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Die Magd von Fairbourne Hall

Die Magd von Fairbourne Hall

Titel: Die Magd von Fairbourne Hall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Klassen
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Loch. Margaret verlor den Halt und wurde von ihrem Sitz geschleudert. Eine Sekunde lang flog sie schwerelos durch die Luft; ihr Magen hob sich. Dann prallte sie auf die harte Straße auf und schrie vor Schmerz und Schreck auf.
    Jester ließ ein warnendes Bellen hören.
    Noch völlig benommen hörte sie, wie Mr Upchurch das Pferd in einigen Metern Entfernung zum Stehen brachte. Das Blut rauschte in ihren Ohren, ein scharfer Schmerz schoss von ihrer Hüfte in ihr Bein. Von dem Aufprall war ihr die Luft weggeblieben und jetzt versuchte sie zitternd zu atmen, während ihr Sternchen vor den Augen tanzten.
    Jester stand über ihr und leckte ihr die Wange.
    Nathaniel kam zu ihr gelaufen. »Ist alles in Ordnung?« Seine Stimme klang angstvoll, weit ängstlicher, als nach dem kleinen Unfall zu erwarten war.
    Sie sah aus ihrer wenig damenhaften Lage zu ihm auf, raffte ihre Röcke und die Pakete zusammen und versuchte, sich aufzusetzen.
    »Warte. Sei still, Jester. Sitz.« Er zog besorgt die Brauen zusammen. »Hast du dir etwas gebrochen?«
    »Ich …« Im Geist ging sie ihren Körper durch. Ihre Hüfte pochte. Ihre Handflächen brannten. In ihrem Kopf drehte sich alles – Letzteres konnte allerdings auch von Nathaniel Upchurchs Nähe herrühren.
    »Mir ist nur die Luft weggeblieben, das ist alles«, murmelte sie. »Es ist alles in Ordnung, wirklich.« Sie versuchte vergeblich, aufzustehen.
    Er beugte sich herunter, nahm ihre Hand, legte seine andere Hand unter ihren Ellbogen und zog sie vorsichtig auf die Füße. Ihr Bein war taub und prickelte und drohte einzuknicken.
    Er schlang den Arm um ihre Taille und stützte sie. »Dein Knöchel?«
    »Nur verstaucht, glaube ich. Es geht mir gut.« Sie war auf Hüfte und Po gelandet, brachte es jedoch nicht über sich, diese Körperteile ihm gegenüber zu benennen.
    Sie humpelte einen Schritt auf den Wagen zu. Plötzlich legte er einen Arm unter ihre Beine und den anderen um ihren Rücken und hob sie hoch.
    »Leg deine Arme um meinen Hals.«
    Sie fühlte, wie sie rot wurde. Bestimmt war sie viel zu schwer. Plötzlich wurde sie sich bewusst, dass er sie fest an sich gepresst hielt, den Arm unter ihre Knie geschoben.
    Seine Lippen wurden ganz schmal und sein Hals unter der Krawatte spannte sich an, ob von ihrem Gewicht oder aus Sorge um sie, wagte sie nicht zu beurteilen.
    Als sie vor der Kutsche standen, setzte er sie auf die Ladeklappe. Jester bellte zustimmend und sprang hinter ihr hinauf.
    »Vielleicht sollten wir den Knöchel einem Arzt oder doch wenigstens dem Apotheker zeigen.«
    »Nein, Sir. Wirklich, es geht mir gut.«
    Er hob eine Hand: »Es ist der Linke, glaube ich … darf ich?«
    Sie spürte, wie ihr Mund sich zu einem »Oh …« formte, doch es kam kein Laut heraus.
    Er nahm ihre Ferse in die Hand und hob sie sanft an. Mit der anderen Hand ergriff er die Zehen, dann drehte er vorsichtig den Knöchel. »Tut das weh?«
    Sie schluckte und schüttelte den Kopf. Ehrlich gesagt, fühlte es sich einfach himmlisch an.
    Seine behandschuhte Hand glitt ihr bestrumpftes Bein herauf und drückte dabei immer wieder vorsichtig zu. »In Ordnung?«
    Sie nickte.
    »Dann zeig mir deine Hände.«
    Sie streckte sie ihm zur Inspektion entgegen wie ein heruntergekommener Obdachloser. Sie waren beide schmutzig; die linke hatte darüber hinaus Kratzer, weil sie mit ihr ihren Sturz abgefangen hatte.
    Mr Upchurch zog ein sauberes Taschentuch aus seiner Tasche. »Bleib hier.«
    Er ging zu dem träge dahinfließenden Mühlbach, tauchte das Taschentuch ins Wasser und kam zurück; dabei drückte er es aus. Dann nahm er wieder ihre linke Hand und betupfte mit seiner anderen Hand den Schmutz und die Kratzer. Das kalte Wasser war wundervoll auf der rauen, brennenden Haut.
    Sie fühlte sich wie ein Kind und eine geliebte Frau zugleich. Dummes Mädchen , schalt sie sich selbst, er ist einfach nur freundlich .
    Er wischte auch ihre andere Hand sauber, dann sah er ihr ins Gesicht. »Du, äh …« Er räusperte sich. »Äh … du willst vielleicht dein Haar richten. Deine … Haube ist ein wenig verrutscht.«
    Ein Angstschauer lief ihr über den Rücken. Oh nein! War ihre Perücke verrutscht? War ihr blondes Haar zu sehen? Er wirkte verlegen, als er sie darauf hinwies, aber nicht schockiert oder misstrauisch.
    »Danke«, murmelte sie und griff hinauf, um die Haube herunterzuziehen – und mit ihr hoffentlich die Perücke.
    Er kehrte ihr den Rücken zu, während sie damit beschäftigt war, trat ein paar Schritte

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