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Die Magd und das Teufelskind: Historischer Roman (German Edition)

Die Magd und das Teufelskind: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Magd und das Teufelskind: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriele Breuer
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Gemeinsam mit ihr und den Eltern würde er nach Hause gehen. Überglücklich griff er nach Alenas Hand und zog sie aus der Kammer.
    Bloitworst saß bereits mit Fyen im Gemeinschaftshaus, um das Frühmahl einzunehmen. Verdrossen blickte er durch die verstaubte Fensterscheibe und schob sich einen Löffel Brotsuppe in den Mund. Neben ihm saß Fyen und schaute geistesabwesend in ihren Napf. Als Iven sich an den Tisch setzte, nickten sie schweigend zum Gruß.
    »Ihr werdet es nicht glauben, aber mein Aussatz ist verschwunden.« Iven krempelte den Ärmel hoch. »Hier, sieh nur, Bloitworst.«
    Der Sieche schenkte dem Arm keine Beachtung und löffelte seine Suppe. »Soll ich dich etwa hier und jetzt besehen?«
    Fyen stieß ihrem Mann mit dem Ellbogen so heftig in die Rippen, dass ihm der Löffel in die Suppe fiel. »Nun sieh doch wenigstens einmal hin, du Ochse! Was ist bloß los mit dir?«
    »Was denn?«, zeterte Bloitworst. »Soll ich dem Jungen Hoffnungen machen, wo es keine gibt?«
    In Ivens Nacken krabbelten tausend Ameisen. Was redete der Bader da? »Ich bin wieder gesund. Hier, überzeuge dich selbst.« Er griff nach Bloitworsts Nacken und zog ihn über den Tisch hinweg zu sich hin. »Nun sieh endlich hin!«, brüllte er.
    Alena rüttelte an seiner Schulter. »Nicht, Iven! Beherrsch dich doch bitte!«
    Doch selbst ihre Worte konnten Iven nicht davon abhalten, Bloitworst mit der Nase auf seinen Arm zu stoßen.
    »Das bringt doch nichts, Junge. Lass ihn los, oder willst du vom Hof geworfen werden?« Fyen zupfte an Ivens Ärmel.
    Schäumend vor Zorn, ließ Iven von Bloitworst ab. »Mich kann niemand vom Hof werfen, weil ich ein gesunder Mann bin.«
    Der Bader verdrehte die Augen. »Das stimmt nicht ganz, Iven. Der Aussatz kann jederzeit wieder ausbrechen. Das Urteil der Prüfmeister gilt für die Ewigkeit. Oder glaubst du, ein Sieche, dem es etwas bessergeht, würde wieder in die Gemeinde eingesegnet?«
    »Dann werde ich eben die anderen Prüfmeister fragen.« So schnell gab Iven die Hoffnung nicht auf und schaute sich in dem Gemeinschaftsraum um. Doch von den anderen beiden Beschauern fehlte jede Spur.
    »Die beiden anderen hat die Sieche längst dahingerafft. Ist dir das entgangen?« Fyen nahm ihren Löffel wieder auf.
    Iven spürte, wie sich Alenas Hand in seine legte. »Bist du etwa frei von Fehl?«, blaffte sie Bloitworst an. »Das kann ich mir nicht vorstellen. Wir werden beim Rat eine neue Siechenschau beantragen.« Zornig zog sie Iven von dem Tisch fort. »Lass uns gehen! Du siehst doch, wie uneinsichtig der ehemalige Bader ist.«
    »Das hat damit nichts zu tun!« Der Sieche war von seinem Stuhl aufgesprungen und schlug mit der flachen Hand auf den Tisch. »Die Ordnung ist hieb- und stichfest. Da wird man euch im Rat nichts anderes sagen.«
    »Ich glaube dir kein Wort«, gab Iven wütend zurück. »Lieber überzeuge ich mich selbst.« Was wusste dieser Bader denn schon vom Rat und von Ordnungen, an die sich jeder hielt, wie es ihm beliebte? Gemeinsam mit Alena verließ er das Gebäude. Auf dem Hof atmete er gierig die frische Luft ein.
    Alena nahm sein Gesicht in ihre Hände. Ihre Augen spiegelten tiefe Sorge wider. »Ich werde mich morgen vom Hof schleichen und Gülich aufsuchen. Wenn wir nur wüssten, ob er noch im Kloster der Alexianer gefangen gehalten wird oder wieder frei ist.«
    »Aber du darfst doch den Hof nicht verlassen! Ich will nicht, dass du wegen mir deine Anstellung verlierst.« Iven hätte Alena gern in den Arm genommen und festgehalten, damit sie ihm etwas von ihrer Wärme gab. Doch hinter den Fenstern mochten unzählige Augen sie beobachten. »Du musst noch meine Kammer ausfegen.« Er zwinkerte ihr zu.
    Lange hatten sie alle Möglichkeiten, die es gab, abgewogen. Doch beide konnten nicht ohne Konsequenzen den Hof verlassen. Eine Nacht hatte Alena darüber schlafen wollen. Aber die Erinnerung an die Gespräche mit Iven hatten ihr die Ruhe geraubt. Keine Minute lang hatte sie die Augen schließen können.
    Im Nu kleidete sie sich an und verließ ihre Kammer, um Iven aufzusuchen. Ein Besuch bei Gülich ließ sich nicht länger aufschieben. Er musste dringend die Nachricht von Ivens Genesung erhalten, auf welchem Weg auch immer. Gerade noch rechtzeitig sah sie, dass Iven auf das Tor zuschritt, und lief hinter ihm her.
    »Bitte, mach keinen Fehler! Wenn du gehst, können sie dich für immer des Hofes verweisen.«
    Iven drehte sich um. »Dann sollen sie es tun. Was können sie mir anhaben? Glaube

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