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Die Magie des Falken

Die Magie des Falken

Titel: Die Magie des Falken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ruben Philipp Wickenhaeuser
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und sie übernachteten auf einer kleinen Insel, die offenbar nur für diesen Zweck genutzt wurde.
    »Ich schulde Jarnskegge eine Menge, aber um wegen dir von Olaf Tryggvason aufgebracht zu werden, lohnt es nicht. Wir fahren direkt dorthin«, erklärte er, als sie Fisch brieten. Kyrrispörr konnte das nur recht sein.

Heiðabýr, Stadt des Handels
     
    Einen Vorteil hatte die lange Überfahrt. Kyrrispörr konnte sich die Ereignisse der letzten Monate in Ruhe durch den Kopf gehen lassen, war aber zugleich so sehr eingespannt, dass seine Gedanken nie anfangen konnten, sich im Kreis zu drehen. Selbst in den Stunden des Schlafes war seine Sehnsucht nach Æringa wenigstens erträglich, da er vor Erschöpfung stets sofort einschlummerte.
     
    Vor der Mündung der Schlei ankerten sie. So lange der Wind nicht drehte, war an ein Einlaufen mit der Knorr nicht zu denken. Einige weitere Handelsschiffe warteten ebenfalls auf eine günstige Möglichkeit. Da waren vor allem Skuder, die bis an die Grenze ihrer Kapazitäten mit Holz beladen waren, neben solchen, die Kornkisten und lebendes Vieh transportierten, und dazwischen fanden sich nur vereinzelt Schiffe von Fernhändlern. Nicht ohne Neid beobachtete Kyrrispörr ein schlankes Kriegsschiff aus der Flotte des Dänenkönigs, das von seinen zwei Dutzend Ruderern zügig in die Flussmündung gesteuert wurde und schon bald aus ihrer Sicht verschwand.
    »Stimmt es, dass die Dänen Burgen nur für Krieger haben?«, fragte er Christian.
    Der Händler nickte. »Allerdings. König Sveinn Tjúguskegg hat in den Ringburgen immer tausend Mann unter Waffen, so wird gesagt. Und wenn ein Großbauer meint, der König sei so weit weg, dass er ihm keine Steuern zahlen müsse, bekommt er Besuch von einer eisenstarrenden Gesandtschaft. Wahrscheinlich kam das Langschiff eben von einer solchen Fahrt zurück. Ja, die Dänen sind da schon gut dabei.«
    »Können wir an Land?«, fragte Gormr von hinten.
    »Wir warten auf einen günstigen Wind. Geduld. Sonst bläst der über uns hinweg, während wir am Ufer sind.«
     
    Sie warteten zwei Tage. Nach einer geradezu endlosen Zeit des Nichtstuns brach plötzlich hektisches Treiben auf den Schiffen aus, als der Wind endlich drehte. Wie an einer Perlenschnur glitten die Boote nacheinander in die Schlei. An den Ufern standen hier und da die geduckten Hütten der Fischer, vor denen an langen Leinen Fisch in der Sonne glitzerte. Der Geruch der Räucherfeuer wehte herüber. Dänemark hieß sie mit einem warmen Frühlingstag willkommen.
    Zur Rechten zog der natürliche Hafen am Lindauer Noor vorbei. Kyrrispörr sah mehrere Snekkjur und die Hütten der Wachmannschaften. Zwei Wächter grüßten zu ihnen herüber.
    »Jetzt heißt es zahlen«, brummte Christian der Kupferne. Der Schwarm der Handelsschiffe schob sich geduldig die Schlei hinauf, bis sie nach einer Weile zu einem geräumigen See kamen. An seiner gegenüberliegenden Seite, entlang eines großen Sperrwerks, lagen die Händler, die ihnen vorausgefahren waren. Abgetakelt warteten sie vor einer Flussverengung; Ruderboote fuhren geschäftig von einem zum anderen, und aus den von ihnen bereits besuchten Booten schoben sich wieder die Ruder. Christian gab einige kurze Befehle. Ihre bauchige Knorr kam neben zwei anderen Schiffen zur Ruhe, die im Vergleich zu ihr winzig wirkten.
    »Die Enge von Stexwig. Diese dänischen Halsabschneider haben mit Sicherheit wieder den Zoll erhöht.«
    Sie warteten lange; geduldig zog die Sonne ihre Bahn, und nicht weniger geduldig waren die Zöllner beim Abkassieren. Als ihr Ruderboot endlich längsseits ging, schossen geradezu Pfeile aus Christians Augen.
    »Für den Schutz der Schlei und unseren König«, leierte der Zollbeamte herunter, nannte den Preis, wehrte beharrlich alle Verhandlungsversuche ab und nahm gleichgültig den zornig hinübergereichten Zoll entgegen. Endlich konnte die Fahrt weitergehen. Sie passierten die beiden Posten, die nicht minder gelangweilt am nahen Ufer herumlungerten, und kamen auf die nächste Weite der Schlei; waren sie gerade noch Kiel an Kiel mit anderen Händlern gelegen, fuhren sie nun plötzlich wieder fast allein dahin. Noch eine letzte Engstelle passierten sie, dann waren sie im Haddebyer Noor. Fast am Ziel.
    »Da ist schon die Hochburg«, erklärte Christian der Kupferne und wies auf einen palisadengekrönten Hügel. »Wir sind fast da.«
    Sie ließen die Hochburg zu ihrer Rechten zurück, und nun sah Kyrrispörr die Befestigungen von Heiabýr

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