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Die Magd und das Teufelskind: Historischer Roman (German Edition)

Die Magd und das Teufelskind: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Magd und das Teufelskind: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriele Breuer
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diesen Rebellen an seinem Spitzenkragen packen.
    »Hier, gnädige Frau. Trinkt das, und es wird Euch schnell bessergehen.« Stina drückte ihr einen Becher mit Kräutersud in die Hand.
    Mergh nippte daran und befahl der Küchenfrau, nach Änni zu rufen, damit diese die Schmierereien von der Fassade entfernte. Plötzlich fielen ihr siedend heiß die Rechnungen ein, die bis zum Mittag im Rathaus sein mussten. Warum nur blieb alles an ihr hängen? Gotthardt hätte sich ebenso darum kümmern können. Doch wie gewöhnlich hielt der Herr Sohn sich aus allem heraus. Ohnehin schien er den lieben langen Tag mit den Gedanken woanders zu sein. Ob er tatsächlich so oft in der Gaffel oder im Rathaus weilte, wie er behauptete, wagte Mergh zu bezweifeln. Wahrscheinlich irrte er die meiste Zeit kopflos durch die Gassen und war auf der Suche nach seinem Balg. Als wenn das so wichtig wäre! Warum nur fehlte ihrem Sohn der Sinn für Prioritäten? Hatte sie nicht all die Jahre versucht, ihm diesen zu schärfen?
    Mergh erhob sich von der Bank. Die Rechnungen mussten zu Honthumb, auf welchem Weg auch immer. Die Küche drehte sich um sie, und Stinas Gesicht verschwamm vor ihren Augen.
    »Was macht Ihr denn, gnädige Frau? Ihr solltet auf Eurem Hintern sitzen bleiben.« Stina drückte sie an der Schulter wieder hinunter.
    »Hör zu, Stina! Du musst diese Rechnungen ins Rathaus bringen. Frag nach Rentmeister Honthumb und übergib sie ihm. Aber nur ihm, niemandem sonst, vergiss das nicht.«
    Stina verzog mürrisch den Mund. »Aber ich habe bis zum Mittag viel in der Küche zu schaffen. Außerdem schmerzt mein Rücken sehr.« Mit verzerrtem Gesicht schob die Küchenfrau die Brust nach vorn.
    »Ich dulde keine Widerrede. Hast du mich verstanden? Sollten die Rechnungen bis zum Mittag nicht im Rathaus sein, spürst du die Peitsche. Darauf kannst du dich verlassen, du faules Huhn. Und nun bring mich in meine Kammer, bevor du gehst.«
    Als Iven erwachte, blendeten ihn die Sonnenstrahlen, die durch das Fenster fielen. Schläfrig schloss er die Augen und hing seinem Traum nach, in dem er mit Alena südlich der Stadt am Rhein gesessen hatte. Der blumige Duft, den ihr Haar verströmt hatte, hing noch in seiner Nase. Warum nur konnte dieser Traum nicht wahr werden? Seufzend erhob er sich und begab sich zur Waschschüssel. Wie jeden Morgen blickte er zuerst auf seinen Arm, um nachzuschauen, ob die Flecken sich verschlimmert hatten. Iven stutzte. Die Rötungen waren plötzlich vollkommen verschwunden! Sollte etwa ein Wunder geschehen sein? Um sich zu vergewissern, dass er nicht träumte, kniff er in die empfindliche Haut seines Unterarms. Ungläubig schüttelte er den Kopf und starrte wie gebannt auf seinen Arm, der ihm rein wie der eines Kindes schien. Hatte er doch nicht an der Sieche gelitten?
    Plötzlich klopfte es dreimal an die Tür, und Alena steckte den Kopf durch den Spalt. »Ich bin es. Ich will deine Kammer fegen.«
    Iven schaute über seine Schulter und starrte sie sprachlos an.
    »Was ist geschehen? Befindet sich in deiner Waschschüssel ein Wassergeist?« Alena trat näher und blickte in das irdene Gefäß.
    Schwungvoll legte Iven den Arm um ihre Hüfte, riss sie an sich und drehte sich mit ihr im Kreis, bis ihm schwindelig war. Dann küsste er sie auf die Lippen.
    Alena hielt sich schwankend an ihm fest. »Iven, du machst mir Angst.«
    »Es ist ein Wunder geschehen!« Mit beiden Händen umfasste er ihr Gesicht.
    »Ein Wunder? Sollte es tatsächlich Wunder auf einem Hof wie diesem geben? Daran glaube ich nicht, Iven.« Alena senkte den Blick und legte den Kopf an Ivens entblößte Brust.
    Sanft schob er sie von sich und hob den Arm. »Sieh nur! Die Flecken sind verschwunden.«
    Mit zitternden Fingern strich Alena über die Haut und starrte auf den Arm. »Aber … wie …?«
    »Ich bin gesund, Liebes.« Bei diesen Worten klopfte Ivens Herz wie wild. In Gedanken sah er sich zusammen mit Alena den Hof verlassen. »Wir gehen fort von hier. Lass uns ein neues Leben beginnen.«
    »Ist das dein Ernst?«, stieß Alena hervor.
    In Windeseile griff Iven nach seinem Hemd und zog es über. »Komm, wir gehen zu Bloitworst. Er gehört zu den Prüfmeistern und wird bestätigen, dass ich nicht an der Sieche erkrankt bin.«
    »Iven, ich kann das nicht glauben.«
    Er zog sie in seine Arme und versuchte, ihre Zweifel mit Küssen zu vertreiben. Eine Woge der Glückseligkeit überrollte ihn. Sie duftete nach Freiheit und unbeschwerter Liebe zu Alena.

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