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Die Magd von Fairbourne Hall

Die Magd von Fairbourne Hall

Titel: Die Magd von Fairbourne Hall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Klassen
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Geheimmittel, die die Haare dunkler färben oder ihnen wieder den Schimmer der Jugend verleihen sollten, las man immer auch Warnungen über die krank machenden Auswirkungen der Ingredienzien – Eisensalze oder Bleikarbonate.
    Doch auch ohne diese Warnungen hätte Margaret ihre Haare nur sehr ungern gefärbt. Es schien ihr ein so extremer, endgültiger Schritt zu sein. Was, wenn ihr Haar daraufhin nie mehr die Farbe hätte, die sie so liebte? Sie brauchte ja nur ein paar Monate lang brünett zu sein und vierzehn Tage davon waren bereits um. Sie beschloss, die Perücke noch ein wenig länger zu behalten.
    Im Destillierraum empfing Hester sie wie gewohnt mit ihrem freundlichen Lächeln. »Hallo, meine Liebe.«
    »Hallo Hester. Die Cold Cream der Herrin ist ranzig geworden. Hilfst du mir, neue zu machen?«
    »Aber gern. Ich kann mich gar nicht mehr erinnern, wann wir das letzte Mal etwas für Miss Upchurch zubereitet haben. Längst überfällig wie vieles andere auch, glaube ich.«
    Hester nahm einen in grünes Leder gebundenen Wälzer von einem der Regale. »Es ist so lange her, ich gucke lieber noch mal die Zutaten nach …« Sie blätterte in den zerknitterten, fleckigen Seiten.
    »Da ist es ja. Eine Unze süßes Mandelöl, je eine halbe Drachme weißes Wachs und Walrat und ein wenig Balsam.«
    Hester begann sich im Destillierraum zu schaffen zu machen, zog Schubladen auf und griff hoch oben in die Regale, um Gerätschaften und Zutaten herunterzuholen. Sie wies Margaret an, Mandelöl, Wachs und Walrat in einem glasierten Tiegel über der heißen Asche im Herd zu schmelzen. Margaret gehorchte. Dann goss sie die Mixtur in einen Marmormörser. Hester gab ihr einen Stößel, mit dem Margaret die Creme presste und rührte, bis sie glatt und kalt war.
    »Orangen- oder Rosenwasser, was meinst du?«, fragte Hester.
    Ihr fiel ein, wie Helen den Duft der Rosen eingeatmet hatte, die sie in ihr Zimmer gestellt hatte. »Rosen, wenn du hast.«
    »Natürlich habe ich Rosenwasser.«
    Margaret rührte weiter, während Hester langsam Rosenwasser zu der Mischung gab.
    Hester ging noch einmal zu ihrem Buch und las: »Diese Cold Cream macht die Haut weich und geschmeidig. Wenn sie nicht sofort benutzt wird, sollte das Töpfchen, in dem sie aufbewahrt wird, mit einem Stück Blase verschlossen werden.«
    Margaret wusste, dass Apotheker nasse Schweinsblase über ihre Töpfe mit Salben und anderen Rezepturen breiteten, denn wenn die Blasenstücke trockneten, zogen sie sich zusammen und bildeten eine Art luftdichte Versiegelung. Margaret verließ der Mut – der Gedanke, irgendwelche Schweineteile zu berühren, war ihr grässlich.
    »Ich möchte eigentlich, dass Miss Helen sie gleich in Gebrauch nimmt.«
    »Dann genügt ein Stück Pergament.«

    Am nächsten Morgen brachte Margaret die Cold Cream in Helens Zimmer. Sie deckte den Tiegel auf und stellte ihn, ohne etwas zu sagen, auf den Waschtisch. Sie wollte nicht, dass Helen sah, wie sie ihn brachte, und es Mrs Budgeon gegenüber erwähnte; dadurch würde sie nur erneut Fionas Zorn wecken, weil Nora sich noch eine von Bettys Aufgaben unrechtmäßig angemaßt hatte. Dann ging sie rasch ins Ankleidezimmer, um es aufzuräumen und noch ein paar Haarnadeln zu holen.
    Miss Upchurch drehte sich im Bett um und Margaret nahm an, dass Betty jeden Moment kommen würde, um ihr beim Ankleiden zu helfen. Sie wünschte, Helen würde einmal etwas anderes tragen als das graue, mattgoldene oder braune Tageskleid und das burgunderrote Abendkleid. Sie betrachtete wieder einmal den Inhalt von Helens Schrank und bemerkte ein sehr hübsches Ausgehkleid in Elfenbein und Grün, das sie noch nie an Helen gesehen hatte. Bei näherer Betrachtung sah sie auch den Grund dafür: Es fehlten zwei Knöpfe und die Knopflöcher waren ausgefranst.
    Margaret nahm das Kleid und ging damit ins Schlafzimmer.
    Helen, die sich gerade Gesicht und Hände in der Schüssel wusch, blickte auf. »Guten Morgen, Nora.«
    »Guten Morgen.« Sie zögerte, dann fragte sie: »Miss Upchurch?«
    »Hmmm?«
    »An diesem Ausgehkleid fehlen ein paar Knöpfe. Haben Sie etwas dagegen, wenn ich es mitnehme und heute Nachmittag in Ordnung bringe?«
    »Wenn Sie möchten.«
    »Ja, das möchte ich, danke. Betty und Fiona nähen an den Nachmittagen, wenn ihre anderen Pflichten erledigt sind; ich werde mich zu ihnen setzen.«
    Helen drückte sich ein Handtuch gegen das Gesicht. »Sehr schön.« Sie nahm den Cremetopf in die Hand. »Diese Cold Cream duftet

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