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Die Magie des Falken

Die Magie des Falken

Titel: Die Magie des Falken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ruben Philipp Wickenhaeuser
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wissen.
    Gurun zögerte einen Augenblick und setzte dann eine trotzige Miene auf.
    »Weil … Na gut, es wurde mir erzählt. Aber ich bin sicher, dass der mich nicht angelogen hat.«
    Kyrrispörr schenkte ihr einen misstrauischen Blick. »Dann hat er sich geirrt.«
     
    Am Abend sagte Hvelpr: »Du hast mich geschont. Ein Hvelpr vergisst das nicht. Ich werde bleiben.« Hvelps Stimme blieb feindlich. Kyrrispörr aber vertraute Hvelps Wort voll und ganz. Er kannte ihn gut genug, um zu wissen, dass Hvelpr keine bösen Hintergedanken hegte: Sein Wort hielt Hvelpr bis zur Selbstaufgabe. So hegte er keinerlei Befürchtungen, als sie sich nebeneinander auf das Lager niederlegten.
    »Das sollst du wissen«, erwiderte er leise. »Ich habe dich mitgenommen, weil du mein Freund bist, und gefesselt, damit du dich nicht vergisst. Aber mein Gefangener warst du nie und bist du auch jetzt nicht. Wenn dir danach ist, kannst du gehen, wohin du willst.« Kyrrispörr machte eine Pause. »Oder du schließt dich mir an und begreifst endlich, dass ich dich niemals töten wollte. Du warst immer mein Freund.« Hvelpr gönnte ihm nicht die Erlösung einer Antwort, sondern drehte sich wortlos in der Decke herum.
    Der nächste Morgen bewies Kyrrispörr, dass sein Vertrauen gerechtfertigt war. Hvelpr blinzelte neben ihm den Schlaf aus den Augen, ohne den Versuch unternommen zu haben, Kyrrispörr mit einem Messer oder dergleichen zu Leibe zu rücken. Als Kyrrispörr sein verschlafenes Gesicht sah, keimte für einen Augenblick wieder das Gefühl der alten, sie tief verbindenden Freundschaft auf. Aber sobald Hvelpr die Augen aufschlug, belehrte sein abweisender Blick Kyrrispörr eines Besseren.
     
    Das Ziel der Jungfernfahrt des Sperber war klar. Kyrrispörr musste Laggar zurückholen. Die Männer, die Gurun im Namen ihres Vaters zusammengetrommelt hatte, waren durchweg noch sehr jung – mit Ausnahme von Halfdan und einem weiteren Grauhaarigen, der aber noch durchaus im Vollbesitz seiner Kräfte war –, sichtlich wenig erfahren in der Schiffsführung und wohl die mittellosen Geschwister älterer Brüder. Aber das störte Kyrrispörr nicht. Er hatte eine Mannschaft, und wie es aussah, eine kampfstarke obendrein. Ihre Waffen waren einfache Beile und Messer, Bögen und Speere, jedes für sich kein Kunstwerk, aber völlig hinreichend, wenn es von kräftigen Armen geführt wurde. Die Rundschilde waren nur selten aus Eiche, aber auch sie würden ihre Träger mindestens verbergen.
    Als Letzter bestieg Hvelpr das Boot. Er nickte Kyrrispörr zu, ohne eine Miene zu verziehen. Kyrrispörr wollte schon das Zeichen zum Ablegen geben, als Gurun herankam. Ohne viel Federlesens schwang sie sich ins Boot. Kyrrispörr verbarg den aufkeimenden Unmut, indem er die Befehle zum Ablegen gab, die er so oft von Kapitänen gehört hatte. Aber die ganze Zeit über ließ ihn ein Gedanke nicht los: Wenn Hvelpr ihn nicht angelogen hatte, hatte es Gurun getan. Dass ihn aber Hvelpr belog, konnte er sich beim besten Willen nicht vorstellen.
    Als sie durch den Fjord fuhren, trat Hvelpr zu Kyrrispörrs Überraschung neben ihn an den Bug. Sein fuchsrotes Haar leuchtete wie Feuer in der Sonne.
    »Du kennst die Zollposten nicht. Ich schon«, sagte er kurz angebunden. Kyrrispörr sah ihn dankbar an, in der Hoffnung, ihre alte Freundschaft in Hvelps Gesicht wiederzufinden. Aber Hvelpr starrte schon geradeaus übers Wasser, die Lippen fest aufeinandergepresst.
    Hvelps Rat sollte ihnen von außerordentlichem Nutzen sein. Zu den Zollpassagen, die er von Christian her kannte, hatte Olafr so manch neue an den Sunden und Engstellen entlang der Küste eingerichtet, die sie umfahren mussten. Ein Kriegsschiff wäre aufgefallen. Auch die zu dieser Jahreszeit stark befahrenen Handelsrouten wusste Hvelpr zu umgehen – ergänzt mit Kyrrispörrs eigenem Wissen und dem des vormaligen alten Kapitäns, Halfdans, gelang es ihnen, ohne Zwischenfälle gen Viken zu fahren. Hvelpr zeigte ihnen eine Stelle, wo sie im Verborgenen ankern konnten. Die Männer begannen, ihre Waffen aus den Sitztruhen zu holen. Kyrrispörr winkte Halfdan zu sich und erklärte ihm, was er vorhatte. Dann gebot er mit der erhobenen Rechten Aufmerksamkeit.
    »Wir sind nun an der Insel, auf der König Tryggvasons Hof steht. Ich war schon einmal hier und hätte beinahe mit dem Leben bezahlt – ebenso wie sämtliche Seimenn, die an dem Angriff teilgenommen haben. Und es waren mächtige Magier! Deswegen werde ich die Lage

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