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Die Magd von Fairbourne Hall

Die Magd von Fairbourne Hall

Titel: Die Magd von Fairbourne Hall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Klassen
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zerknittert. Und er brauchte dringend eine Rasur.«
    Seine Augen blitzten zornig auf. »Wie genau du ihn anschauen musstest, um ein solches Detail zu bemerken!« Er schwieg kurz, dann fuhr er fort: »Und wenn schon, er könnte mit Freunden fort gewesen sein, zum Kartenspiel oder dergleichen.«
    »Das glaube ich nicht.«
    »Und worauf stützt sich dein Glaube?«
    Wie schwierig dieser Mann doch war! Wie sollte man so subtile Dinge – es war nicht der Duft nach Parfum und auch kein Lippenrot auf der Krawatte – beschreiben? Es war sein warmes, verwuscheltes Aussehen gewesen. Sein gesättigtes, zufriedenes Lächeln. Die Tatsache, dass er kein Interesse daran hatte, mit ihr zu flirten …
    »Bezeichnen wir es einfach als weibliche Intuition.«
    Er hob eine Braue. »Ich nehme nicht an, dass deine weibliche Intuition den Namen dieser hypothetischen Gefährtin heraufbeschwören kann?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Nein, aber er kam zu Fuß nach Hause und betrat das Haus durch die Seitentür, also kann sie nicht allzu weit entfernt wohnen. In Weavering Street, würde ich sagen. Oder in Maidstone.«
    Er beobachtete sie. »Und bist du eifersüchtig auf diese Phantom-Frau, wer immer sie sein mag?«
    »Ganz und gar nicht.«
    Seine Augen verengten sich. »Ich hoffe, das ist die Wahrheit.«
    Ein Schnarchen unterbrach sie. Mrs Welch auf dem Sofa leckte sich über die Lippen und murmelte etwas. Das Möbelstück quietschte, als sie sich aufsetzte.
    Nathaniel schüttelte den Kopf und schlüpfte mit einem mitfühlenden Lächeln aus dem Zimmer. Margaret nahm an, er wollte der Frau die Peinlichkeit ersparen, während der Krankenwache schlafend angetroffen zu werden. Sie zögerte, überrascht, dass sie Nathaniel Upchurch mittlerweile so edle Motive unterstellte. Hatte er sich seit seiner Ankunft geändert oder sie?
    »Was? Wer ist da?«, murmelte Mrs Welch. »Ich habe nur meine Augen ausgeruht.«
    »Ist schon gut, Mrs Welch. Ich binʼs nur, Nora.«
    »Ach so!« Die alte Frau atmete erleichtert auf. »Du hast wieder das Teetablett vergessen, nicht wahr?«
    Margaret musste lächeln. »Genau. Gute Nacht.«

    Hudson brach früh am nächsten Morgen nach London auf. Während seiner Abwesenheit machte Nathaniel nach wie vor die Runde auf seinem Anwesen, doch er beeilte sich, weil er seinen Bruder nicht so lange alleinlassen wollte. Später saß er dann an seinem Schreibtisch in der Bibliothek, erledigte die Korrespondenz und durchforstete die Zeitungen nach weiteren Berichten über den Sklavenaufstand und seine Folgen. Helen war noch nicht heruntergekommen.
    Hin und wieder blickte er quer durch den Raum zu seinem Bruder hinüber, der so still auf dem provisorischen Krankenbett lag. Er war gern hier bei Lewis. Auf diese Weise leistete er ihm Gesellschaft, auch wenn Lewis sich seiner Gegenwart nicht bewusst war. Vier Tage waren es nun schon und er war noch immer nicht wieder bei Bewusstsein.
    Mr Arnold, der Butler, tauchte in der Tür auf und hüstelte. »Sir, ein Mr Tompkins ist da. Er möchte Sie sehen. Ich habe ihn ins Morgenzimmer geführt.«
    Tompkins? War das nicht der Name des Runners, der schon Hudson befragt hatte?
    Nathaniel erhob sich. »Ich gehe gleich zu ihm.«
    »Vielen Dank, Sir.«
    Der Mann, der sich erhob, als Nathaniel das Morgenzimmer betrat, war klein, schmächtig und kahl. Er mochte dreißig oder fünfunddreißig Jahre alt sein, nicht alt genug, um alle seine Haare auf natürliche Weise verloren zu haben. Nathaniel fragte sich flüchtig, ob er sich den Kopf rasierte und warum er das wohl tat. Seine Gesichtshaut wirkte weich, seine Brauen verrieten, dass er eigentlich braune Haare hatte.
    »Mr Nathaniel Upchurch, nehme ich an.«
    »Richtig.«
    »John Tompkins.« Der Mann bot ihm weder die Hand noch verneigte er sich. »Ich muss Ihnen ein paar Fragen stellen, Sir, wenn Sie nichts dagegen haben.«
    »Und wenn ich etwas dagegen habe?«
    »Nun, Sir …«, seine Augen blitzten, »dann würde ich denken, dass Sie etwas zu verbergen haben. Und das wollen wir doch nicht, oder?«
    Nathaniel verschränkte die Arme vor der Brust. »Ich persönlich habe nichts zu verbergen, aber ich möchte auch nicht, dass meine Familienangelegenheiten im ganzen Land breitgetreten werden. Wer hat Sie geschickt?«
    »Das darf ich Ihnen leider nicht sagen.«
    Nathaniel war versucht, sich zu weigern, die Fragen des Mannes zu beantworten, doch er entschied sich für eine andere Taktik. »Schade, denn ich wäre nur allzu glücklich, mich an den Ausgaben Ihres

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