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Die Magd von Fairbourne Hall

Die Magd von Fairbourne Hall

Titel: Die Magd von Fairbourne Hall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Klassen
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Kopf, oder?«
    Margaret senkte den Blick. »Ja, Miss.«
    Sie hatte das Falsche gesagt. Was würde Helen jetzt sagen?
    Margaret folgte Helen zurück zur Treppe, blieb jedoch ein paar Meter hinter ihr und passte sich ihrem würdevollen Schritt an. Sie ging nur ungern in die Halle zurück, jede Faser ihres Körpers schien sie zu warnen: Dreh dich um und flieh!
    Doch stattdessen setzte sie einen Fuß vor den anderen und folgte ihrer Herrin. Würde Helen sie verraten? Was würde geschehen, wenn sie es tat? Sie würde den Ort, an dem sie lebte, verlieren, ihre Würde, ihre Freiheit. Würde sie gezwungen sein, mit Sterling mitzugehen? Sie konnte nirgendwo anders hin.
    Die Leute auf der Treppe teilten sich wie das Rote Meer und ließen ihre Herrin durch ihre Mitte hindurchgehen.
    Margaret stellte sich wieder neben Betty.
    »Ah, Miss Upchurch!« Sterling Benton bedachte sie mit seinem eisigen, geheimnisvollen Lächeln. »Wie nett von Ihnen, zu uns zu kommen. Es ist mir ein Vergnügen, Sie wiederzusehen, auch wenn ich mir wünschte, dass es unter glücklicheren Umständen sein könnte.«
    »Mr Benton.«
    Er reichte ihr das Porträt. »Sie erinnern sich vielleicht an meine Stieftochter, Margaret Macy?«
    Helen betrachtete das gerahmte Bild. »Ich erinnere mich an Miss Macy, obwohl sie nicht Ihre Stieftochter war, als ich sie das letzte Mal in London gesehen habe. Sie war die Tochter von Mr Stephen Macy, einem ganz außergewöhnlichen Gentleman und Geistlichen, der die Welt viel zu früh verlassen hat.«
    Margarets Herz zog sich bei diesen Worten schmerzhaft zusammen. Sie hatte nicht gewusst, dass Helen mehr als eine flüchtige Bekanntschaft mit ihrem Vater gepflegt hatte.
    Mr Bentons Lippen wurden schmal. »Wie schön von Ihnen, das zu sagen.«
    Helen neigte den Kopf.
    »Sie haben gehört, nehme ich an, dass Margaret vermisst wird?«
    »Ja. Mr Saxby hat uns die Nachricht vor ein paar Wochen aus der Stadt mitgebracht. Befürchten Sie, dass ihr etwas zugestoßen ist?«
    »Ich hoffe und bete, dass das nicht der Fall ist. Deshalb tue ich alles in meiner Macht Stehende, um sie zu finden.«
    »Ach, tun Sie das?«, fragte sie sarkastisch.
    Vorsichtig, Miss Helen … dachte Margaret, voller Angst, Miss Upchurch könnte ihm unabsichtlich einen Hinweis geben.
    »Ist sie allein fortgelaufen?«, fragte Helen.
    »Soweit ich weiß, ja. Es besteht allerdings die Möglichkeit, dass sie ein Hausmädchen mitgenommen hat.«
    »Das Mädchen wird ebenfalls vermisst?«
    Er trat unbehaglich von einem Fuß auf den anderen. »Wir hatten sie am gleichen Tag, an dem Margaret verschwand, entlassen.«
    »Darf ich fragen, warum Sie so besorgt sind? Die Margaret Macy, an die ich mich erinnere, war sehr jung und töricht. Und impulsiv.«
    Margaret krümmte sich zusammen. Autsch …
    »Ich hoffe, Sie nehmen keinen Anstoß an meinen Worten, Mr Benton?«
    »Aber ganz und gar nicht.«
    Nathaniel Upchurch räusperte sich, vermutlich war er sich der lauschenden Ohren der allmählich unruhig werdenden Dienerschaft bewusst. Er sagte: »Warum setzen wir das Gespräch nicht in der Bibliothek fort? Unter uns?«
    Mrs Budgeon und Mr Hudson wechselten einen erleichterten Blick. Als Mr Hudson die Leute entließ und anwies, zu ihren Aufgaben zurückzukehren, war auch Margaret erleichtert. Gleichzeitig empfand sie aber auch Angst, weil sie sich fragte, was wohl in der Bibliothek gesprochen werden würde, wenn sie nicht da war und es nicht hören konnte.

    In der Bibliothek lehnte Nathaniel sich mit verschränkten ­Armen gegen den Schreibtisch. In seinem Kopf klangen noch immer laut und schmerzhaft Bentons Worte »ihr reuevoller künftiger Gatte … künftiger Gatte …«.
    Helen setzte sich und lud Benton mit einer Geste ein, es ihr gleich zu tun, doch er nahm die Aufforderung nicht an und blieb weiter stehen.
    Helen fragte: »Woher wollen Sie wissen, dass Margaret nicht einfach ihren Spaß hat? Dass sie einen Einkaufsbummel macht oder eine Freundin besucht?«
    Benton verzog ungläubig das Gesicht: »Fast einen ganzen Monat lang?«
    »Sie hatte doch bestimmt Geld«, sagte Helen. »Ein Mädchen wie sie hatte doch immer eine ganz hübsche Summe zur Verfügung, oder?«
    Benton wandte den Blick ab. »Nein, das hatte sie nicht. Wir … wir waren gezwungen, ihr sämtliche Zuwendungen zu streichen. Ihre Ausgaben waren exorbitant geworden.«
    »Ah! Und was ist mit Freunden oder Verwandten, zu denen sie sich geflüchtet haben könnte?«
    »Mit ihren Freunden habe ich bereits

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