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Die Magie des Falken

Die Magie des Falken

Titel: Die Magie des Falken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ruben Philipp Wickenhaeuser
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Araber sind nun unsere besten Käufer. Für sie sind die Blonden. König Otto schätzt die Sklaverei gar nicht, deswegen haben wir aus seinem Reich nur selten Besuch. Aber wenn, bringt das umso mehr ein. Am besten gehen blonde Frauen. Und dunkelhäutige Knaben.« Als Kyrrispörr verwirrt dreinsah, grinste Ketil. »Beide dienen den Fürsten zur heimlichen Befriedigung ihres Ergi, je nach Geschmack die einen oder anderen. Kräftige Sklaven könnten wir natürlich als Þrælls verkaufen, aber da unsere Landesgenossen da immer noch genug Angebot haben, ist das für uns nicht interessant. Wir wollen also vor allem Schönheit.« Er machte eine Geste zu Þorfinn, der gerade mit zwei Gefangenen aus dem Hause kam. Die eine war tatsächlich eine Frau von atemberaubender Schönheit: Schlank und wohlgeformt blickte sie mit stolzem Blick über sie alle hinweg, als gäbe es sie gar nicht. Gekleidet war sie in eine an der Hüfte von einer Lederkordel zusammengehaltenen Stoffbahn, die mehr versprach als verdeckte. Das andere war ein ebenso gekleideter Knabe mit einer schwarzen, vollen Mähne und leicht gebräunter Haut.
    »Ausziehen«, befahl Ketil.
    Mit einem Mal begann Kyrrispörrs Herz zu hämmern. Er konnte seinen Blick nicht von der Frau nehmen, und als sie die Stoffbahn wie einen Vorhang abstreifte, da spürte er einen fordernden Druck unter dem Nabel. Ketil entging seine Verwirrung nicht, und er lachte.
    »So sollen unsere Käufer auch reagieren. Damit das auch der Fall ist, müssen wir Sklaven erst einmal gut prüfen, wenn sie uns zum Kauf angeboten werden.«
    Er trat an die Frau heran und winkte Kyrrispörr auffordernd zu. Zögerlich kam er näher. Beim Anblick der Schönheit schwanden ihm die Sinne; wie auch immer Ketil es angestellt hatte, die Frau war nicht nur göttlich von Gestalt, auch ihre Haut war vollkommen makellos und von samtener Farbe. Kyrrispörr musste dreimal schlucken und fühlte sich, als müsse er gleich zerfließen.
    »Als Erstes, prüfe ihre Zähne. Was bei Pferden das Alter zeigt, verrät dir hier die Gesundheit – sind sie schwarz, ist der Sklave wertlos. Na, mach.«
    Ketil nickte auffordernd. Kyrrispörr hob die Hand; allein das kostete ihn plötzlich unglaublich viel Kraft. Denn mit einem Mal musste er an Æringa denken. Der Druck im Unterleib verschwand, stattdessen überfiel ihn eine ganz unerklärliche Angst. Er redete sich ein, dass dies doch nur eine Prüfung von Ware war, nicht mehr, aber es wollte ihm nicht gelingen. Er nahm einen neuerlichen Anlauf, hob die Hand – und ließ sie wieder sinken.
    »Ich kann nicht«, murmelte er und blickte zu Boden. Ketil sah ihn verwundert an.
    »Dann prüfe ihn«, sagte er und zerrte den Knaben an der Schulter herbei. »Auch wieder erst die Zähne, wie bei einem Ochsen. Das wirst du wohl schaffen?«
    Zögernd hob Kyrrispörr den Kopf. Er blickte in zwei kohleschwarze Augen, in denen sich Verachtung und Trotz spiegelten. Es kostete ihn schon Überwindung, dem Jungen in den Mund zu fassen, aber es war bei Weitem kein Vergleich zu der Frau. Hier war es mehr ein leicht überspielbarer Ekel wie bei einem kranken Rind.
    »Bestens«, stellte er fest.
    »Gut, dann weiter. Es kommt nicht auf Stärke an, hatte ich gesagt. Aber Schwächlinge verkaufen sich auch nicht. Also die Oberarme.«
    Und so ging es weiter. Allerdings wurde es äußerst unangenehm, nachdem Kyrrispörr den Bauch abgeklopft hatte – »Denk an den Ochsen« – denn erst musste er unter den sich weitenden Augen des Knaben dessen Kleinod befühlen – »Zwei, nicht mehr, und rund müssen sie sein, wie kleine Pflaumen, taste sorgfältiger!« – und gar den Jungen umdrehen und auch dort prüfen.
    »Wer Weiber nicht prüfen kann, prüft seinesgleichen«, sagte Ketil, nachdem Kyrrispörr die Schenkel befühlt hatte. Als er Kyrrispörrs Miene sah, fügte er hinzu: »Denk dir einfach, es wäre ein Ochse oder ein Ziegenbock. Da ist es auch ganz selbstverständlich. So. Vor dem Verkauf müssen unsere Sklaven mit duftenden Ölen gesalbt und eingeölt werden. Das ist auch deine Aufgabe.«
    Kyrrispörr nickte und war ganz und gar nicht froh. Doch er war sich im Klaren darüber, dass er sich glücklich schätzen durfte, für Ketil arbeiten zu können. Ketil war nicht irgendein Sklavenhändler. Er handelte mit ausgesuchten Lustsklaven, und Kyrrispörr erlebte bald, dass seine Kontakte geradezu überallhin reichten. Ketil gehörte darüber hinaus zu jenen, die für Kyrrispörrs Wissen Verwendung hatten:

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