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Die Magd von Fairbourne Hall

Die Magd von Fairbourne Hall

Titel: Die Magd von Fairbourne Hall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Klassen
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Esszimmer und den Anrichtraum vornahm. Fiona versah währenddessen die morgendlichen Pflichten im Obergeschoss – Wasser hinaufbringen, das gebrauchte Wasser aus den Schlafzimmern holen und das Wohnzimmer der Familie putzen.
    Margaret war im Salon und machte alles so, wie Betty es ihr gezeigt hatte. Zuerst zog sie sämtliche Möbel, die sie allein bewegen konnte, in die Mitte des Zimmers: Stühle, Sitzbänke, Teetischchen und Beistelltisch. Dann deckte sie sie mit Tüchern ab, um sie vor dem Staub zu schützen, den sie beim Reinigen des Teppichs aufwirbeln würde. Als Nächstes nahm sie eine Handvoll feuchter Teeblätter aus einem Gefäß mit weiter Öffnung, drückte sie noch einmal aus und streute sie über den Teppich. Das sollte das Gewebe auffrischen und die Luft verbessern, doch Margaret schien es absolut unlogisch, Abfälle für etwas zu verwenden, das gereinigt werden sollte.
    Sie nahm die Teppichbürste aus ihrem Putzkasten, kniete sich auf den Boden und fing an zu arbeiten, das hieß, sie bürstete den wenigen Schmutz und hin und wieder ein kleines Steinchen in Richtung Kamin, dessen Schutzblech sie bereits entfernt und dessen Rost sie poliert hatte. Danach wischte sie sich die Hände an einem Tuch ab. Dann nahm sie die Tücher wieder von den Möbeln, staubte sie ab und rückte sie an ihren Platz zurück. Unter ihrer Perücke lief ihr der Schweiß über den Kopf und an Hals und Rücken hinunter und löste unerträglichen Juckreiz aus. Sie atmete schwer und als sie das letzte Möbelstück an den – wie sie hoffte – richtigen Platz gerückt hatte, tat ihr der Rücken weh.
    Sie legte ihre Gerätschaften wieder in den Putzkasten, blieb kurz stehen und fuhr sich mit der Hand über die feuchte Stirn.
    Ein Zimmer hatte sie geschafft. Noch drei waren zu machen.
    Nach dem Frühstück lief Betty hinauf, um Miss Upchurch beim Ankleiden behilflich zu sein. Damit blieb es Margaret überlassen, die Haupttreppe zu wischen und das Geländer mit ein wenig Öl zu polieren.
    Danach nahmen sie an der Morgenandacht teil und anschließend half Margaret Betty, Miss Upchurchs Zimmer zu putzen – Betty trau­te sich noch nicht, ihr die Räume allein zu überlassen oder sie auch nur allein die Betten machen zu lassen. Sie half Betty, die Bettvorhänge zurückzubinden, das Bett zu lüften, das Waschbecken zu leeren und das Ankleidezimmer aufzuräumen.
    Am Nachmittag taten Margaret die Knie weh und ihre Hände waren trocken und steif. Sie half Fiona, die Schmutzwäsche im Haus zusammenzusuchen. Dann erhielt sie den Auftrag, den Flur im Souterrain, der vom Dienstboteneingang bis zum Männerquartier ganz am anderen Ende führte, zu schrubben.
    Auf Händen und Knien, mit einem Eimer Wasser, das sie auf dem Herd erhitzt hatte, schrubbte Margaret zum ersten Mal in ihrem Leben einen Fußboden. Ihre Knie, die auf dem harten Steinboden lagen, pochten, ihre Händen brannten von der scharfen Lauge. Sie hatte die Hälfte geschafft, als der Laufjunge Fred plötzlich mit einem langgliedrigen Wolfshund in der Tür erschien. Das Fell des Tieres war unbeschreiblich nass und schmutzig.
    Margaret setzte sich auf die Fersen. »Ich habe den Flur gerade geschrubbt«, meinte sie vorwurfsvoll.
    »Das ist schon in Ordnung«, meinte Fred. »Jester ist sauberer als wir. Er hat gerade im Teich gebadet.«
    Doch plötzlich schüttelte sich der Hund, der ruhig neben Fred gestanden hatte, und sprühte Schmutzwasser über Freds Hosenbeine und Margarets Gesicht und Körper.
    Sie schloss die Augen, spuckte und stöhnte. »Oh nein …«
    »Tut mir leid, Miss«, sagte Fred.
    Mrs Budgeon erschien in der Tür daneben. »Was ist hier los?« Sie blickte von Margaret zu Fred, zu dem Hund und wieder zurück. Dann betrachtete sie Margaret, presste die Lippen zusammen und seufzte. »Gut Fred, damit hast du dir die Ehre verdient, den Flur fertig zu schrubben. Du müsstest jetzt eigentlich ein Bad nehmen, aber im Moment haben wir keine Zeit dafür. Geh hinauf in dein Zimmer und reinige dich, so gut es geht. Du hast doch hoffentlich noch ein anderes Kleid?«
    »Ja, Maʼam. Eins.«
    »Dann hoffen wir, dass es passt.«
    Margaret ging auf ihr Zimmer, trat an den Waschtisch und wusch sich mit dem ihr zugeteilten Stück Seife Gesicht, Hals und Hände, so gut es ging. Auf dem Weg nach oben hatte sie einen Blick ins Badezimmer der Bediensteten geworfen, von dem Mrs Budgeon gesprochen hatte. Der kleine Raum lag am Ende eines schmalen Seitenflurs, hinter dem Dienstbotenzimmer. Die

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