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Die Mafia kommt zur Geisterstunde

Die Mafia kommt zur Geisterstunde

Titel: Die Mafia kommt zur Geisterstunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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Und
wie!“
    „Hm. Naja!“ Das Thema war ihm zu
anstrengend. „Du hast sicherlich recht. Und ich bin ganz deiner Meinung. Aber
die meisten Mitmenschen buckeln vor dem Geld. Richtig merken wirst du ‘s, wenn
wir beide drin schwimmen — im Geld. Aber das kriegen wir ja erst, wenn Onkel
Oswald gestorben ist. Also hoffentlich erst in vielen, vielen Jahren. Er hält
zwar nichts von mir. Doch ich wünsche ihm ein langes, langes Leben. Hundert
Jahre mindestens.“
    Aber nächsten Sonntag verreckt er,
dachte er — und ein verstecktes Grinsen zuckte um seine Mundwinkel.
    Das Telefon klingelte.
    Katja, die näher saß, nahm den Hörer
ans Ohr.
    „Bei Gunter Pölke.“
    „Hier ist Mano“, sagte Manowsky am
anderen Ende der Leitung. „Herzblatt, gib mir mal deinen Elch an die Strippe!“
    „Augenblick“, sagte sie eisig — denn
sie konnte Manowsky wirklich nicht leiden. „Für dich“, sie hielt Pölke den
Hörer hin. „Dein Freund.“
    Was will der denn? dachte Pölke und
setzte sich neben Katja. Aber er rückte etwas ab und preßte den Hörer aufs Ohr.
Ahnte er doch, daß Manos Message nicht für Katja bestimmt war.
    Und richtig! Sagt der auch schon: „Stell
mal deine Tussi in die Ecke. Gunter, oder schick sie aufs Klo. Ich hab was zu
labern.“
    „Ähem... ich höre.“

    „Es ändert sich was, Gunter“, sagte
Manowsky. „Das bei Strong müssen wir heute nacht machen. Heute. Nicht morgen.
Weil... also, der Bink, bei dem Nicole sich versteckt, der will morgen nacht
mit mir den weißen Fluchtwagen klauen, den wir am Freitag benötigen — bei dem
Coup beim Kaufhaus Rose. Nur morgen nacht steht der Fluchtwagen da. Fertig zum
Abräumen. Er gehört ‘nem Vertreter. Der ist nur von Montag auf Dienstag nachts
zu Hause. Gecheckt? Bis Freitag verstecke ich die Karre dann in meiner Garage. Hab dir ja erzählt, wie die Sache
läuft — obwohl du nicht beteiligt bist. Die Karre kriegt ‘nen Abendanzug aus
blauer Folie und... Ist ja auch egal. Hast du alles begriffen?“
    „Habe ich.“
    „Also bis nachher.“
    „Wann?“
    „Um halb zwölf bei mir. Ich meine, vor
dem Center. Dann sind wir zur richtigen Zeit auf dem Hinterhof. Wir holen
unsere Sachen. Und um Mitternacht, zur Geisterstunde, kommt dann die Mafia zu
Strong.“
    „Alles klar“, sagte Pölke.
    „Dann bis nachher, alter Geier.“
Manowsky legte auf.
    Katja war aufgestanden, hatte sich
einen zweiten Keks geholt und studierte jetzt die Fernsehzeitung. Ihr stand der
Sinn nach was Lustigem. Aber auf allen Kanälen wimmelte es nur so von Tief
sinn, Erziehung und Belehrung.
    Sie legte die Zeitschrift beiseite. Die
Glotze blieb kalt.
    Pölke lächelte dünn und überlegte,
unter welchem Vorwand er seine Freundin so rechtzeitig nach Hause bringen
sollte, daß er um halb zwölf bei Mano war.
    „Gunter?“
    „Ja, mein Schatz?“
    „Eigentlich wollte ich auch die Fenster
putzen. Aber der Kellerraum, in dem das Putzzeug ist, war abgeschlossen. Sonst
schließt du ihn nie ab.“ Sie lächelte. „Hast du dort ein Geheimnis versteckt?“
    Sein Lächeln fiel so dünn aus, als wäre
es unterernährt.
    Verdammt! In dem Gerümpelstall hatte er
den Rucksack gelassen — mit der Beute aus Reebmanns Ferienhaus. Mit dem Zeug,
das ihn einen Dreck interessierte. Er hatte vergessen, es wegzuwerfen. Und dann
vergessen, daß es dort lag. Wegwerfen konnte er es freilich nur, wenn es
vorläufig nicht gefunden wurde. Denn er wollte ja den Anschein erwecken, ein
Beutegeier sei ins Ferienhaus eingeflogen. Daß es um Gift ging und Mord — das
durfte erst später ans Tageslicht kommen.
    „Ganz aus Versehen“, meinte er, „muß
ich den Kellerraum abgeschlossen haben. Dumm! Aber auch wieder gut, denn du
bist schließlich nicht meine Putzfrau. Die Fenster... ist doch egal, wie die
aussehen. Solange noch Tageslicht reinfällt, sind sie sauber genug. Ich gucke
sowieso nicht raus. Ist ja keine Gegend, an der man die Augen weidet. Aber
eines Tages, Katja, werden wir großartig wohnen — spätestens in 20 Jahren, wenn
Onkel Oswald das Zeitliche gesegnet hat und im Himmel Konzern-Boss spielt.“
    Sie knabberte ihren Keks. Einige Krümel
fielen zu Boden. Sie feuchtete einen Finger auf und klaubte sie auf.
    Ihre Gedanken beschäftigten sich mit
dem Montagmorgen, den nur wenige Menschen lieben, weil er meistens früh anfängt
und nichts als Arbeit verheißt. Katjas Dienst als Apothekenhelferin begann um 8
Uhr. Sie hätte gern länger geschlafen. Aber das würde erst möglich sein,

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