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Die Magd und das Teufelskind: Historischer Roman (German Edition)

Die Magd und das Teufelskind: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Magd und das Teufelskind: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriele Breuer
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Schmerzen?«
    Theres riss den Kopf in die Höhe. »Ich sehe nichts mehr!«, schrie sie, ließ das Laken fallen und raufte sich die Haare. »Alles ist dunkel. Mein Augenlicht!«
    Alena blickte ratlos um sich. Wie sollte Theres von einer auf die andere Stunde erblindet sein? »Beruhige dich doch! Das wird sicher gleich vergehen«, versuchte sie, Theres zu trösten. Doch die Worte klangen selbst in ihren eigenen Ohren hohl. Sie musste unbedingt einen Medikus holen.
    Zwei Stufen auf einmal nehmend, stürmte Alena die Stufen hinunter und lief zum Haus der Verwalterin.
    Elsgen zupfte gerade Unkraut in ihrem Kräutergarten. Als sie Alena erblickte, erhob sie sich und zog die Augenbrauen zusammen. »Was ist denn in dich gefahren?«
    »Wir brauchen einen Medikus. Theres … sie sieht nichts mehr«, platzte Alena außer Atem heraus.
    »Einen Medikus? Wer soll den bezahlen? Wenn Theres erblindet ist, hat die Sieche ihre Augen befallen. Daran ist nichts zu ändern.« Elsgen bückte sich wieder nach dem Unkraut.
    Ungläubig starrte Alena die Verwalterin an. »Wir müssen ihr helfen, ein Medikus könnte …«
    Elsgen richtete sich erneut auf. »Ein Medikus, ein Medikus. Geh an deine Arbeit und halt mich nicht von meiner ab.« Die Augen der Verwalterin funkelten vor Zorn.
    Alena erwachte aus ihrer Reglosigkeit. Hier konnte sie keine Hilfe erwarten. Sie wandte sich ab und hastete zum Gasthaus, um Fyen zu holen.
    Gemeinsam hoben die beiden Frauen die weinende Theres vom Boden auf und betteten sie auf die Schlafstatt. Fyen wischte sich mit dem Ärmel ihres Hemdes die Tränen von den Wangen. »Das arme Ding. Aber die Verwalterin hat recht. Ein Medikus kann da nicht viel ausrichten.«
    »Aber das ist nicht gerecht.« Alena strich Theres über das Haar.
    »Ach, Mädchen. Was ist schon gerecht?«
    Die kleine Sophie begann zu quengeln. Alena holte sie aus dem Körbchen und legte sie Theres auf die Brust.
    Die Sieche schüttelte den Kopf und drückte das Mädchen von sich. »Nimm sie fort! Ich kann doch nicht mehr für sie sorgen«, schluchzte sie.
    Bevor es aus dem Bett fallen konnte, griff Alena rasch nach dem Kind, setzte sich auf den Stuhl und legte es an ihre Brust. »Theres, sag so etwas nicht! Liebe gibt man mit dem Herzen, nicht mit den Augen.«
    »Was weißt du denn schon? Du wirst immer für dein Kind da sein können, wenn es dich braucht«, jammerte Theres.
    »Sie sollte sich erst einmal beruhigen«, schaltete sich Fyen beschwichtigend ein und warf Alena einen flehenden Blick zu.
    Mit zitternden Fingern strich Alena der kleinen Sophie über das Köpfchen und schluckte die Worte, die ihr auf der Zunge lagen, hinunter. Wie Feuer brannten sie in ihrer Kehle.

24. K APITEL
    M ergh hatte das Gefühl, als zöge sich der Strick um ihren Hals unaufhaltsam zu. Auf den Tag genau vor einer Woche hatte die Untersuchungskommission Rechnungslegung verlangt. Gotthardt sollte beweisen, dass er den Steinmetz ordnungsgemäß bezahlt hatte. Mit bebenden Händen nahm sie die Papiere vom Tisch und betrachtete die Fälschungen. Nie und nimmer würde dies ein gutes Ende nehmen. Woher sollte sie wissen, wie das Siegel der Roders aussah? Mergh konnte nur hoffen, dass niemand genau hinschaute. Ohne ihre Grübeleien zu vertiefen, griff sie nach ihrem Hut und machte sich auf den Weg ins Rathaus.
    Draußen vor dem Haus sah sie im letzten Augenblick, wie ein Schatten in die nächste Gasse huschte. Verwundert blickte sie sich um und betrachtete die Fassade. Übermächtiger Zorn drohte ihr die Besinnung zu rauben. Auf die Wand des Hauses waren mit Ruß die Umrisse eines Galgens geschmiert worden. Merghs Herz stolperte schmerzhaft in ihrer Brust. Der Boden wankte unter ihren Füßen, und sie begann zu taumeln.
    »Gnädigste, was ist mit Euch?« Die neue Küchenfrau war aus dem Haus geeilt und griff ihr unter den Arm.
    Mergh ließ sich von Stina in die Küche führen und setzte sich dort mit weichen Knien auf die Bank. »Mir ist angst und bange, glaube mir.«
    »Das will wahrhaftig etwas heißen«, brummte Stina und strich sich über ihren Oberlippenbart.
    Die spitze Bemerkung war Mergh nicht entgangen. Unter anderen Umständen hätte sie ihr augenblicklich eine Maulschelle verpasst. Aber wie nie zuvor in ihrem Leben fürchtete sie um ihr Herz, dessen Schläge aus dem Rhythmus geraten waren. Welch kranker Geist hatte nur den Galgen an die Wand geschmiert? Dahinter steckte sicher dieser Gülich. Wäre sie bei Kräften, würde sie sofort zum Heumarkt eilen und

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