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Die Magd und das Teufelskind: Historischer Roman (German Edition)

Die Magd und das Teufelskind: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Magd und das Teufelskind: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriele Breuer
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mit dem Handrücken die Tränen von der Wange und versuchte, etwas von ihrer Stärke an Theres weiterzugeben. Warum nur musste sie so früh sterben?
    »Wie willst du das anstellen? Du hast so viel Arbeit auf dem Hof«, flüsterte Theres mit kraftloser Stimme.
    »Auf den Äckern vor der Stadt arbeiten Mütter, die ihre Kinder in Tücher gebunden auf dem Rücken tragen. Genau so werde ich es auch machen. Sorge dich nicht, Theres. Deiner Kleinen wird es bei mir wohl ergehen.«
    »Ich kann sie nicht mehr halten. Nimm sie, bitte!« Theres’ Arme erschlafften.
    Rasch nahm Alena ihr das Kind ab, drückte es an sich und strich der Sterbenden über die Wange, bis ihr rasselnder Atem schließlich verstummte. In ihrem Arm begann die kleine Sophie zu wimmern, als würde sie den Tod ihrer Mutter spüren.
    Fyen trat in die Kammer. In der Hand hielt sie eine brennende Kerze, deren Flamme im Windzug flackerte. Schluchzend stellte sie den Stumpen auf den Nachttisch und fiel auf die Knie, um das Vaterunser zu beten.
    Auch Alena ließ ihren Tränen freien Lauf und betete stumm für Theres’ Seele. Nach einer Weile brach sie mit der Kleinen im Arm auf, um nach dem Priester von Melaten zu rufen.
    Ohne eine Miene zu verziehen, betrachtete Elsgen den Leichnam, den die Totengräber aus dem Haus der Siechen trugen. »Außer dem Balg hat sie uns nichts hinterlassen. Ich frage mich, wie lange wir den Hof noch unterhalten können.«
    Alena drückte die kleine Sophie an sich. »Was bist du nur für ein widerwärtiges Weib! Du solltest dich schämen, Elsgen.« Sie ließ den Blick über den Körper der Verwalterin schweifen. »Jeder sieht doch an den Polstern unter deinen Röcken, dass es dir an nichts fehlt.«
    Elsgen stemmte die Hände in die Hüften, kniff die Augen zusammen und warf einen Blick auf Sophie. »Du brauchst dich gar nicht erst an das Balg zu gewöhnen. Ich habe bereits einen Platz im Karmel Maria von Frieden erbetteln können.«
    Alena glaubte, nun endgültig die Fassung zu verlieren. »Sie kommt nicht ins Kloster. Das habe ich Theres versprochen«, erwiderte sie zornig.
    »Was du versprochen hast, interessiert mich nicht. Ich dulde keinen weiteren Fresser auf dem Hof.«
    »Ich nähre sie. Die Kleine wird dich nichts kosten.«
    Elsgen verzog spöttisch die Mundwinkel. »Selbst wenn, dir bleibt gar keine Zeit, dich um das Balg zu kümmern. Du bist schließlich nicht zum Vergnügen hier. Schon vergessen?«
    »Halt endlich dein Maul, Elsgen!« Fyen war zwischen die beiden Frauen getreten und funkelte die Verwalterin wütend an. »Die Kleine bleibt. Ich werde mich ebenfalls um sie kümmern. Hast du mich verstanden, du widerwärtige Krähe?«
    Elsgen spuckte auf den Boden. »Seit wann hast du denn hier das Sagen?«
    »Die beiden haben recht. Den Wunsch einer Verstorbenen darf man nicht einfach missachten«, ließ sich plötzlich die Stimme eines Mannes vernehmen.
    Alena wandte sich um und sah verwundert in Diederichs Gesicht. Der Schellenmann war offensichtlich nüchtern und konnte sich mühelos auf den Beinen halten. Das war wohl der Grund dafür, dass er ihr nicht feindselig gegenübertrat.
    »Du weißt, wie sehr ich an der Kleinen hänge, Elsgen. Sie bleibt.«
    »Was hast du denn zu sagen? Du Hanswurst, du! Sieh lieber zu, dass du mit deiner Büchse durch die Gassen ziehst.«
    Diederich ballte die Faust. »Ich rate es dir im Guten: Lass sie hier!«, schnaubte er.
    Elsgen winkte ab, raffte die Röcke und stapfte zu ihrem Haus.
    Mit sanftem Blick wandte der Schellenmann sich der Kleinen zu. »Darf ich sie einmal halten?«
    »Was ist denn in dich gefahren?« Alena starrte ihn ungläubig an. »Wo bleibt deine Feindseligkeit?«
    »Ach, das ist doch nie so gemeint. Ich hatte getrunken, da redet jeder Unsinn.« Er stupste mit dem Finger Sophies Nase an. »Meine kleine Prinzessin«, flötete er.
    Alena traute dem Braten nicht. »Unsinn« nannte Diederich plötzlich seine Anfeindungen? Das war die Höhe! »Hör zu, Diederich, du hast mich Hure des Satans genannt. Wie kannst du mir überhaupt noch in die Augen sehen?«
    Das Gesicht des Schellenmanns lief rot an. »Das habe ich gesagt? Du liebe Güte! Ich darf mich wirklich nicht mehr betrinken. Es tut mir leid, Mädchen. Ehrlich. Das wird nie wieder vorkommen. Ich verspreche es. Kannst du mir verzeihen?« Er presste die Lippen zusammen.
    »Gib mir Zeit, Diederich. Der Stachel sitzt tief.«
    »Ich werde es wiedergutmachen.«
    Alena nickte nur und drückte die kleine Sophie an ihre Brust.

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