Die Magier 01. Gefährten des Lichts - Six héritiers (Le Secret de Ji, Bd. 1)
hatte ihre Blicke den ganzen Tag über gespürt, ohne zu wissen, woher sie kamen.
Sie waren nur noch wenige Schritte von ihm entfernt, und der Abstand wurde rasch kleiner. Mittlerweile rannten die Männer fast. Wie von einem grellen Blitz erleuchtet sah Nort’ die Dolche, die mordgierigen Blicke und die Schaulustigen, die um nichts in der Welt eingreifen würden. Unbändiger Zorn wallte in ihm auf, und er stürzte sich brüllend auf die beiden Männer. Er war wild entschlossen, sein Leben teuer zu verkaufen.
Allerdings hatte er die Rechnung ohne den dritten Mörder gemacht, der sich von hinten an ihn herangeschlichen hatte.
Sein Schrei erstarb, als ihm die vergiftete Klinge die Kehle aufschlitzte. Lautlos brach er zusammen und fiel seinem Mörder vor die Füße.
Ein paar Monde nach ihrer Rückkehr verspürten die Weisen den Drang, einander wiederzusehen. Der einstige König Arkane von Junin schritt zur Tat und lud seine Gefährten in das schönste der Kleinen Königreiche ein. Die Zusammenkunft wurde für den Tag der Eule angesetzt, im Gedenken an jenen Tag, an dem sie Nol dem Seltsamen in das Labyrinth gefolgt waren.
Arkane war immer noch ein mächtiger Mann, auch wenn er nur noch einen Arm hatte, alt war und ihn die anderen Fürsten der Kleinen Königreiche aus ihrem Kreis verbannt hatten. Es fiel ihm nicht schwer, seine Gefährten aufzuspüren. Alle folgten seinem Ruf, selbst Moboq, der hoch im Norden lebte und eine zwei Dekaden lange Reise auf sich nehmen musste.
Arkane empfing seine Gäste mit großer Herzlichkeit. Als sie in seinem Palast versammelt waren und er das Glück in ihren Augen sah, erklärte der einstige König, das Abenteuer habe wenigstens einen Sinn gehabt: sie zu Freunden zu machen.
Alle berichteten, wie es ihnen ergangen war, und bedauerten das Schicksal der anderen, vor allem das Rafas, Maz Achems und Reyan von Kercyans. Doch niemand erging sich in Selbstmitleid, keiner klagte über das Schweigegelübde, das sie sich auferlegt hatten und das die Ursache ihres Unglücks war.
Schließlich zogen sich die Weisen in einen Saal zurück, der sie vor den neugierigen Blicken der Spitzel, die die Könige und Herrscher zu der Zusammenkunft geschickt hatten, schützte. Dort erneuerten sie ihren Schwur, Schweigen zu bewahren, was auch geschehen möge - selbst wenn es Leid, Schande und Einsamkeit bedeutete.
Beim Abschied versicherten sie einander, bald wieder zusammenkommen zu wollen, was im Jahr darauf geschah. Das nächste Treffen fand wiederum zwei Jahre später statt, und dabei sollte es bleiben: Die Weisen vereinbarten, künftig alle zwei Jahre zusammenzukommen. Beim vierten Treffen weilte König Arkane nicht mehr unter ihnen. Er war der Erste, der starb. Dafür gab es drei Neulinge: Tiramis und Yon hatten eine Tochter bekommen, und auch Maz Achem hatte, obwohl nicht mehr der Jüngste, mit einer seiner einstigen Schülerinnen den Bund geschlossen. Kurz darauf schenkte seine junge Ehefrau ihm einen Sohn. Er brachte die beiden zu den Zusammenkünften mit, wogegen niemand etwas einzuwenden hatte.
Thomé von Junin, zu dessen Gunsten Arkane abgedankt hatte, bat darum, anstelle seines Vaters kommen zu dürfen. Er wusste nichts von dem Geheimnis, wollte aber in Ehren halten, was für Arkane das Wichtigste auf der Welt gewesen war. Thomés Wunsch wurde gern erfüllt.
Durch die Anwesenheit der Neulinge änderten sich die Zusammenkünfte - die Stimmung war nicht mehr so ernst und erinnerte nun eher an die von Familienfesten. Die Könige und Herrscher schickten nicht länger ihre Spitzel, um das Geheimnis zu lüften, und bald wurde die Reise nicht einmal mehr erwähnt.
Auch der Weise Moboq, Rafa aus Griteh und Reyan von Kercyan fanden eine Frau und bekamen Kinder. Da sie stetig mehr wurden, mussten die Zusammenkünfte besser vorbereitet werden. Die Weisen und ihre Familien lebten weit voneinander entfernt, weshalb man beschloss, sich fortan alle drei Jahre in Berce in Lorelien zu treffen. Das Dorf liegt an der Küste vor der Insel Ji, ziemlich genau in der Mitte der bekannten Welt.
Nach und nach verstarben die Angehörigen der ersten Generation. Ihre Nachkommen trafen sich weiterhin, um eines Geschehnisses zu gedenken, über das sie fast nichts wussten. Manchmal, wenn die Nacht finster ist, nehmen die Älteren die Jüngeren mit auf die Insel. Dort geben sie das Geheimnis an die nächste Generation weiter und lassen sie feierlich schwören, Schweigen zu bewahren. Vielleicht hätten sie das
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