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Die Magier 01. Gefährten des Lichts - Six héritiers (Le Secret de Ji, Bd. 1)

Titel: Die Magier 01. Gefährten des Lichts - Six héritiers (Le Secret de Ji, Bd. 1) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Grimbert
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starrte auf die Kerbe, die der Pfeil im Holz hinterlassen hatte. Léti stieß einen Freudenschrei aus und drehte sich zu ihm um.
    »Hast du das gesehen? Ich habe es geschafft, Yan. Ich habe es geschafft. Ich bin genauso gut wie jeder andere. Ich habe es geschafft!«
    Er war schrecklich niedergeschlagen. Léti konnte so vieles und er gar nichts. Er war nicht neidisch, sondern bewunderte sie aufrichtig, doch wie so oft hatte er das Gefühl, nicht gut genug für sie zu sein. Er betrachtete ihr makelloses Gesicht, das lange kastanienbraune Haar, die vor Lebenslust sprühenden Augen und ihr glückliches Lächeln. Yan schwor sich in diesem Augenblick, alles zu tun, damit Léti immer so glücklich sein konnte wie jetzt.
    Léti holte den Pfeil zurück und reichte ihm den Bogen.
    »Hier, nimm. Ich habe keine Lust, mich schon am frühen Morgen mit Grigán dem Griesgrämigen zu streiten. Ich habe die Antwort, die ich wollte. Lass uns frühstücken gehen.«
    Yan überlegte, welche Antwort das war, und vor allem, wie die Frage lautete. Doch er hielt lieber den Mund, um ihr nicht die Laune zu verderben. Er wollte sie nicht schon wieder gegen sich aufbringen.
    Sie aßen sich an den Früchten des Waldes und den Resten ihrer Vorräte satt. Auch Corenn schien sich etwas erholt zu haben. Am Abend zuvor war sie sehr schweigsam gewesen, doch jetzt scherzte sie über die Kochkünste der beiden Männer, die sich ihrer Meinung nach darauf beschränkten, »irgendetwas von einem Ast zu klauben.«
    Yan protestierte der Form halber, und selbst Grigán beteiligte sich an dem Wortgeplänkel. Bald brachen sie wieder auf. Es lag noch ein langer Weg vor ihnen.
    Am Morgen, gegen Ende des zweiten Dekants, setzte hartnäckiger Nieselregen ein. Sie zogen ihre Umhänge fester um sich und hofften, dass er bald aufhören würde. Kurz darauf goss es in Strömen.
    Der Weg wurde allmählich breiter, und immer häufiger kamen sie an Abzweigungen vorbei. Irgendwann bog Grigán, der an der Spitze ritt, in einen Weg ein, der nach Norden führte.
    »Ich dachte, nach Benelia ginge es geradeaus?«, fragte Corenn verwundert.
    »Das ist wahr. Aber ich möchte einen Umweg machen, damit die Züu uns nicht so leicht finden. Sollten sie bereits wissen, dass die anderen drei tot sind, suchen sie mit Sicherheit nach uns.«
    »Was habt Ihr eigentlich mit den Leichen gemacht?«, fragte Yan.
    »Zurückgelassen. Halte dich niemals mit einer Leiche auf, wenn dir dein Leben lieb ist. Vor allem nicht in den Oberen Königreichen«, sagte er mit einem geheimnisvollen Lächeln.
    »Habt Ihr sie durchsucht?«
    Grigán kniff die Augen zusammen. »Warum hätte ich das tun sollen?«
    »Ich weiß nicht. Vielleicht hättet Ihr etwas gefunden, was uns weiterhilft. Wart Ihr nicht zumindest versucht, ihre Geldbeutel zu stehlen?«, setzte Yan nach.
    Grigán musterte ihn nachdenklich. Trotz des dichten Regens spürte der Junge seinen durchdringenden Blick. Verflixt, jetzt hatte er den Krieger wieder verärgert.
    »Hättest du das getan? Einen Toten ausrauben?«
    Yan musste nicht lange nachdenken. »Nein, ich glaube nicht. Nein, ganz sicher nicht«, sagte er mit Nachdruck.
    »Na siehst du.«
    Grigáns Gesicht war ernst. Yan nahm sich vor, künftig seine Zunge im Zaum zu halten. Aus den Augenwinkeln warf er den beiden Frauen einen Blick zu. Ein belustigtes Lächeln umspielte Corenns Lippen, und Léti machte ein verdrießliches Gesicht, hoffentlich wegen des Regens.
    Er hatte das Gefühl, Grigán behandle ihn wie ein ungezogenes Kind, und das vor seiner Freundin. In letzter Zeit passierte das eindeutig zu häufig, daher wagte er einen erneuten Vorstoß, obwohl er sich selbst dumm dabei vorkam. »Ich hätte sie trotzdem durchsucht. Ich finde, Ihr hättet sie durchsuchen sollen.«
    »Sollen wir vielleicht umkehren?«
    Corenn beschloss einzugreifen, bevor sich die beiden ernsthaft in die Haare gerieten. »Wir mussten uns in Sicherheit bringen und hatten keine Zeit, die Leichen zu durchsuchen. Daher ist es müßig, darüber zu streiten.«
    »Dame Corenn, ich bewundere Eure Vernunft und Weisheit«, sagte der Krieger. »Ich hoffe, Ihr wisst, was ein solches Kompliment aus dem Mund eines eingefleischten Junggesellen bedeutet.«
    »Ich danke Euch, Meister Grigán. Ich hoffe, Ihr erinnert Euch an Eure Worte, wenn ich Euch das nächste Mal widerspreche«, antwortete sie augenzwinkernd.
    »Möge es nie dazu kommen. Denn an jenem Tag müsste ich meine Freiheit für die Freiheit einer Frau aufgeben, Dame

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