Die Maggan-Kopie
Svenja nachdenklich. „So wie die Nudeln im Supermarkt?“ Es gab also verschiedene Arten von Menschen. Die Einen hatten die Rechte und die Anderen die Pflichten. „Ich würde gern schlafen g e hen“, sagte Svenja. Maggan und Kenny blickten sie fragend an. „Doch ich bin mir nicht s i cher, ob ich morgen wieder aufwachen werde.“
Maggan zuckte bei diesem ausgesprochen Gedanken zusammen und blickte Kenny forschend an.
„Du kannst unbesorgt schlafen. Ich bin sicherlich ein Verräter von Ideen und Prinzipien und Zeuge von Morden, die ich nicht verhindern konnte, aber gewiss noch kein Killer, der wehrlose Frauen im Schlaf umbringt“, antwortete er.
Maggan glaubte ihm und Svenja schien auch beruhigt zu sein. Wenn er sie hätte umbringen wollen, dann hätte er es sicherlich schon getan und sich nicht erst stundenlang mit ihr abgegeben. Es war einfacher ein unbekanntes Objekt zu l i quidieren, als einen Menschen im Schlaf zu ermorden. Außerdem hätte er Mark Fichtler das erledigen lassen kö n nen.
Maggan konnte trotzdem nicht schlafen. Sie wälzte sich in ihrem Bett hin und her. Auf der Couch im Wohnzimmer schlief Kenny. Sie konnte es immer noch nicht glauben, dass aus ihm ein Häscher von Delta geworden war. Auch Kenny lag nur so da und starrte an die Decke. Seit zwei Jahren arbe i tete er für Wong und war Maggan so nah gewesen. Er hatte es nicht g e wusst.
Svenja war unruhig. Sie träumte von ihrer Vergangenheit. Da war dieses Feuer und sie sah, wie sie starben, wie sie verbrannten. Die Wachen hielten sie und die anderen zurück. Sie konnten ihnen nicht helfen. Niemand versuchte zu helfen. Überall Schreie. Wenn der Schaden zu groß und irreparabel war, waren sie wertloses Fleisch. Svenja zuckte beim Knarren der Dielenbretter z u sammen, wachte jedoch nicht auf. Das Geräusch fügte sich in ihren Traum.
Maggan gab sich große Mühe keine Geräusche zu verursachen, allerdings war das Haus schon alt und hatte sein Eigenleben. Die Dielenbretter knackten und die Türen quietschten in den Angeln. Sie öffnete vorsichtig die Tür zum Wohnzimmer. Drinnen war es dämmrig. Das Kaminfeuer war fast niederg e brannt. Nur rote Glut war übriggeblieben. Kenny lag auf der Couch in eine rotkarierte Wol l decke gehüllt und schien zu schlafen. Maggan stand unschlü s sig da. Plötzlich kam sie sich so lächerlich vor. Sie, Margareta Svenson, schlich sich in das Schlafzi m mer irgendeines wildfremden Mannes. Ja, er war ein Fremder. Er war nicht mehr der Junge, der er vor vielen Jahren war. Er war ein Häscher von Delta, ein Terr o rist, ein Sträfling, ein Verbrecher, vielleicht sogar ein Killer. Nun, er hatte jede n falls vor ihren Augen einen Mann erscho s sen.
Der Verbrecher schlug die Augen auf und sah sie an. Sein blondes Haar wurde vom Schein der Glut in warmes Rot getaucht. Er streckte die Hand nach ihr aus. Sie zögerte, ergriff sie dann aber doch. Er zog sie sanft unter die Decke. Sie ließ es geschehen, sie wollte es. Sein Körper fühlte sich warm an. Sie schloss die A u gen.
In letzter Zeit hatte Maggan kaum ein Liebesleben gehabt. Erst war sie beruflich zu sehr eingespannt gewesen und dann der Unfall. Sie sehnte sich nach den zärtlichen Berührungen eines Mannes, doch sie hatte auch Angst davor. Sie spürte, dass das hier keine Zukunft hatte. Es war nur die Sehnsucht nach etwas Geborgenheit. Das Ve r langen danach mit einem Mann zu schlafen. Es war schön, dass es Kenny war. Es prickelte in ihr wie mit sec h zehn.
Kennys Sexleben hatte sich auf ein paar Nutten beschränkt, die Wong für besondere Verdienste spendierte. Eine feste Beziehung hatte er das let z te Mal vor Alcatraz gehabt. Rosanna war damals bei dem Attentat auf Svart Kvällan getötet worden.
„Ich war dabei, als sie Mercedes ...“ Maggan hielt ihm den Mund zu. „Ich kann es nicht vergessen“, flüsterte er. Sie küsste ihn.
„Lass uns im Moment nicht daran denken. Seit Tagen lebe ich in ständiger Angst. Ich möchte mich nur für ein paar Minuten fallen lassen.“
„Okay, ich werde dich auffangen“, lächelte er. Seine Hände strichen über i h ren Rücken.
In der Hütte war es warm vom verlöschenden Feuer. Draußen wurde es zunehmend kälter. Nachts ließ sich der Herbst spüren und der nahende Wi n ter erahnen. Die Hütte knackte in allen Ecken. Das alte Holz stand durch die hohen Temperaturunterschiede unter Spannung, die sich in diesem lauten Knacken en t lud.
Die Todeszone
Flucht in die Todeszone
Am
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