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Die Magd von Fairbourne Hall

Die Magd von Fairbourne Hall

Titel: Die Magd von Fairbourne Hall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Klassen
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gesprochen und bei den wenigen Verwandten, die sie noch hat, haben wir auch nachgefragt. Niemand hat sie gesehen.«
    »Sie glauben diesen Personen also, dass sie sie nicht gesehen haben, aber das Wort meines Bruders ziehen Sie in Zweifel, da Sie darauf bestehen, mich noch persönlich zu sprechen?«
    Benton wand sich unbehaglich. Nathaniel dachte, dass er den Mann zum ersten Mal verlegen sah. »Vermutlich ist Ihnen nicht bekannt, dass Ihr Bruder Lewis mit Margaret getanzt hat und in der Vergangenheit und zu Beginn der jetzigen Saison mehrmals bei ihr vorgesprochen hat.«
    Helen warf Nathaniel einen Blick zu. »So, hat er das?«
    Nathaniel ignorierte den irrationalen Stich der Eifersucht, den Ben ­tons Worte in ihm ausgelöst hatten, und entgegnete kühl: »Lewis tanzt mit vielen Frauen, wie Sie sehr wohl wissen. Ich kann Ihnen versichern, Benton, Ihre Stieftochter war nicht die Einzige, die in den Genuss seiner Aufmerksamkeiten kam.«
    »Glauben Sie etwa, dass sie mit ihm durchgebrannt ist?«, fragte Helen ungläubig. »So etwas würde Lewis nie tun. Und wie können Sie Margaret so etwas zutrauen? Sie sagten doch, sie sei praktisch mit Ihrem Neffen verlobt.«
    Sterling schwieg, dann sagte er: »Ich habe nie gesagt, dass es sich um meinen Neffen handelt. Wer hat Ihnen das gesagt?«
    Helen zögerte nur eine Sekunde. »Ich … glaube, Mr Saxby hat es erwähnt im Zusammenhang mit dem restlichen Gerücht.«
    Benton betrachtete sie prüfend. »Ja, Margaret stand in der Tat kurz davor, sich mit meinem Neffen, Marcus Benton, zu verloben. Und die beiden hatten Streit, das gebe ich zu. Aber es war nichts Ernstes. Er ist ein äußerst nachgiebiger junger Mann und hat nach wie vor die Absicht, sie zu heiraten.«
    Noch ein Stich der Eifersucht. Nathaniel ballte seine Hand zur Faust und kämpfte darum, ein unbeteiligtes Gesicht zu machen. »Sie haben immer noch nicht gesagt, warum Sie hier sind. Lewis ist in die Stadt zurückgekehrt.«
    »Ich habe bereits mit Lewis gesprochen. Natürlich leugnet er zu wissen, wo Margaret sich aufhält. Ich könnte mir vorstellen, dass sie hierhergekommen ist, um Lewis zu sehen, und geblieben ist, nachdem er ihr verweigert hat, was sie wollte.«
    »Warum sollte Margaret auf einen Heiratsantrag von meinem Bruder hoffen, wenn sie doch, wie Sie sagen, mit Ihrem Neffen verlobt ist?«, fragte Helen.
    »Wer kann schon die Frauen verstehen? Vielleicht will sie ihn eifersüchtig machen?«
    Helen runzelte die Stirn.
    Sterling fuhr sich mit der Hand durch das dichte silberne Haar. »Ich bin hier, weil ich nicht weiß, wo ich sonst noch suchen soll. Ich bin am Verzweifeln.«
    »Warum ein so starkes Wort?«
    Sterling sah Helen misstrauisch an. »Können Sie sich nicht vorstellen, dass ich mir um die Kinder meiner Frau Sorgen mache? Wenn wir wenigstens sicher sein könnten, dass es ihr gut geht. Wenn wir nur eine einzige Nachricht von ihr hätten …« Er gab ihr noch einmal das Porträt. »Sind Sie ganz sicher, dass Sie sie nicht gesehen oder von ihr gehört haben, Miss Upchurch?«
    Helen sah ihm einen Augenblick in die anscheinend völlig aufrichtigen Augen, dann betrachtete sie noch einmal das Bild. »Eine Frau würde ein so liebliches Gesicht auf jeden Fall wiedererkennen, Mr Benton. Und ein Mann auch, schon allein wegen des vollen goldblonden Haars.« Sie sah Nathaniel an. »Du bist doch auch meiner Ansicht, nicht wahr, Nate?«
    Nathaniel starrte sie mit dumpfem Gesichtsausdruck an. »Ich … ich weiß nicht.«
    Helen erhob sich und gab Sterling das Bild zurück. »Ist das dann alles, Mr Benton? Wenn ich Sie wäre, würde ich mir keine Sorgen machen. Ich bin sicher, Ihre Frau wird sehr bald von ihrer Tochter hören. Bestimmt wird sie sich bald selbst bei ihr melden und ihr mitteilen, dass sie bei guter Gesundheit und in Sicherheit ist.«
    Sie schüttelte langsam den Kopf und sah Sterling mit einem katzenhaften Lächeln an. »Eine impulsive Frau wie Margaret Macy – wer weiß schon, wozu sie aus einer Laune heraus fähig ist?«

    Margaret betrachtete sich in dem winzigen Spiegel in ihrem Zimmer. Wie verändert sie war. Kein Wunder, dass niemand die Margaret Elinor Macy auf dem Porträt mit der Nora Garret, die sie jetzt aus dem Spiegel ansah, in Verbindung gebracht hatte. Das Haar und die dunklen Brauen veränderten sie natürlich völlig. Und die verschmierten Brillengläser verdeckten bis zu einem gewissen Grad ihre Augen. Die frühere Miss Macy hätte niemals eine so schäbige Haube oder eine schmutzige

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