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Die Magd und das Teufelskind: Historischer Roman (German Edition)

Die Magd und das Teufelskind: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Magd und das Teufelskind: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriele Breuer
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schwören?«
    Mergh zuckte zusammen.
    »Wir sind nicht vor Gericht. Aber, Crosch, eines könnt Ihr mir glauben: Es liegen noch andere Beweise für Amtsmissbrauch gegen Euch vor. Die werden wir in einer weiteren Anhörung erörtern.« Gülich erhob sich, griff nach seinem Hut mit der langen Fasanenfeder und verabschiedete sich.
    Gotthardt verzog gelangweilt den Mund. Seiner Mutter war indes jegliche Farbe aus dem Gesicht gewichen.
    Iven versuchte, der Gefühle Herr zu werden, die in seinem Herzen tobten. Nie zuvor hatte er ein solches Fieber verspürt, wenn er an eine Frau dachte. Mit jeder Faser seines Leibes sehnte er die Nacht zurück, in der er Alena in seinen Armen gehalten hatte. Allein die Erinnerung daran ließ ihn erneut ihren Duft atmen. Obwohl sie nur dagestanden hatten, die Leiber eng aneinandergepresst, hatte er spüren können, von welch berauschender Weichheit sie war.
    Der Gastwirt brachte ihm grinsend einen Krug Bier. »Hier, junger Mann, du siehst aus, als könntest du einen kräftigen Schluck gebrauchen. Kummer hat hier jeder, da bist du nicht allein. Sieh, da kommt Bloitworst. Vielleicht möchtest du dein Leid mit ihm teilen.«
    Iven nahm dankbar den Krug entgegen und schaute zu Bloitworst, der auf den Krücken zu seinem Tisch hüpfte. Er war einer der Prüfmeister gewesen, die ihn begutachtet hatten. Iven brachte dem Mann mit dem Klumpfuß ebenso viel Sympathie entgegen wie ein zur Hinrichtung Verurteilter seinem Richter.
    Doch Bloitworst schien das nicht zu bemerken. Schwer atmend ließ er sich an Ivens Tisch nieder. »Ich will mein Bier heute nicht allein trinken. Darf ich mich zu dir gesellen?«
    Iven zuckte mit den Schultern und fuhr mit dem Finger über den Henkel seines Kruges.
    »Wie geht’s mit deinem Aussatz, Junge?«
    »Der ist noch da. Bestimmt fällt mir bald der Arm ab, so wie dir der Fuß.«
    »Mein Fuß ist nicht abgefallen. Ich habe mich verletzt und es nicht bemerkt. Auch als das Fleisch bereits faulte, habe ich nichts gespürt. Vor gar nicht langer Zeit hat der Bader mir schließlich vier Zehen abgenommen.«
    Iven horchte auf. Augenblicklich kniff er sich in den Arm. Das Zwicken war deutlich zu spüren. »Ich fühle aber den Schmerz.«
    »Noch mag es so sein.« Bloitworst nahm einen tiefen Schluck und wischte sich mit dem Ärmel über die Lippen. »Mach dir nichts vor, Junge. Die Sieche hat dich befallen. In diesem Punkt darfst du den Prüfmeistern vertrauen.«
    Plötzlich flog die Tür zum Gasthaus auf, und Iven glaubte, nicht mehr bei Verstand zu sein. Den Kerl, der in den Raum rauschte, kannte er nur zu gut.
    »Gastwirt, mach die Türe auf, der Jorgen kommt im schnellen Lauf!« Sein Bruder eilte zum Tresen, schnappte sich einen Krug und leerte ihn in einem Zug.
    »Hans Jorgen! Was treibst du hier?«
    Hans Jorgen rülpste wie ein röhrender Hirsch. »Brüderchen! Lass dich grüßen.« Das schwarze geölte Haar hatte er streng aus der Stirn gekämmt, und die viel zu engen Beinkleider betonten im Schritt seine Männlichkeit.
    Angewidert stieß Iven den Atem durch die Nase aus. Was wollte sein Bruder hier? Ihn besuchen? Wohl kaum. Doch ehe er den selbsternannten Barden danach fragen konnte, ließ Hans Jorgen ein paar Münzen auf den Tresen rieseln und rauschte mit einer singenden Verabschiedung wieder aus dem Wirtshaus hinaus.
    Iven sprang auf und eilte ihm nach. Fast hätte er die alten Leute auf dem Hof über den Haufen gerannt, die hilflos neben einem mit ihren Habseligkeiten beladenen Karren standen.
    Als hätte er augenblicklich Wurzeln geschlagen, blieb Iven stehen. »Mutter? Vater? Was macht ihr denn hier? Das kann doch nicht wahr sein!« Sein Blick folgte Hans Jorgen, der eben mit tänzelnden Schritten durch das Tor verschwand. Ohne lange nachzudenken, hetzte Iven hinterher.
    Kurz bevor er das Tor erreichte, stellte sich ihm Puckel in den Weg. »Willst du den Hof etwa ohne Siechenmantel verlassen?« Der Verwalter krümmte sich, um den Buckel drohend zu betonen. »Das bedeutet Verdammnis!«
    Hinter Iven schluchzte erbärmlich die vertraute Stimme seiner Mutter. Fassungslos schloss er die Augen. »Herr, lass all dies nicht wahr sein. Ich bitte dich!« Hätte er in diesem Augenblick zwischen Fegefeuer oder Leprosenhof wählen können, er wäre, ohne mit der Wimper zu zucken, Satan gefolgt.
    »Jung, ich hab Hunger!« Mutter begann zu pfeifen.
    Doch ehe Iven sich seiner Eltern annehmen konnte, scharwenzelte auch schon die Verwalterin um die Greise.
    »Kommt, liebe Leute, ich

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