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Die Maggan-Kopie

Die Maggan-Kopie

Titel: Die Maggan-Kopie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacqueline Montemurri
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krümmte sich vor Schmerzen und schrie. Doch da war niemand, der davon Notiz nahm. Ihm war heiß, obwohl hier unter dem Berg kaum 10° C herrschten.
     
    Ihm war heiß und es regnete. Er hörte wie die Tropfen auf das Blätterdach der Bambushütte hämmerten, lauter und lauter, unerträglich. Es war dunkel. So du n kel, wie es nur am Ende der Welt sein konnte. Kein Mond, keine Sterne, nur Regen tagelang, nächtelang. Regen und Dreck überall. Es roch nach Schweiß und F ä kalien.
    Es gab keine Wächter mit Gewehren. Die Wächter waren sie selbst und die Gewehre waren die Viren, die hier überall im Schlamm, an den Pflanzen und Tieren lauerten. Wer hustete oder Anzeichen von Fi e ber hatte, wurde getötet. Sie konnten sich keine ansteckenden Krankheiten leisten, denn das konnte den Tod aller b e deuten.
    Die meisten, die hier waren, hatten einmal einen Traum von einer besseren Welt. Doch das war die Welt der Reichen und Mächtigen und der Ignoranten. Alle a n deren, die es wagten, etwas zu unternehmen, aktiv zu sein, wurden in die Hölle geschickt. Der Richter hatte sogar gesagt, dass er nun endlich in die Freiheit geschickt werde, die er verdiene: unbändige Natur, weit weg jeglicher Zivil i sation und ohne jede doch so verachtete Errungenschaft der modernen Technik. Neben ihm lag David, der Navigator. Er hu s tete. Kenny wälzte sich auf die Seite und hielt ihm aus Reflex die Hand auf den Mund.
    „Du musst es unterdrücken!“, flüsterte er eindringlich.
    „Ich kann nicht!“, keuchte David.
    „Das ist ein Befehl, Soldat!“ David würgte und keuchte leise. Kenny zog die Hand weg. Das Gesicht seines Freundes fühlte sich heiß an. Er hatte Fieber. Für ein Aspirin würde er seinen rechten Arm geben. Doch so etwas gab es hier nicht. Es gab hier nichts als den Dschungel, in dem sich um die zwanzig solcher Siedlungen befanden. Zehntausend Gefangene, au s schließlich Männer. Die Frauen waren irgendwo im Ozean separat inhaftiert, denn die gesunde Zivilisation kon n te nicht erlauben, dass sich dieses geballte kriminelle Genmaterial vermehrte oder gar mutie r te. Es soll ausgerottet werden. Die Natur wird es für sie verrichten und es kostete keinen Cent.
    „Nein! Nicht mehr schießen. Da sind Kinder!“, schrie David plötzlich. Das Fieber hatte ihn übe r mannt. Er zitterte am ganzen Leib und begann zu halluzinieren. Kenny hielt ihm den Mund zu, doch D a vid wehrte sich und schlug um sich. Mit der Kraft des Todgeweihten stieß er den Freund von sich und kroch auf den Ausgang der Hütte zu. Der Regen hatte die ganze Siedlung in ein Schlammloch verwandelt. David zog sich an einer Bambusstange hoch, die das Hüttendach stützte und stolperte hinaus in die Nacht. Kenny folgte ihm. Er musste ihn u n auffällig zurückholen, sonst war das sein Tod.
    David hatte nur eine Chance zu überleben, wenn die anderen nicht merkten, dass er krank war. Es konnte doch auch nur eine harmlose Erkä l tung sein oder eine Lungenentzündung, die keine von diesen gefürchteten Epidemien auslösen würde. Kenny durchforstete mit den Augen die Dunkelheit. Der R e gen trübte zudem die Sicht. Der Schlamm dampfte. Am östlichen Horizont begann sich die Morgenröte au s zubreiten. Dort war ein Streifen rötlichen Himmels zu sehen. Davor hoben sich die Hütten als schwarze Schatten ab.
    Ein beweglicher Schatten stolperte auf die Küche zu. Töpfe polterten zu Boden. Kenny rannte in die Richtung und fand David mitten in einem Berg Blec h geschirr. Diese Relikte stammten aus der Zeit, als sich die zuständigen Behörden noch um die Gefängnisinseln gekümmert hatten. Doch dann kamen die Sparmaßnahmen und dann kam nichts mehr außer neuen Gefa n genen.
    „Reiß dich zusammen, David!“, brüllte Kenny gegen den Regen an. Er versuchte ihn aufzurichten, doch David wehrte sich. Durch das Loch im Dach pra s selte das Wasser auf sie nieder. David sah ihm in die Augen.
    „Ich habe keine Chance! Die killen mich!“ Er begann zu weinen wie ein kle i nes Kind. Kenny kam sich so hilflos vor.
    „Das lasse ich nicht zu. Du wirst überleben. Ich bringe dich in den Dschu n gel.“
    „Du bringst ihn nirgendwohin!“, brüllte eine Stimme hinter ihnen. Kenny drehte sich um und sah Bernhard und seine Krieger, wie er sie nannte. Ber n hard war ein großer bärtiger Mann. Keiner wusste so recht, warum er hier war, doch da gab es Gerüchte über Attentate. Auf jeden Fall hatte er am längsten in Alcatraz überlebt und war so etwas wie der Anführer. Er

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