Die Maggan-Kopie
Konzentration des Natriums und unter anderem durch das Hormon Renin kann der Körper den Blutdruck r e gulieren. Auch dieses Hormon wird von der Niere gebildet. Zudem ist die Niere das Klärwerk des Körpers. Giftstoffe, Medikamentenreste und sogenannte harnpflichtige Substa n zen wie Kreatinin, Harnstoffe und Harnsäure werden aus dem Blut gefiltert.
Auch am Knochenstoffwechsel ist die Niere beteiligt. Das in ihr gebildete aktive Vitamin D3 – auch Calcitriol genannt – ermöglicht es dem Körper, Kalzium über den Darm aufzunehmen und in den Knochen einzulagern. Das dritte l e benswichtige Hormon, das in der Niere gebildet wird, ist Erythropoetin. Es wa n dert über den Blutstrom ins Knochenmark und regt dort die Bildung der roten Blutkörperchen an. Diese wiederum sind wichtig für die Sauerstoffversorgung des Körpers. Und obwohl jeder Mensch zwei Nieren besitzt, kann eine einzelne Niere die verschiedenen Funktionen voll übernehmen. Den Ingenieuren ist es zwar gelungen künstliche Nieren zu en t wickeln, doch es wird noch Jahrzehnte dauern, bis man sie transplantieren kann, denn momentan haben sie noch die Größe eines Aktenkoffers.
Die beiden Frauen hingen ihren Gedanken nach. Ganz persönliche Gedanken über Leben, Tod, Spenderorgane, Klonen. Doch auch sehr ähnliche G e danken. Der Fernseher lief zwar noch, aber das Interesse an den Nachrichten über den neusten Tsunami im indischen Ozean, dem Vulkanausbruch auf den Kanaren und dem Wirbelsturm in der Karibik war gering. Diese Naturkat a strophen waren Alltag. Im Norden gab es auch wieder einen Überfall der sogenannten Outländer auf eine Expedition, die das Ozonloch erforschen wol l te.
Dr. Wong
„Der Pilot wartet!“, brummte Bill. Bill Hunter war groß und breit wie ein Sumoringer, hatte aber im Gegensatz zu seinem Boss nicht dessen asiatische Züge, sondern war schwarz. Sein Gesichtsausdruck verriet nicht die Anspannung, unter der er litt. In wenigen Minuten würden sie von London nach Karlskoga sta r ten. Er hasste fliegen. Er hasste Helikopter.
Sein Bruder Bud war vor drei Jahren bei einem Hubschrauberabsturz über dem Kanal ums Leben gekommen. Sie würden heute genau dieselbe Rute fli e gen. Okay, es hatte nicht an der Strecke gelegen, nicht am Wetter und nicht am Pil o ten. Es war die verdammte Technik gewesen. Ein gebrochener Splint am Heckrotor und die Maschine war nicht mehr manövrierfähig. Das Wasser hat bei einem Absturz aus fünfhundert Metern Höhe die Konsistenz von Beton. Aus und E n de.
Heute gab es keinen Heckrotor, der blockieren könnte, aber einer der gegenläufigen Koaxialrotoren könnte versagen und das würde den Helikopter genauso ins Rotieren bringen. Das Ergebnis würde dasselbe sein. Bill versuc h te an etwas anderes zu denken. Doch das war schwer, wenn die Quelle der Furcht über dem eigenen Kopf r o tierte.
Dr. Wong kam endlich aus dem Büro. Er war ein kleiner Mann mit dunklem kurzen Haar und asiat i schen Zügen. Sein Vater war auf der japanischen Insel geboren und seine Mutter auf der englischen. Er hatte in Chicago Biochemie und Medizin studiert. Während seiner Promotion entwickelte er eine genetisch völlig neue Bakterie, die Krebszellen vernichtete. Erst experime n tierte er an Primaten, doch als er seine ersten Versuche am Menschen vornehmen wollte, stellte sich heraus, dass diese Bakterien auch G e hirnzellen des Menschen angriffen. Er ließ das Experiment jedoch erst nach fünf Fehlschlägen fallen. Drei Menschen starben an seiner Behandlung und zwei verblödeten vollständig. Sie vegetieren jetzt in irgen d einer psychiatrischen Klinik vor sich hin. Doch Wong fand Mittel und Wege den Vorfall zu vertuschen. Er bekam seinen Doktortitel und dazu konnte er sich eine Stelle bei Delta verschaffen, mit siebenstell i gem Jahresgehalt.
Als er jetzt aus diesem Büro heraustrat, überwog seine persönliche Größe ta u sendmal die Makel seiner physischen. Er übergab Bill seinen Akte n koffer mit einem Grinsen, das an einen Staubsaugervertreter erinnerte, der gerade die g e samte nordamerikanische Allianz mit seinen Geräten ausgerüstet hatte. Wong hatte keine Staubsauger verkauft. Seine Produkte waren viel komplizie r ter und wesentlich rentabler. Doch er musste auch vorsichtig sein. Ein falsches Wort zu einer falschen Person, und nicht nur sein Geschäft würde ein jähes und u n freundliches Ende finden, sondern auch sein angenehmes Leben und das vieler anderer.
„Der Pilot kann warten“,
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