auf dem eine Dame ritt — im wehenden Gewand.
    „Vielleicht, Onkel Oswald“, sagte er, „kann
ich dir die gleiche Figur nochmal besorgen. Es war ja kein Einzelstück.“
    „Mach dir keine Mühe!“ wehrte Reebmann
ab. „Du wirst im Museum gebraucht. Also dann Gute Nacht! Übrigens — deine
jetzige Braut und künftige Ehefrau ist wirklich entzückend. Faszinierend! Ein
charakterliches Juwel! Ich frage mich, was sie an dir findet.“
    „Ihr gefällt mein angenehmes Wesen.
Schlaf gut, lieber Onkel.“
    Er legte auf. Während er Katja nach
Hause brachte, berichtete er von dem Einbruch.
    Von ihrer Wohnung bis zum Kraft-Center
genügten zwölf Gehminuten.
    Er ließ sich Zeit. Es war erst kurz
nach elf. Unterwegs kehrte er in eine Kneipe ein und trank zwei Schnäpse zum
Bier.
    Als er um halb zwölf ankam, saß
Manowsky in seinem Wagen, einem alten Porsche, dessen Lack noch schwärzer war
als die Nacht.
    Sie fuhren los und hielten in der
Luther-Straße, die auf den Luther-Platz mündet. Es war keine Straße, in der man
flaniert (bummelt). Graue Wohnblöcke standen auf beiden Seiten. Das
Interessanteste auf 400 Metern war ein Verleihgeschäft für Video-Filme mit
knalligen Plakaten im Schaufenster.
    Die beiden Ganoven tappten in eine
Gasse. Sie führte ins Wirrwarr der Hinterhöfe. Sich hier zurecht zu finden bei
Nacht, war gar nicht so einfach. Aber Manowsky hatte an eine Taschenlampe
gedacht, und ihr trüber Schein funzelte voran, bis sie den Hof hinter dem
Lagerhaus erreichten.
    Sie zogen die Plane weg. Jeder nahm
einen Vorschlaghammer und zwei der Kanister.
    Der Himmel war schwarz. Man ahnte
Wolken. Kein Stern, kein Mond. Aber Feuchtigkeit hing in der Luft. In so einer
Nacht — noch dazu so kurz vor dem Montag — sind die Straßen leer. Und hier, im
Hinterhof der Großstadt, hatten sich sogar die Katzen frühzeitig zur Ruhe
begeben.
    Niemand begegnete den Ganoven. Sie
gelangten an die Hintertür von Strangs Studio. Schnaufend stellten sie die
Lasten ab.
    Pölke

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