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Die Magie des Falken

Die Magie des Falken

Titel: Die Magie des Falken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ruben Philipp Wickenhaeuser
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auskundschaften, während ihr hier wartet. Hvelpr kommt mit mir. Bleibt wachsam!«
    Halfdanr bestätigte Kyrrispörrs Worte mit einem Nicken. Der zusammengewürfelte Haufen aus Kriegern, die Jarnskegge auch nach seinem Tode noch treu ergeben waren, kannte der alte Kapitän besser als Kyrrispörr, und sein Silberbart forderte Respekt. Als er seinen Mantel aus seiner Truhe holte, flüsterte Gurun ihm zu:
    »Du vertraust diesem Hvelp? Lockt er dich nicht in eine Falle?«
    Kyrrispörr blickte zu dem langgliedrigen Knaben mit dem leuchtend roten Haar und den smaragdgrünen Augen hinüber und schüttelte den Kopf.
    »Er war mein Freund, ja, mehr mein Bruder, und ist es noch. Auch wenn er selbst es nicht wahrhaben will. Er hat noch nie sein Wort gebrochen, niemals. Ich vertraue ihm mein Leben an, glaub mir.«
    Guruns eisgraue Augen sprühten vor Misstrauen.
    »Ich nicht.«
    Sie zückte das Messer an ihrer Schürze gerade so weit, dass zwei Finger breit damaszierter Stahl schimmerte. »Wenn ich recht behalte, bekommt er von mir, was ich eigentlich Olaf zugedacht hatte.« Ehe Kyrrispörr es sich versah, hatte sie ihm einen schnellen Kuss auf die Wange gedrückt. Er zuckte zusammen.
    »Mögest du Olaf finden!«
    Dann wandte sie sich der Mannschaft zu und gab Befehle, alles für ein Essen vorzubereiten.
    Anschließend stieg Kyrrispörr mit Hvelp aus dem Boot und watete gen Land. Der Speer bot ihm Stütze auf dem glitschigen Untergrund.
    An Land kleideten sie sich rasch an, und nachdem Hvelp seinen Köcher mit Pfeilen über die Schulter geworfen hatte, machten sie sich auf den Weg in Richtung Königshof. Hvelpr hatte sich eine Gugelkapuze übergestreift, damit sein roter Schopf sie nicht verriet. Während sie geduckt durch das Schilf wateten, fühlte sich Kyrrispörr stark an die Zeit erinnert, als sie gemeinsam auf die Jagd gegangen waren, und er empfand eine tiefe Sehnsucht danach, in Hvelp wieder den vertrauten Freund zu haben.
    Sie kamen an den ersten Weiden vorbei, wo ein paar Schafe und Rinder verträumt vor sich hin kauten. Von einem einzeln stehenden Baum drang der misstönende Klang einer Knochenflöte zu ihnen herüber. Unentdeckt huschten sie weiter.
    Hvelpr berührte Kyrrispörr an der Schulter und legte warnend den Finger auf den Mund. Sie schoben sich langsam vor, darauf bedacht, nicht einmal ein Rascheln zu verursachen. Hvelpr hatte seinen Bogen gezogen und einen Dreikantpfeil auf die Sehne gelegt. Er richtete sich mit allen Anzeichen der Überraschung auf und blickte ins Rund.
    »Das ist merkwürdig«, sagte er leise, als er sich wieder zu Kyrrispörr gekauert hatte. »Auf der Anhöhe dort stand immer ein Posten, weil man einen guten Überblick hat. Komm, wir klettern hoch!«
    »Werden wir da nicht gesehen? Der Hof ist ja nicht mehr weit! Und da ist nur Gras!«
    »Wir gehen von Süden ran, von der dem Hof abgewandten Hangseite. Komm.«
    Rasch erklommen sie den Hügel und robbten sich, platt auf den Boden gedrückt, bis auf die Kuppe vor. Tatsächlich bot sich von hier oben ein guter Blick. Und Spuren eines Wachpostens – die aber alle schon einige Tage alt waren.
    »Hier war schon seit einer Weile niemand mehr!«, stellte Kyrrispörr fest.
    »Ja«, erwiderte Hvelpr, der in Richtung der Bucht spähte. »Sag mal, kennst du eines der Schiffe dort unten?«
    Kyrrispörr war überrascht. »Na, das wird ein Teil von Olafs Flotte sein, von seinen erbeuteten Booten, oder nicht? Die müsstest du doch kennen?«
    »Tue ich aber nicht. Kein einziges davon. Und das da drüben ist ein herrschaftliches Drachenboot, richtig?«
    Kyrrispörr kniff die Augen zusammen.
    »Ja … Ja, es sieht ganz so aus, mit dem Gold und dem Drachenkopf. Das kennst du auch nicht?«
    »Nein. Die Banner kenne ich auch nicht! Sogar die Segel sind merkwürdig genäht, sieh dir das an! Hast du es vielleicht bei einem der Jarla gesehen? Gehört es vielleicht einem der Bœndi?«
    »Das wäre mir aufgefallen. Nein.«
    »Und kein einziges Boot stammt aus der Königsflotte …«
    Hvelpr sah ihn an. »Am Königshof?«
    »Eben …«
    Sie beobachteten die Bucht noch für eine Weile, aber dort regte sich nichts. Schließlich zogen sie sich wieder zurück und schlichen weiter in Richtung Königshof. Kyrrispörr wusste jetzt zwar, dass König Olafr ihm erneut entwischt war: Wäre er da gewesen, hätten sie seinen Dreki gesehen. Aber es galt, Laggar zu befreien – und Æringa. Hvelpr wusste, wo Laggar sich befand.
    Als sie am Zaun eines Gehöfts kauerten, das

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