Die Magd und das Teufelskind: Historischer Roman (German Edition)
entgangen, werte Frau Maria. Nur mit einer List ist dieser Mensch zu Fall zu bringen.«
»Mit einer List?«
Ein verschwörerisches Lächeln huschte über Merghs Lippen. »Warum wendet Ihr Euch nicht an die Kaiserlichen? Gerade sie sind darauf bedacht, dass Frieden in der Stadt herrscht.«
Frau Maria rieb sich nachdenklich über die Nase. »Wie recht Ihr habt.«
Der Schinken auf dem Wagen verströmte einen wunderbaren Duft. Thomas lenkte den Wallach zur Abtei Sankt Pantaleon. In ihrem Kopf formte Mergh noch einmal die Worte, mit denen sie des Kurfürsten Maximilian Heinrich Wohlwollen erlangen wollte. Sie wusste, er war des Kampfes mit dem Rat der Stadt Köln müde. Und sie wusste auch, dass seine Seele milde geworden war und er den Frieden mit den Kölnern wünschte. Den würde Gotthardt durch seine Verbundenheit zu ihm herstellen können. Während die Kutsche in den Süden der Stadt fuhr, blickte Mergh zuversichtlich zu den Mauern der Abtei.
6. K APITEL
S ieben Tage hatte Gotthardt um das Amt des Syndikus gebangt. Doch nun trug er endlich das lange ersehnte Ergebnis der Wahl nach Hause. Er hatte es geschafft! Eine größere Freude konnte er seiner Mutter wohl nicht bereiten. Den ganzen Weg vom Rathaus bis zum Weismarkt stellte er sich ihr Gesicht vor, das heller als die Sonne strahlen würde, wenn er ihr die Nachricht überbrachte. Doch dann entfuhr ihm plötzlich ein tiefer Seufzer. Hoffentlich lud seine Mutter nicht heute noch zu einem Umtrunk ein, wo doch Wilhelmina bereits sehnsüchtig auf ihn wartete.
Als Gotthardt das Haus betrat, rauschte seine Mutter bereits die Stiegen herunter. Mit einem erwartungsvollen Blick in den Augen drängte sie ihn, ihr endlich das Wahlergebnis zu verraten.
»Darf ich vorstellen, Mutter? Vor Euch steht der neue Syndikus im Rat der freien Reichsstadt Köln«, verkündete er mit stolzgeschwellter Brust.
In den Augen der Mutter schimmerten Tränen. »Mein Sohn«, stieß sie ehrfürchtig hervor und griff nach seiner Hand. »Meine Bemühungen haben endlich Früchte getragen. Nun darfst du das Von vor deinem Namen tragen. Doktor Gotthardt von Crosch. Sag, wie habe ich das hinbekommen?«
Gotthardts Stimmung sank. Ihre Bemühungen? Wie sie das hinbekommen hatte? Glaubte sie etwa, er hätte es allein nicht geschafft? Tief sog er den Atem ein, doch ehe er etwas vorbringen konnte, zog die Mutter ihn schon überschwänglich vor Freude in die Bibliothek.
»Das müssen wir feiern. Komm, Gotthardt!«
»Mutter, bitte, heute nicht mehr. Mir schmerzt der Kopf vor lauter Anspannung. Außerdem muss ich noch einmal ins Rathaus, um die Unterlagen meines Vorgängers durchzusehen.«
»Ach, Gotthardt, das hat doch Zeit bis morgen. Du wirst sehen, ein Schlückchen Wein – und deine Kopfschmerzen sind verflogen. Wart’s ab.« Und ehe er sich’s versah, hatte die Mutter zwei Pokale gefüllt und reichte ihm einen davon. »Auf dich, mein Sohn!«
Gotthardt spürte, wie seine Unruhe wuchs. Wilhelmina wartete auf ihn. In diesem Augenblick bereute er es aus tiefstem Herzen, nicht zuerst zu ihr und dann erst nach Hause gegangen zu sein. Gedankenverloren blickte er auf den Weinpokal in seinen Händen und sah Wilhelminas traurige Augen vor sich. Dann schob sich das Bild ihrer nackten Gestalt davor, und seine Hand begann, vor Erregung zu zittern. Rasch führte er den Pokal an die Lippen und nahm einen tiefen Schluck, doch das Sehnen in seinen Lenden ließ nicht nach. Die Gedanken in seinem Kopf überschlugen sich, und er meinte zu spüren, wie sie seine Männlichkeit mit den Lippen verwöhnte. Beim letzten Mal hatte er sie fast so weit gehabt, und heute würde er sie sicher dazu bringen, dass sie seinen Schaft in den Mund nahm. Das Pochen in seiner harten Männlichkeit raubte ihm schier den Verstand. Um zu verhindern, dass sein schneller Atem ihn verriet, nahm er rasch einen weiteren tiefen Schluck.
»Du zitterst ja, mein Sohn. Ist das die Aufregung?«
»Ich muss unbedingt noch einmal ins Rathaus, Mutter. Dafür solltet Ihr Verständnis haben.«
»Wie ich sehe, lässt es dir keine Ruhe. Aber bald werden wir ein Einstandsmahl geben. Dann können wir ausgiebig mit den Ratsherren feiern. Freust du dich darauf?«
»Ja sicher«, log Gotthardt, denn in diesem Augenblick freute er sich nur auf eines, und das waren Wilhelminas Lippen.
Alena zog den Deckel von dem Holzeimer hinter dem Schuppen und erschrak. Die Kröte, die Änni gestern gefangen hatte, schwamm leblos auf dem Rücken an der
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