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Die Magd von Fairbourne Hall

Die Magd von Fairbourne Hall

Titel: Die Magd von Fairbourne Hall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Klassen
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Augenzeuge miterlebt und Mr Upchurch selbst auf einen Wagen gehoben.
    Margaret blieb kurz stehen und lauschte neugierig, als Hester den jungen Mann mit leiser, tröstender Stimme begrüßte. »Wie geht es dir, Connor?«
    Seine Antwort vernahm sie nur wie ein leises Stöhnen.
    »Aber, aber. Es war doch nicht dein Fehler. Du darfst nicht denken, dass du die Verantwortung dafür trägst.«
    Noch eine leise Antwort.
    »Nun mach dir keine Sorgen. Vielleicht wird Mr Lewis ja wieder gesund. Wenn nicht, kannst du immer noch entscheiden, was du tun sollst.«
    Offenbar war Margaret nicht die Einzige, die zu Hester ging, um sich trösten zu lassen.

    Nach der Morgenandacht folgte Nathaniel Clive hinaus zum Stall, um mit ihm allein zu reden. Als er ein paar Minuten später zurückkehrte, suchte er Mr Saxby. Er fand ihn im Gästezimmer, wo er seinen Kammerdiener beaufsichtigte, der versuchte, zu viele Kleidungsstücke in zu wenige Koffer zu packen.
    »Lass uns bitte einen Moment allein«, sagte Nathaniel zu dem Kam­ merdiener.
    Als dieser die Tür hinter sich geschlossen hatte, sagte Nathaniel: »Ich habe gerade mit unserem Pferdeknecht gesprochen. Er hat die Zeit, zu der Lewis gestern Morgen das Haus verlassen hat, bestätigt. Sein Kammerdiener hat ihn begleitet. Er hat auch gesagt, dass Sie kurz danach ebenfalls nach ihrem Pferd geschickt haben.«
    Saxby zuckte die Achseln. »Ach ja? Stimmt, ich konnte nicht mehr schlafen und wollte ausreiten.«
    »So früh? Das sieht Ihnen gar nicht ähnlich.«
    Saxby zog eine Grimasse. »Sie haben ja keine Ahnung, wie ich bin. Aber wenn Sie es unbedingt wissen wollen, ich wollte Lewis folgen. Er hat mich einen Lügner genannt, als ich sagte, er sei hinter einem Mädchen aus der Gegend her. Ich dachte, wenn ich ihm folge, könnte ich die beiden in flagranti ertappen und beweisen, dass er ein Lügner ist. Aber ich habe ihn nicht mehr eingeholt.«
    »Und wo waren Sie gestern den ganzen Tag?«
    Saxbys Augen blitzten zornig auf. »Ich bin nach Hunton hinübergeritten, um meinen Cousin George zu besuchen. Ich wusste nicht, dass ich Ihnen über jede Minute meines Tuns Rechenschaft schuldig bin.«
    Nathaniel betrachtete prüfend das verärgerte Gesicht des Mannes. Ja, er wirkte aufgebracht und versuchte sich zu verteidigen – aber schuldig? Schwer zu sagen.
    Mr Saxby reiste später am Morgen ab. Er blieb noch lange genug, um Lewis im Krankenzimmer einen Besuch abzustatten, und kam blass und betroffen wieder heraus. Er bat darum, über Lewisʼ Zustand auf dem Laufenden gehalten zu werden. Dann nahm er Helens Hand, deutete einen Handkuss an und bedachte Nathaniel mit einer finsteren Verbeugung.
    »Ich fühle mit Ihnen.«
    Vom Fenster in der Halle aus beobachteten Nathaniel und Helen, wie er über die Auffahrt ging und in seine Kutsche stieg.
    Helen sagte: »Sag mir, dass er am Leben bleibt.«
    Nathaniel schluckte. Er nahm die Hand seiner Schwester. »Er wird am Leben bleiben.« Im Stillen fügte er hinzu: So Gott will.
    Dr. Drummond, ein langjähriger Freund der Familie, war bei einer Geburt gewesen und traf am Nachmittag ein. Er untersuchte Lewis, nicht nur die Wunde, sondern seinen ganzen Körper. Danach legte er den Verband wieder an. Dann nahm er Nathaniel und Helen beiseite und erstattete ihnen Bericht.
    »Es gibt kein Anzeichen für eine Infektion. Seine inneren Organe – Herz und Lunge – scheinen normal zu funktionieren. Angesichts der Tatsache, dass die Kugel ihm mitten in die Brust gefahren ist, ist das meiner Ansicht nach ein Wunder – wenn Sie an so etwas glauben.«
    »Das tue ich«, antwortete Nathaniel.
    Der Arzt nickte. »Er hat einen Schlag gegen den Kopf erlitten, als er stürzte – ich habe eine Beule festgestellt, nichts Ernstes, aber wahrscheinlich hat er eine Gehirnerschütterung; das wäre eine Erklärung für seine Bewusstlosigkeit. Das und natürlich das Laudanum, das Mr White verabreicht hat, bevor er die Kugel entfernte. Ich würde ihm kein Laudanum mehr geben, es sei denn, er lässt Unruhe oder Schmerzen erkennen. Es ist wichtig, dass er still liegt, damit die Wunde heilen kann, deshalb hat die Bewusstlosigkeit auch ihre Vorteile. Manchmal ist sie eine Maßnahme des Körpers, um mit einem Schock oder Trauma fertigzuwerden.«
    Bevor er ging, gab er Mrs Welch noch genauere Anweisungen darüber, wie sie ihn pflegen sollte. Dann sagte er, er würde morgen wiederkommen, und bat darum, benachrichtigt zu werden, wenn es eine Veränderung in Lewisʼ Befinden gab.
    An diesem

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