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Die Magie des Falken

Die Magie des Falken

Titel: Die Magie des Falken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ruben Philipp Wickenhaeuser
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müssen wir da durch«, erwiderte er leise. »Das wird eine fröhliche Fahrt …«
    Seine düstere Prophezeiung sollte sich erfüllen. Zunächst war alles friedlich: Der Botschafter wartete beim Langschiff, und Kyrrispörr stellte ihn den anderen Männern als einen Fahrgast vor, der nach Norwegen mitgenommen werden wolle. Niemand fand dies ungewöhnlich. Sie legten ab und fuhren aus der Schlei, und sobald sie die Flussmündung hinter sich gelassen hatten, gesellte sich der Bote zu Kyrrispörr.
    »Wir fahren zu Eirik Jarl von Norwegen. Dann zu Olaf Skotkonung von Schweden.«
    Nachdem er mit Kyrrispörr und Halfdan den geeigneten Weg besprochen hatte und das Boot auf Kurs lag, fragte er:
    »Wer sind die beiden Frauen an Bord?«
    Kyrrispörr sagte es ihm und erklärte, dass er sie nicht ohne Aufsehen hätte zurücklassen können.
    »Die Gurun ist die Tochter eines Jarls?«
    »Eines mächtigen Bœndi, der von Olaf getötet worden ist.«
    »Das ist gut. Es mag gar ein Glück sein, dass sie dabei ist!«
    Ein Glück war es für die Stimmung an Bord allerdings nicht gerade. Æringa und Gurun hielten sich zwar an den entgegengesetzten Enden des Schiffes auf, aber sie waren trotzdem viel zu dicht beieinander – zumal beide in Kyrrispörrs Nähe sein wollten. Als sie von dem wahren Auftrag erfahren hatten, war Gurun begeistert und Æringa entsetzt.
    »Ich werde Eirik überzeugen«, erklärte Gurun Kyrrispörr und dem Boten voller Zuversicht. »Er kannte meinen Vater gut. Verlasst Euch nur auf mich!«
    »Lass dich nicht von deiner Rache blenden!«, redete Æringa hingegen auf Kyrrispörr ein. »Diese Sigri und Gurun wollen dich doch nur für ihre eigene Rache benutzen! So wird das Blutvergießen niemals enden!«
    Dass Æringa auf verlorenem Posten stand, ließ sie nur umso verzweifelter um Kyrrispörr kämpfen. Sie verlegte sich darauf, ihn nicht mehr direkt davon abbringen zu wollen, aber sie kümmerte sich um ihn wie eine Falkenmutter um ihr Junges.
    »Da musst du durch«, sagte Hvelpr mitleidig.
     
    Die Überfahrt dauerte viele Tage. Die Winde waren ihnen gewogen, aber sie mussten wieder Olafs Zollstationen ausweichen und gelegentlich anlanden, um ihren Proviant aufzufrischen. Kyrrispörr lernte in dieser Zeit sein Schiff immer mehr zu lieben. Es war wirklich ein ausgezeichnetes Stück. Als einmal stärkerer Sturm und Regen einsetzten, da schlängelte es sich durch die Schaumkronen der Wellen, dass es eine Lust war. Wenn Æringa sich zu ihm ans Heck gesellte und dicht bei ihm über die aufgewühlte See blickte, er ihr straff zusammengebundenes Haar vom Regen getränkt und feine Rinnsale von ihrer Wange rinnen sah, fühlte er sich glücklich. Laggar dagegen ertrug die Fahrt mit stoischem Gleichmut.
    Als sie Eirik Jarl ausfindig gemacht hatten, ging der Bote in den Prachtgewändern des Königs Sveinn von Bord, gefolgt von Gurun und Kyrrispörr. Hvelpr folgte ihm wie ein Schatten, stets wachsam, und legte den Bogen nicht aus der Hand. Kyrrispörr war ihm dankbar – Tryggvason hatte oft genug bewiesen, dass sein Arm weiter reichte, als es zu vermuten war. Aber ihre Vorsicht sollte sich als überflüssig erweisen. Gurun war ganz Tochter eines hohen Herren, als sie mit Eirik Jarl sprachen: Unnahbar erschien sie auf einmal, und sie verstand es, den Worten des Boten Nachdruck zu verleihen.
    »Meinen Vater hat Olafr mit List und Heimtücke ermordet. Auch Ihr steht in Blutrache gegen ihn. Jedem Einzelnen von uns ist Olafr überlegen, aber gemeinsam werden wir ihn niederringen.«
    »Pah. Die Dänen sind schwach«, erwiderte Eirikr. Der Bote zog unvermittelt seine Axt, und ehe Eirikr Jarl etwas tun konnte, trieb er sie so tief in den Pfosten neben dem Herrenstuhl, dass sie bis zur Hälfte in ihn eindrang und erst im Mark stecken blieb. Hvelpr griff unwillkürlich nach seinem Bogen, aber Kyrrispörr legte ihm hastig die Hand auf den Arm.
    »Die Dänen sind stark!«, donnerte der Bote. »Lasst uns unsere Stärke beweisen, wenn wir gemeinsam gegen König Olaf fahren!«
    Eirikr Jarl richtete sich in seinem Thron auf. In seinen Augen blitzte es.
    »Mann, ich möchte dich hier und jetzt erschlagen! Wie kannst du es wagen, in meinem Hause die Axt zu erheben!«
    »Vergebt ihm – aber er hat recht«, rief Gurun. »Ich habe die Dänen gesehen, ich denke, er soll seine Worte ruhig beweisen. Und wenn die Dänen schwach sein sollten, werden sie uns wenigstens den Weg bereiten können, an Olaf zu kommen.«
    Eirikr Jarl ließ sich wieder

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