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Die Magd und das Teufelskind: Historischer Roman (German Edition)

Die Magd und das Teufelskind: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Magd und das Teufelskind: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriele Breuer
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Schlafittchen gepackt.«
    »Wenn Vater wieder zurück ist, werde ich ihm davon erzählen.« In Gedanken legte Alena sich schon die Worte zurecht. Ihr Abscheu gegen Gotthardt vertiefte sich. Welch jämmerliche Gestalt! Von Mergh ganz zu schweigen. Mit ihrer Raffgier würde sie ihren Sohn noch an den Galgen bringen.
    Änni rieb sich freudig die Hände. »O ja! Dann werden die beiden ihre gerechte Strafe bekommen.«
    Iven zog den Umhang fester um die Schultern, um sich vor dem Regen zu schützen. Die Gassen Kölns hatten sich in einen Schlammacker verwandelt, und er ärgerte sich über seine verdreckten Filzschuhe.
    Am Weismarkt blickte er sich suchend nach dem Haus des neuen Syndikus um. Schließlich fiel sein Blick auf das zweigeschossige Gebäude mit der steinernen Elster an der Fassade neben der Tür. Genau wie Gülich es ihm beschrieben hatte. Zielstrebig schritt er darauf zu und klopfte an. Eine Magd mit zahllosen Sommersprossen im Gesicht öffnete ihm. Erfreut stellte Iven fest, dass es eines der beiden Mädchen war, deren Karren auf dem Aldemarkt gebrochen war.
    »Der Herr ist bei Tisch. Ich glaube, du wartest besser in der Bibliothek, bis er mit dem Mittagsmahl fertig ist. Warum besuchst du ihn hier und nicht im Rathaus?«, plapperte die Magd, als hätte sie das Sagen im Haus.
    »Das hat seine Gründe. Im Rathaus sind die Wände dünn wie Pergament. Doch was geht das dich an?«
    »Ich mein ja nur. Komm erst einmal herein. Hier vorn ist die Bibliothek. Da kannst du es dir gemütlich machen. Wenn Herr Gotthardt mit dem Mahl fertig ist, sag ich ihm Bescheid. Aber hör mal, dich muss ja etwas arg bedrücken, so finster, wie du dreinschaust.«
    Das lose Mundwerk der jungen Magd entlockte Iven ein Lächeln, auch wenn ihm nicht danach zumute war.
    Die Zeit verging nur langsam. Iven wusste bald nicht mehr, wie oft er schon zur Tür geschaut hatte. Crosch ließ sich wirklich Zeit mit dem Essen. Ivens Blick schweifte über die Einbände in den hohen Regalen aus Eichenholz. Er hatte nie lesen gelernt, aber er bedauerte es nicht. Über Büchern zu hocken, raubte nur Zeit. Wertvolle Stunden, die er lieber mit seinen Skulpturen verbrachte. Um sich die Zeit des Wartens zu verkürzen, versuchte er, sich auf das bevorstehende Gespräch zu konzentrieren und sein Blut in Wallung zu bringen. Schließlich sollte Crosch seinen Zorn zu spüren bekommen. Für einen Augenblick schloss er die Lider, um sich das widerwärtige Gesicht des Rentmeisters in Erinnerung zu rufen. Doch viel Zeit blieb ihm nicht, denn vom Flur her näherten sich endlich Schritte, und kurz darauf öffnete sich die Tür.
    »Herr Gotthardt bittet dich in sein Arbeitszimmer.« Die Magd winkte ihn zu sich. »Komm, ich bringe dich zu ihm.«
    Iven folgte ihr bis zu dem Zimmer am Ende des Flures. Hinter einem ausladenden Schreibpult aus Mahagoniholz saß Crosch über einen Stapel Schriften gebeugt. Als die Magd sich räusperte, hob er den Kopf mit dem strohgelben, strähnigen Haar und wies auf einen Stuhl vor dem Pult. »Setz dich! Was kann ich für dich tun, Mann?«
    Ohne Umschweife nannte Iven seinen Namen und trug seine Beschwerde über den Rentmeister vor. Crosch knibbelte derweil unablässig, ja gelangweilt an seinen Nägeln. Als Iven mit seiner Rede am Ende war, hob er den Blick. »Soso. Der Rentmeister wollte also ein Bestechungsgeld. Das geht natürlich nicht. Ich werde mich darum kümmern.«
    »Ja, und wie sieht es nun mit einem Posten als Stadtwerker für mich aus?« Iven wollte nicht glauben, dass mit diesen Worten des Syndikus das Gespräch beendet sein sollte.
    »Damit habe ich nichts zu schaffen. Dafür ist der Rentmeister zuständig.«
    »Was Ihr nicht sagt! Habe ich mich nicht gerade erst über den Mann beschwert?« In Ivens Lungen brannte die Luft, die er scharf einzog.
    Crosch erhob sich wortlos aus dem Sessel und drehte sich zu dem Fenster hinter ihm. Die Hände auf dem Rücken verschränkt, blickte er hinunter in die Gasse.
    Ungeduldig trommelte Iven mit den Fingern auf der Tischplatte. Vielleicht ließ er dem Syndikus doch besser etwas Zeit zum Nachdenken. Oder sinnierte der Mann etwa über ganz andere Dinge nach? Es schien, als lebte er in einer anderen Welt, in der die Nöte der Bürger keinen Platz hatten.
    »Habt Ihr mich vergessen?« Mit Ivens Geduld war es schnell vorbei.
    »Nein, nein, Roder.« Crosch wandte sich langsam zu ihm um und rieb sich mit dem Finger über die knollige Nase. »Es ist nämlich so … Ich will ein Haus kaufen, das

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