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Die Magier 01. Gefährten des Lichts - Six héritiers (Le Secret de Ji, Bd. 1)

Titel: Die Magier 01. Gefährten des Lichts - Six héritiers (Le Secret de Ji, Bd. 1) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Grimbert
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Corenn. Ich möchte lieber mit Euch im Unrecht sein, als gegen Euch im Recht.«
    Yan traute seinen Ohren kaum. Sie hatten ihn völlig vergessen. Und warum redeten sie eigentlich plötzlich so geschwollen daher? Er drehte sich zu Léti um, weil er sehen wollte, was sie davon hielt. Das Mädchen beobachtete ihre Tante und den Krieger und lächelte verzückt. Ihm war völlig unklar, warum. Aber gut, wenn ihn die anderen ignorierten, würde er sie eben auch ignorieren.
    Nach einer Weile gab er es auf. Er hatte ein viel zu sonniges Gemüt, um lange zu schmollen, und wusste selbst am besten, wie lächerlich er sich verhielt. Außerdem beachtete ihn immer noch niemand.
    Eine Meile hinter der Wegkreuzung kamen ihnen drei Reiter entgegen. Diesmal befahl Grigán ihnen nicht, sich zu verstecken, auch kundschaftete er nicht länger die Umgebung aus. Offenbar schwebten sie nicht mehr in unmittelbarer Gefahr, da sie sich nun auf einer Nebenstraße befanden.
    Einige Meilen lang ritten sie schweigend nebeneinander her. Immer mehr Fußgänger und Reiter kamen ihnen entgegen, überholten sie oder kreuzten ihren Weg. Eine prunkvolle Kutsche rumpelte vorbei. Sie wurde von sechs Pferden gezogen, und auf dem Kutschbock saßen zwei Männer in Livree. Den blasierten Gesichtsausdruck hatten sie sich vermutlich von ihrem Passagier abgeguckt, einem lorelischen Edelmann. Yan folgte der Kutsche mit dem Blick, bis sie am Horizont verschwand. In Kaul hatte er so etwas noch nie gesehen. Würde er wohl je in einer Kutsche reisen?
    Sie kamen durch zwei Dörfer, die Jerval und Eza ähnelten. Yan fragte nicht einmal, wie sie hießen.
    Als sie gegen Mit-Tag, am Ende des dritten Dekants, abermals ein Dorf durchquerten, zügelte Corenn ihr Pferd vor einem großen Haus. »Grigán, was haltet Ihr von einer Rast in dieser Herberge? Ich bin so durchnässt, dass ich wohl ein Jahrhundert zum Trocknen brauche.«
    »Dame Corenn, ich würde Euren Wunsch nur zu gern erfüllen, und ich hätte selbst nichts gegen einen Becher Wein und ein warmes Essen am Kaminfeuer einzuwenden. Doch die Vorsicht rät mir davon ab. Auch wenn wir mittlerweile ohne Scheu die Straße entlangreiten können, fürchte ich doch, dass wir bis Benelia warten müssen, bevor wir uns unter Fremde mischen.«
    »Ihr habt recht«, antwortete sie. »Zum Glück gebt Ihr auf uns Acht, Meister Grigán. Ich bin so müde, dass ich nicht mehr klar denken kann.«
    »Ich bezweifle, dass es jemals so weit kommen wird, Dame Corenn. Doch es ist mir eine Ehre, für Euer Wohl zu sorgen.«
    Sie ritten weiter und fielen in einen leichten Trab. Léti kam an Yans Seite. »Ist es dir aufgefallen? Sie machen sich den Hof!«
    Yan schnaubte überrascht auf. Er wollte schon laut losprusten, hielt sich aber gerade noch zurück, als er Létis Blick sah. »Sie machen sich doch nicht den Hof. Sie unterhalten sich.«
    »Unsinn. Hör ihnen doch mal zu«, sagte Léti unbeirrt.
    Sie sah glücklich aus. Wieder einmal kam sich Yan wie ein dummer Junge vor. Wollte sie etwa auch mit »Dame Léti« angeredet werden? Er hätte es zu gern ausprobiert, aber nur, wenn sie ihn nicht auslachte, was zu befürchten war. In letzter Zeit hatte er ständig das Gefühl, sie nicht mehr zu verstehen.
    Verstohlen beobachtete er den Krieger und die Ratsfrau, den Kämpfer und die Diplomatin, den Gesetzlosen und die Frau des Gesetzes. Sie hatten nichts gemein, außer dass sie ungefähr gleichen Alters waren. Wie könnten sie zusammenleben? Dachte Léti etwa, Grigán würde am Tag der Versprechen um die Hand ihrer Tante bitten wie ein schüchterner Junge um die eines verlegenen Mädchens?
    Bei dem Gedanken hätte er beinahe losgelacht, und es half ihm, dem schicksalhaften Tag mit etwas weniger Furcht entgegenzusehen. Er nahm sich vor, das Bild jedes Mal heraufzubeschwören, wenn ihm wegen des Versprechens angst und bange war - also eigentlich immer.
     
     
    Je näher sie dem Fluss kamen, desto mehr Menschen begegneten ihnen: Bauern, Reiter oder Kaufleute mit Lastentieren. Yan nahm jede Einzelheit begierig in sich auf.
    Ein Mann scheuchte eine Herde seltsamer Tiere vor sich her, eine Art Mischung aus Hund und Schaf. Ein anderer trug ein Schwert mit zwei Klingen, eine an jeder Seite des Griffs. Wieder ein anderer führte einen Esel am Zügel, der zwei Körbe mit rosafarbenen Früchten trug. Anhänger einer ihm unbekannten Religion marschierten mit gesenkten Köpfen im Gänsemarsch hintereinander her und murmelten unverständliche Worte. Ein Mann trieb

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