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Die Magd von Fairbourne Hall

Die Magd von Fairbourne Hall

Titel: Die Magd von Fairbourne Hall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Klassen
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vergessen.«
    »Ich glaube, Fairbourne Hall ist besser als das Gefängnis. Ich hoffe, du wirst anständig behandelt?«
    »Ja, Sir, das heißt …« Sie zögerte kurz, dann setzte sie neu an. »Die Bediensteten sind alle sehr nett zu mir.«
    Er versteifte sich angesichts ihres Zögerns. Hatte Lewis sie belästigt? »Miss – Nora. Wenn irgendjemand es wagt … wenn du belästigt wirst, darfst du nicht zögern, es mir zu sagen. Augenblicklich. Ich werde …«, den Mann umbringen , »…. jeden, der dir etwas tut, zur Rechenschaft ziehen. Hast du mich verstanden?«
    Tränen traten ihr in die Augen. Sie nickte, sagte aber nichts.
    Verdammt! »Es tut mir leid … ich wollte dich nicht aufregen.« Was bin ich nur für ein Idiot!
    Sie schüttelte den Kopf. »Mir geht es gut. Meine Probleme sind sehr klein im Vergleich zu Ihren. Ist Ihr Schiff ganz verloren?«
    Er seufzte. »Nein, aber die Reparaturkosten sind höher als dieser Stern.«
    »Das bedaure ich, Sir.« Sie zögerte. »Es heißt … Ecclesia , nicht wahr?«
    »Ja. Woher weißt du das?«
    »Das war der Name auf dem Modellschiff.« Sie wirkte verlegen.
    »Ah – ja. Ecclesia . Das ist lateinisch und heißt Kirche.«
    »Klug gewählt.«
    »Das dachte ich auch. Aber inzwischen halte ich es nicht mehr für besonders klug.«
    Ihr Profil im Mondlicht, als sie in den Nachthimmel aufblickte, war ihm schmerzlich vertraut. Er war versucht, ihr zu sagen, dass er wusste, wer sie war, sie zu fragen, warum sie ein Versteckspiel spielte, und ihr seine Hilfe anzubieten. Aber würde sie nicht tödlich verlegen sein, in einer solchen Rolle ertappt zu werden? Würde sie ihm danken oder ihn verfluchen, wenn er sie bloßstellte?
    Er biss sich auf die Zunge. Warum sollte er ihr überhaupt helfen? Schließlich hatte sie sich als launisch und oberflächlich erwiesen. Doch wenn er sie jetzt anschaute, sah er keinen dieser Züge mehr, sondern nur noch einen Schatten der Einsamkeit, die er selbst empfand. Eine stille, verzweifelte Entschlossenheit, etwas Zerbrochenes zu kitten. Er wusste, was in seinem Leben zerbrochen war – seine Finanzen, sein Schiff, das Herz seiner Schwester … und sein eigenes. Doch was war in Miss Macys Leben zerbrochen und inwiefern glaubte sie, es durch ihre Flucht kitten zu können?
    Er beschloss, auf einen günstigeren Augenblick zu warten. »Nora. Du bist uns zu Hilfe gekommen – Hudson und mir – und dafür bin ich dir dankbar. Wenn wir dir in irgendeiner Weise – wenn ich es dir irgendwie vergelten kann, brauchst du nur darum zu bitten.«
    Sie blickte zu ihm herüber, ihre hellen Augen waren groß und schimmerten im Mondlicht. Sie öffnete den Mund, als wollte sie etwas sagen, ihm ein Geständnis machen, doch dann presste sie die Lippen zusammen. Lippen, die er schon seit Jahren küssen wollte … und immer noch küssen wollte, der Himmel möge ihm beistehen. Ihm wurde ganz warm bei dem Gedanken daran, wie er sie geküsst hatte – wenigstens im Traum.
    Sie flüsterte: »Danke, Mr Upchurch.« Wieder zögerte sie, dann schlug sie den Blick nieder. »Gute Nacht.«
    Bei den letzten Worten hatte sie vergessen, auf ihren Akzent zu achten, doch er sagte nichts. Es war wunderschön, ihre Stimme zu hören. Ihre wirkliche Stimme. »Gute Nacht, Nora.«
    Und bei sich fügte er hinzu: »Gute Nacht, Margaret.«

[ Zum Inhaltsverzeichnis ]
22

    Der Verwalter hatte die Oberaufsicht über sämtliche Arbeiten
im Haus, stellte Bedienstete ein und entließ sie,
zahlte ihnen ihren Lohn und kontrollierte die Ausgaben.
    Giles Waterfield und Anne French, Below Stairs
    Am nächsten Morgen ging Nathaniel in Hudsons Büro; er wollte etwas mit ihm besprechen. »Ich habe eine Aufgabe für Sie, Hudson, falls Sie nichts dagegen haben, schon wieder nach London zu fahren.«
    »Ganz und gar nicht, Sir!«
    Nathaniel betrachtete seinen Freund. »Das kam aber schnell. Und eifrig. Das Verwalterleben langweilt Sie wohl schon, wie?«
    »Eine gewisse Routine zeichnet sich ab, Sir«, antwortete Hudson diplomatisch. »Aber ich beschwere mich keinesfalls!«
    »Das habe ich ja auch nicht gesagt.« Nathaniel hätte selbst nach London fahren können, doch er wollte Fairbourne Hall nicht so kurz nach seiner Rückkehr schon wieder verlassen. Wem mache ich eigentlich etwas vor? , fragte er sich. Es ging ihm nicht um Fairbourne Hall; Tatsache war, dass er Margaret nicht verlassen wollte. Er zog die Tür zu und räusperte sich. »Es ist ein … es ist sozusagen ein privates Projekt.«
    Hudson beugte sich

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