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Die Magd von Fairbourne Hall

Die Magd von Fairbourne Hall

Titel: Die Magd von Fairbourne Hall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Klassen
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tut mir so leid, Sir. Soll ich sie entlassen?«
    Betty sog scharf die Luft ein.
    »Ich weiß nicht …« Er zögerte. »Das überlasse ich Ihnen und Mr Hudson. Legen Sie die Stücke in sein Arbeitszimmer, damit er die Bestandslisten korrigiert, wenn er zurück ist.«
    »Ja, Sir.«
    Helens besorgtes Gesicht erschien hinter Nathaniel in der Tür, doch sonst war niemand zu sehen. Kein Lewis, kein unsichtbarer Besucher. Wer immer da gekommen war, es war bestimmt nicht Sterling Benton, versuchte Margaret sich zu beruhigen. Wie dumm sie gewesen war! Und jetzt war eine Vase zerbrochen – und mit ihr Bettys perfekter Ruf.
    Nathaniel lag nichts an der antiken Vase, auch wenn er wusste, dass sein Vater verärgert sein würde, wenn er erfuhr, dass sie kaputt war. Seine Gedanken waren noch immer ganz bei der Neuigkeit, die Lewisʼ Freund aus London mitgebracht hatte.
    Als Piers Saxby fröhlich verkündet hatte: » Ihr werdet nie erraten, wer verschwunden ist – seit einer Woche hat man nichts mehr von ihr gehört oder gesehen … Margaret Macy! «, war das für Nathaniel wie ein Schlag in die Magengrube gewesen. Vor lauter Entsetzen hatte er sich völlig vergessen und ihren Namen lauter ausgerufen, als er eigentlich vorhatte. Der wissende Blick, den sein Bruder und seine Schwester tauschten, war ihm nicht entgangen. Der Krach im Flur war deshalb eine willkommene Ablenkung gewesen.
    Als Nathaniel ins Wohnzimmer zurückgekehrt war, sagte Saxby: »Du lieber Himmel, Nate. Bist du in Ordnung? Du siehst ja furchtbar aus!«
    Nathaniel holte tief Luft und sagte mit etwas unsicherer Stimme: »Ist schon in Ordnung. Eines der Dienstmädchen hat ein Familienerbstück zerbrochen, das ist alles.«
    Saxby atmete auf. »Dann ist es ja gut. Nicht das mit dem Familienerbstück, natürlich, aber ich hatte schon Angst, ich wäre ins Fettnäpfchen getreten, als ich es dir erzählt habe. Wenn du noch etwas für das Mädchen empfindest …«
    Nathaniel verzog das Gesicht. »Das ist doch schon Jahre her.«
    »Gut zu hören«, meinte Saxby. »Ich befürchtete schon, dass du dich immer noch nach der Kleinen verzehrst. Nichts für ungut, Miss Upchurch, aber ich selbst war nie besonders sentimental, wenn es um ein Mädchen ging. Aber ich weiß natürlich, dass nicht alle Männer so glücklich sind.«
    Lewis rieb sich das Kinn. »Wenn ich mich recht erinnere, habe ich schon so etwas gehört, bevor ich hierherkam. Anscheinend hat Sterling Benton bei allen ihren Freunden in London vorgesprochen und damit natürlich zahllose Gerüchte in Gang gesetzt.«
    Helen setzte sich wieder. »Das hättest du uns doch erzählen können!«
    Lewis hob abwehrend eine Hand. »Ich habe einfach nicht mehr daran gedacht, ganz ehrlich. Unser guter Nate hat mich gleich ins Kreuzverhör genommen und mich mit seinen Rechnungen und Beschuldigungen und dergleichen völlig aus dem Gleichgewicht gebracht.«
    Nathaniel presste die Lippen zusammen. Ich werde nicht die Beherrschung verlieren. Ich werde nicht …
    Lewis fuhr fort: »So gut sind wir ja auch wieder nicht mit den Macys bekannt. Ich kenne das Mädchen natürlich – wir alle kennen sie ja.« Er wandte sich an Nathaniel. »Empfindest du noch etwas für sie?«
    »Natürlich nicht, aber …«
    Saxby legte eine Hand auf sein Herz. »Vergib mir, Nate. Ich hätte nicht so mit der Tür ins Haus fallen dürfen.«
    »Das war schon in Ordnung«, beharrte Nathaniel. »Wir kennen die Macys und auch die Bentons, natürlich sind wir interessiert. Und natürlich sind wir auch betroffen bei dem Gedanken, dass einer Dame aus unserer Bekanntschaft … etwas zugestoßen sein könnte.«
    »Ach, ich glaube nicht, dass es etwas Dramatisches ist«, sagte Lewis.
    »Aber das Mädchen hat schon einen gewissen Hang zur Dramatik«, wandte Helen ein. »Daran erinnere ich mich sehr gut.«
    Lewis zuckte die Achseln. »Wahrscheinlich hatte sie Streit mit einem neuen Verehrer. Oder ihre Mama hat sich geweigert, ihr ein bestimmtes Schmuckstück zu kaufen. Etwas dergleichen wird es gewesen sein. Wenn sie kein Geld mehr hat, kommt sie zurück und das warʼs dann.«
    »Ihr habt sicher recht«, sagte Nathaniel, der das Gespräch unbedingt beenden wollte. Er war überrascht, wie sehr er hoffte, dass es Miss Macy gut ging. Trotz allen Grolls, den er gegen sie empfand, und obwohl es ihn wirklich gefreut hätte, wenn ein Mann ihr eines Tages das Herz brechen sollte, wünschte er ihr doch keinen körperlichen Schmerz und kein Unglück. Schon beim Gedanken daran wäre

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