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Die Magd von Fairbourne Hall

Die Magd von Fairbourne Hall

Titel: Die Magd von Fairbourne Hall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Klassen
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betrachtete ihn über ihr Glas hinweg, während die Lakaien die Vorspeisen abräumten und den nächsten Gang auftrugen. »Du hast dich während deiner Abwesenheit verändert, Nathaniel.«
    Er schwieg und betrachtete nachdenklich sein Glas. »Zum Besseren oder zum Schlechteren? Ich frage ungern.«
    »Beides, finde ich. Dein neuer Eifer macht mich misstrauisch, muss ich zugeben, aber ich respektiere deine Einstellung.« Sie neigte den Kopf schräg und betrachtete ihn. »Du wirkst irgendwie härter. Wachsamer. Hat Barbados dir das angetan oder war sie es?«
    Er schluckte. Sprach Helen von Ava oder von ihr ? Die Wahrheit war, dass Nathaniel erleichtert gewesen war, als die Sache auf Barbados vorüber war. Er schüttelte den Kopf. »Wenn du gesehen hättest, was ich gesehen habe …«
    Sie fragte ruhig: »Ist das wirklich alles?«
    Er antwortete nicht. Was wollte sie hören? Dass die Zurückweisung durch Margaret Macy ihn immer noch schmerzte? Nach all der Zeit? Das war idiotisch und er würde es auf keinen Fall zugeben.
    Helen tupfte sich die Lippen mit einer Serviette ab. »Ich unterstütze die Sklavenbefreiung und die Einführung von Sparmaßnahmen.« Ihr Mund verzog sich zu einem schiefen Lächeln. »Sogar, wenn das bedeutet, dass ich meine ausschweifenden Besuche bei der Modistin einschränken muss.«
    Nathaniel grinste ebenfalls, dankbar, dass sie versuchte, die Stimmung ein wenig aufzulockern. Vielleicht würde sein Verhältnis zu seiner Schwester sich ja doch noch bessern.
    Sein Lächeln erlosch, er aß weiter, ohne etwas zu schmecken. Sosehr er auch dagegen ankämpfte, seine Gedanken wanderten zurück zu jenem noch immer schmerzlichen Tag, an dem Miss Macy seinen Antrag abgelehnt hatte.
    Nathaniel wartete im Salon des bescheidenen Stadthauses der Macys, während der Lakai ging, um ihn anzumelden. Seine Hände zitterten, sein Herz raste. Er tigerte durch das Zimmer und wiederholte bei sich die Worte, die ihrer beider Leben für immer ändern würden. Doch ein Rest Ungewissheit war geblieben. Er war nicht blind. Er hatte sehr wohl bemerkt, dass Lewis Margaret seit seiner Rückkehr mit Aufmerksamkeiten überhäufte. Aber sie musste doch wissen, dass er nur mit ihr flirtete. So war er eben. Margarets Gefühle, Margaret selbst, bedeuteten seinem Bruder wenig und ihm alles. Das wusste sie, ganz bestimmt.
    Ein paar Minuten später trat Margaret ins Zimmer, ein erwartungsvolles Lächeln auf dem lieblichen Gesicht.
    Nathaniel erhob sich, sein Herz schlug noch heftiger bei ihrem Anblick. »Miss Macy.«
    »Oh …«, sie zögerte. »Mr Upchurch.« Sie sah auf die Uhr auf dem Kaminsims.
    Erwartete sie jemand anderen? Nathaniel blieb stehen, er fühlte sich plötzlich höchst unbehaglich.
    Margaret nahm steif auf einem Armstuhl Platz und deutete auf die Sitzbank ihr gegenüber. »Möchten Sie sich nicht setzen?«
    Er überlegte kurz, dann setzte er sich so dicht wie möglich neben ihren Stuhl. »Ich möchte mit Ihnen reden«, begann er und ein Schweißtropfen rollte ihm über die Stirn. »Über Barbados. Über … Sie und mich. Unsere Zukunft.« Warum musste seine Stimme auch zittern wie die eines Schuljungen?
    Sie starrte ihn an, die Lippen leicht geöffnet.
    Nathaniel fuhr rasch fort: »Da Lewis zurückgekehrt ist, hat mein Vater mich gebeten, nach Barbados zu kommen und seine Stelle einzunehmen.«
    Sie sagte noch immer nichts.
    Er schluckte schwer und fuhr fort: »Ich weiß, dass es schwierig für Sie sein könnte, wenn wir eine Zeit lang auf Barbados leben, aber als ich mit Ihrem Vater gesprochen habe, hat er …«
    »Auf Barbados leben«, sprudelte sie heraus. »Ich werde nicht nach Barbados gehen, Mr Upchurch. Ich habe – ich habe Ihnen bestimmt nicht diesen Eindruck vermittelt. Ich könnte meine Angehörigen niemals verlassen und so weit weg von ihnen leben.«
    Er zögerte, maßlos überrascht. Er würde für sie, ohne nachzudenken, auf Barbados verzichten, doch er enttäuschte seinen Vater nur ungern. »Äh … nun gut. Ich werde meinem Vater schreiben und ihn informieren …«
    Sie erhob sich abrupt. »Tun Sie das nicht. Bitte, sagen Sie nichts weiter, Mr Upchurch. Ich fürchte, es hat ein Missverständnis zwischen uns gegeben. Ich habe nicht die Absicht, in naher Zukunft zu heiraten. Überhaupt jemals zu heiraten. Wenn ich einen anderen Eindruck bei Ihnen erweckt habe, möchte ich mich entschuldigen. Aber meine Antwort lautet Nein.«
    Es war wie ein unsichtbarer Fausthieb. Der Schmerz schoss durch seine Brust, sein

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