Die Magier 01. Gefährten des Lichts - Six héritiers (Le Secret de Ji, Bd. 1)
finster, stockfinster. Nahezu unheimlich. Unter anderen Umständen hätte sie keinen Fuß über die Schwelle gesetzt.
Aber die Umstände waren nun einmal nicht anders.
Sie nahm all ihren Mut zusammen, trat entschlossen durch die Tür, tastete sich zu einem Fenster vor und benutzte den Stein, um die Bretter vom Rahmen zu lösen. Die Schläge hallten laut von den Steinmauern wider, und sie drosch immer schneller und heftiger auf das Holz ein, während Panik in ihr aufstieg.
Endlich bekam sie das Fenster frei, und etwas Licht fiel ins Zimmer.
Lana machte eine kurze Pause, um sich auszuruhen und nachzudenken. Das, was sie suchte, würde sie sicher nicht im Ess- und Wohnzimmer finden, in dem sie stand - jedenfalls vermutete sie das. Die meisten Möbel waren zerstört. Vielleicht war das Haus geplündert worden, oder ihre Verwandten hatten sich einen erbitterten Kampf mit den Züu geliefert. Oder beides.
Die Angst kehrte zurück, und in Lanas Augen glitzerten Tränen. Ith war so fern! Sie war ganz auf sich allein gestellt, und das in Anbetracht von Geschehnissen, die sie nicht durchschaute und die ihre Kräfte überstiegen, angesichts all dieser brutalen Gewalt.
Sie ging kurz vor die Tür, um sich zu sammeln. Die düstere Stimmung im Haus brachte sie aus dem Gleichgewicht, doch nach einem kurzen Gebet und ein paar gemurmelten aufmunternden Worten ging es ihr besser, und sie konnte ins Haus zurückkehren.
Sie suchte nach etwas Besonderem, etwas von großer Bedeutung. Nach etwas, das ihr das Leben retten könnte und für das sie diese Momente der Beklemmung auf sich nehmen wollte.
Sie entfernte die Bretter vor allen Fenstern, durchsuchte jeden Winkel des Hauses und versuchte dabei nicht an ihre Verwandten zu denken, die sie nie kennengelernt hatte. Sie durfte sich gar nicht erst ausmalen, wem das Spielzeug gehört hatte und was man seinen Besitzern angetan hatte. Sie durfte sie sich nicht lebend vorstellen. Sie durfte sich nicht eingestehen, dass ihre eigene Familie ihr fremd gewesen war.
Mit der Zeit schwand Lanas Hoffnung, und schließlich musste sie sich damit abfinden, dass das, was sie suchte, nicht da war. Vielleicht nicht mehr da war.
Allerdings zweifelte sie immer noch, ob es diesen Gegenstand überhaupt je gegeben hatte.
Es gab nur einen Weg, das herauszufinden, alles herauszufinden.
Bevor sie das Haus verließ, betete sie zu Eurydis und bat um Frieden für die Seelen ihrer toten Verwandten. Dann klopfte sie sich den Staub von den Gewändern und stieg auf ihr Pferd, um nach Mestebien zurückzukehren.
Sie musste der Wahrheit auf den Grund gehen, und ihr Vorhaben erforderte noch eine Menge Vorbereitungen, sowohl im eigentlichen als auch im spirituellen Sinne.
Denn vielleicht würde sie bei der Umsetzung ihres Vorhabens den Tod finden.
Yan erwachte im Morgengrauen. Grigán hatte sich bereits erhoben, und wieder hatte der Junge ihn nicht gehört. Es war zum Verrücktwerden.
Er zog sich rasch an und kroch aus dem Zelt. Es sah nach Regen aus, der Himmel war grau und wolkenverhangen.
Grigán war nirgends zu sehen, doch das war kein Grund, sich Sorgen zu machen. Der Eingang von Corenn und Létis Zelt war noch verschlossen. Yan hoffte, dass sie nach den ganzen Aufregungen eine ruhige Nacht verbracht hatten.
Zu Hause ging er morgens bei gutem Wetter im Meer schwimmen oder begnügte sich mit einer Katzenwäsche. Dann schaute er bei Léti vorbei, um eine Kleinigkeit zu essen, bevor er sein Tagwerk begann.
Das mit der Katzenwäsche würde schwierig werden, aber für das Frühstück konnte er etwas tun. Er lief in den Wald und entdeckte zu seiner Freude eine junge Lubilie, die ihm wie ein Geschenk des Himmels erschien, auch wenn sie nicht viele Beeren trug. Léti liebte die saftigen und süßen Früchte, die Norine früher immer zu Likör verarbeitet hatte.
Ein Stück weiter stieß er auf das verlassene Nest einer Waule, in dem drei Eier lagen. Zwei weitere waren zerbrochen und ausgesaugt worden, vermutlich von einer räuberischen Amsel. Yan sammelte die Eier ein und hoffte, Grigán würde ihm erlauben, ein kleines Feuer anzuzünden. Rohe Eier gehörten nicht gerade zu seinen Leibspeisen.
Dann fand er einen Nussstrauch, den er restlos aberntete. Das war zwar nicht unbedingt etwas fürs Frühstück, aber an Nüssen hatte er noch nie vorbeigehen können, ohne sich die Taschen vollzustopfen.
Auf dem Rückweg zu ihrem Lagerplatz erfreute er sich an der Fruchtbarkeit des lorelischen Waldes. Das karge
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