Die Mafia kommt zur Geisterstunde
weit.“
„Wer denkt an Judo“, grinste Tarzan. „Das
ist Sport unter Gleichgesinnten. Aber morgen nacht geht ‘s ums Überleben. Wir
bewaffnen uns. Christian Schulze-Reichard aus der 10a hat ein Waffenarsenal und
47 Mark Schulden bei mir. Der wird uns mit Tränengaspistolen und Handschellen
versorgen. Dann machen wir sie platt, die Verbrecher, wenn sie ins Studio
eindringen. Ist doch klar.“
„Und wenn die auch bewaffnet sind?“
wandte Gaby ein.
„Wir schießen schneller — mit
Tränengas. Leute, wird das ein Nebel!“
Karl sagte: „Aber wir wissen nicht,
wann sie kommen. Die genaue Zeit kann 23.14 Uhr sein, aber auch 3.59 Uhr.
Vielleicht verpassen wir sie, weil ihr im Adlernest hängen bleibt oder eure
Strickleiter reißt. Deshalb sollten wir die Munition entschärfen.“
Das Pärchen wußte sofort, was er
meinte.
„Tolle Eingebung, Karl“, lachte Tarzan.
„Wir gießen das Benzin aus. Es versickert. In die Kanister füllen wir Wasser.
Das brennt nicht. Das löscht. Wasser wird ja auch von der Feuerwehr verwandt.
Und die Hämmer...“
„...wenn wir eine Säge hätten“, rief
Gaby, „könnten wir die Stiele dicht beim Hammerkopf soweit durchsägen, daß beim
ersten Schlag alles bricht.“
Die Jungs grienten bis zu den Ohren.
„Finde ich so gut“, meinte Karl, „daß
wir nicht sofort eingreifen dürfen, Tarzan, wenn ‘s soweit ist. Ich muß die Gesichter sehen, wenn beim ersten Hieb die Hämmerköpfe wegfliegen und das
Streichholz im Wasser erlischt.“
„Willi sollte seinen Fotoapparat
mitnehmen“, feixte Tarzan. „Er hat Blitzlicht.“
„Die Bilder können wir dann an die
Presse verkaufen“, schlug Gaby vor. „Das bringt enormes Geld. Besonders, wenn
wir die Fotos nicht selber verkaufen, sondern einem Presseagenten ( Zwischenhändler )
überlassen. Der kennt den Markt und fordert den Höchstpreis.“
„Aber er fordert soviel Provision (Vermittlungsgebühr)“, wußte Karl, „daß wir zum Schluß die Dummen sind. Agenten sind da wie
Verleger. Der berühmte Dichter Maxim Gorki hat schon gesagt: Die Dichter bauen
Luftschlösser, die Leser bewohnen sie — und die Verleger kassieren die Miete.“
„Starkes Wort“, meinte Tarzan. „Und
wahrscheinlich sehr wahr. Aber über die Verwertung der Fotos können wir sülzen,
wenn wir sie haben. Jetzt sollten wir das Benzin ausgießen und eine Säge
besorgen. Das Wasser nehmen wir aus der Regentonne dort hinten.“
Die Säge, einen Fuchsschwanz, holten
sie sich schließlich bei Werner Strong.
Er war ziemlich verwundert, erhielt
aber keine Erklärung, nur ein vielsagendes Grinsen der Jungs. Achselzuckend
überließ er ihnen, was sie wünschten.
10. Ziemlich lasche Aktion
Pölkes Wohnung glänzte. Sie war sauber
wie nie zuvor.
Katja saß auf der Couch und lutschte an
einem Keks. Ihr Lächeln galt Pölke. Er roch nach Stachelbeergeist. Aber das
verzieh sie ihm. Sicherlich hatte er einen anstrengenden Tag gehabt.
„Du hast geschuftet im Kraft-Center,
Gunter — nur um deinem Freund, den ich wirklich nicht mag, einen Gefallen zu
tun. Und ich — also, es war himmlisch, wie mich dein Onkel ausgeführt hat. Die
toskanische Scampi-Pfanne im Grand-Hotel ist ein unvergeßlicher Gaumenschmaus.“
„Das freut mich“, meinte er und fand,
sie sähe wirklich satt und zufrieden aus.
„Ich bin ja nicht anfällig, Gunter, was
den Luxus betrifft. Weil ich nie wohlhabend war und aus kleinen Verhältnissen
stamme. Aber es scheint Spaß zu machen, wenn Geld keine Rolle spielt. Im
Grand-Hotel haben sie deinem Onkel jeden Wunsch von den Augen abgelesen — und mir
auch. Das ist zwar nicht ehrlich, weil all diese Dienstleiter nur aufs
Trinkgeld schielen und deshalb freundlich sind — aber genossen habe ich ‘s
trotzdem.“
„So ist die Welt nun mal“, nickte er. „Wenn
du Geld hast, kannst du alle in den Hintern treten — und sie werden sich dafür
noch bedanken. Hast du keins, bist du ‘s, der den Tritt in den Hintern kriegt.“
„Nein, Gunter!“ rief sie. „Das
unterschreibe ich nicht. Geld sagt gar nichts aus über den Wert dessen, der es
hat. Im Gegenteil. Große Vermögen sind fast immer durch Gaunerei entstanden.
Wahrer Stolz ist, seinen Stolz auch ohne Geld zu bewahren. Dazu gehört sogar
Mut. Und Stärke. Ich kenne ein paar Menschen — also, die besitzen fast gar
nichts. Aber sie werden respektiert, ohne daß sie das Portemonnaie zücken.
Würde man sie — wie du sagst — in den Hintern treten, schlügen sie zurück.
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