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Die Magd von Fairbourne Hall

Die Magd von Fairbourne Hall

Titel: Die Magd von Fairbourne Hall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Klassen
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umwerfend schön aus. Wäre ihr Vater nicht im Zimmer gewesen, hätte er es ihr gesagt.
    Margaret trank mit den Männern Tee. Zuerst saß sie stocksteif da und fühlte sich sichtlich unbehaglich. Doch dann brachte ihr Vater mit seiner Neckerei sie dazu, über sich selbst und über ihn zu lachen. Als Nächstes nahm er sich Nathaniel vor und amüsierte seine Tochter mit einem übertriebenen Bericht, wie er Nathaniel beim »Spionieren« über die Gartenmauer erwischt hatte.
    Nathaniel konnte sich nicht erinnern, je einen Besuch mehr genossen zu haben. Als er das charmante Lime Tree Lodge ein paar Stunden später wieder verließ, war er fest entschlossen, in Kontakt mit Mr Macy zu bleiben. Und seiner schönen Tochter den Hof zu machen.
    Im nächsten Frühjahr packten Nathaniel und Helen nach Ostern ihre Sachen zusammen und zogen für die Saison nach London. Sie nahmen an, dass ihr Bruder Lewis sie dieses Jahr nicht begleiten würde. Er war im vorigen Sommer auf Bitten seines Vaters nach den Westindischen Inseln gesegelt. James Upchurch hielt es für ratsam, die meiste Zeit auf Barbados zu leben, um sich vor Ort um seine Geschäfte kümmern zu können. Er hatte seinen älteren Sohn zu sich beordert in der Hoffnung, ihn aus unschicklichen Verbindungen zu Hause zu lösen.
    Auf dem ersten Ball der neuen Saison sah Nathaniel Miss Macy und bat sie sofort um einen Tanz. Sie nahm freudig an und so begann eine Werbung, die sich über mehrere Wochen erstreckte. Sie schien seine Gesellschaft zu genießen, erlaubte ihm, sie zum Essen auszuführen, und schien sich zu freuen, wenn er am nächsten Morgen bei ihr vorsprach. Alles schien wunderbar zu laufen.
    Doch dann kehrte Lewis zurück.
    Nathaniel schob das Aquarell wieder ins Buch und schlug es mit einem lauten Knall zu. Er hatte keine Lust, daran zu denken, was dann geschehen war.

[ Zum Inhaltsverzeichnis ]
14

    1770 wurde dem Parlament ein Gesetzentwurf vorgelegt, in dem verlangt wurde, dass eine Verlobung annulliert werden konnte, wenn eine Braut vor ihrem Hochzeitstag Kosmetika benutzte.
    Marjorie Dorfman, The History of Make-up
    Ein paar Tage später war Margaret wieder in Helen Upchurchs Zimmer. Sie hob den Deckel von einem angebrochenen Topf mit Cold Cream und inspizierte den Inhalt. Die Creme sah ungewöhnlich aus, irgendwie gräulich. Sie roch versuchsweise daran und riss den Kopf zurück. Ranzig. Wie lange war es her, dass Helen sich neue Kosmetika gekauft hatte? Kein Wunder, dass sie nur die Seife benutzte, die hier im Destillierraum auf Fairbourne Hall hergestellt wurde, auch wenn sie die Haut austrocknete.
    Hester würde wissen, was in diesem Fall zu tun war. Margaret ging aus dem Zimmer, die Treppen hinunter.
    Margaret hatte sich schon als Mädchen mit selbst gemachter Kosmetik beschäftigt; sie hatte es eilig gehabt, erwachsen zu werden, auch wenn ihre Mutter sie damals noch für zu jung für den Gebrauch von Kosmetika gehalten hatte. Im Destillierraum von Lime Tree Lodge hatte die gutmütige Mrs Haines ihr erlaubt, ein pflanzliches Rouge, das sie mit rotem Karmin färbte, und einen kleinen Topf Lippenfarbe, bestehend aus Wachs, Mandelöl und Ochsenzunge, herzustellen. Sie hatte ihr dabei geholfen, Perlwasser zuzubereiten, das bei Pickeln half, und eine Kamillenspülung, die ihr blondes Haar aufhellte.
    Natürlich war das alles Jahre her und sie erinnerte sich weder an die genaue Zutatenliste noch an die Herstellung. Nach Margarets offizieller Einführung in die Gesellschaft hatte ihre Mutter ihr ein paar fertige Kosmetika zugestanden, die sie in einer Apotheke oder bei einer Modistin kaufte. Das war so viel einfacher und die Sachen waren so hübsch verpackt: Rosen-Lippenbalsam, Pearʼs Flüssige Rosenblüten und Gowlandʼs Lotion. Doch Margaret dachte, dass sie mit ein wenig Hilfe eine Cold Cream und vielleicht ein Haartonikum mit Rosmarinöl für Miss Helen zubereiten konnte. Sie überlegte, ob sie ein bisschen Walnusssaft für das Haartonikum stibitzen konnte; die Farbe würde Miss Helens graue Strähnen überdecken. Die Zofe ihrer Mutter hatte ebenfalls eine solche Tinktur benutzt, um ergrautes Haar zu tönen.
    Bei dem Gedanken an die Haarfarbe überlegte Margaret wieder einmal, ob sie nicht die Perücke weglassen und sich stattdessen die Haare färben sollte. Das würde ihren Alltag sehr viel einfacher und bequemer machen und das Risiko, entdeckt zu werden, beträchtlich senken. Doch in den Anzeigen in den Londoner Zeitungen über die verschiedenen

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