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Die Magier 01. Gefährten des Lichts - Six héritiers (Le Secret de Ji, Bd. 1)

Titel: Die Magier 01. Gefährten des Lichts - Six héritiers (Le Secret de Ji, Bd. 1) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Grimbert
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Und natürlich waren sie mit dem vergifteten Dolch bewaffnet, mit dem sie ihre um Gnade flehenden Opfer töteten, kaltblütig wie eine Schlange.
    Er konnte den Mann in der roten Lederkluft nun deutlich vor sich sehen. Der Mörder wandte ihm den Rücken zu und drehte sich in Zeitlupe um. Mit Grauen erkannte der Junge sein Gesicht: Der Zü war niemand anderes als Grigán!
    Yan schreckte hoch.
    Er musste doch eingeschlafen sein. Was für ein Albtraum …
    Sein Nacken schmerzte mehr denn je, und er fühlte sich fiebrig, was vermutlich dem allzu lebensechten Traum geschuldet war.
    Er beschloss, einen nächtlichen Spaziergang zu machen. Vorsichtig ging er auf die Knie und kroch auf allen vieren zum Zelteingang.
    Eine Hand packte seinen Knöchel, und er schrie überrascht auf.
    »Wo willst du hin?«
    Grigáns Stimme klang kein bisschen verschlafen. Yan bemühte sich, sein klopfendes Herz zu beruhigen.
    »Ich kann nicht schlafen. Ich will nur ein wenig an die frische Luft.«
    »Geh nicht zu weit weg«, befahl Grigán und ließ ihn los. »Und zünde kein Feuer an.«
    »Natürlich nicht«, antwortete Yan gereizt.
    Der Krieger hatte ihm den Schreck seines Lebens eingejagt.
    Die kühle Nachtluft und der Nieselregen taten ihm gut. Er rieb sich den Nacken und machte ein paar unschlüssige Schritte, die ihn zu den Pferden führten. Grigán hatte aus Ästen ein Dach für die Tiere gebaut und etwas Futter für sie gesammelt. Das war Yan überhaupt nicht in den Sinn gekommen. Er musste noch vieles lernen: die Pferde versorgen, mit Pfeil und Bogen umgehen, sich im Gelände orientieren und was nicht noch alles … Er hatte immer reisen wollen, doch jetzt wurde ihm klar, dass er auf sich allein gestellt nicht weit käme.
    Mit Pfeil und Bogen umgehen … Trotzdem hoffte er, nie auf einen Menschen schießen zu müssen.
    Außer, wenn jemand Léti etwas antun wollte …
    Das brachte ihn auf einen anderen Gedanken. Welcher Tag war eigentlich? Yan kannte den Kalender nicht auswendig, und das galt vermutlich auch für die anderen. Doch das machte nichts, denn der Name des Tags war bedeutungslos. Er musste sich nur merken, dass es noch neun Tage bis zum Tag der Versprechen waren.
    Bislang sah es nicht gut für ihn aus. Léti nahm sich die Geschehnisse sehr zu Herzen, und Yan hoffte, dass sie sich bald wieder fangen würde. Auch so hatte er schon genug Zweifel gehabt, ob er sie um ihre Hand bitten sollte - wenn sich ihre Stimmung nicht besserte, würde er nie den Mut dazu aufbringen.
    Mittlerweile drang ihm der Regen durch die Kleider, und er kehrte ins Zelt zurück. Er musste unbedingt schlafen. Die nächsten Tage würden anstrengend werden.
     
     
    Maz Lana hielt den Atem an, als sie an der Tür des abgelegenen Bauernhofs rüttelte. Obwohl sie wusste, dass der Hof seit mehreren Dekaden verlassen war, fürchtete sie, jeden Moment über einen Bewohner zu stolpern. Oder über seine Leiche.
    Das Haus gehörte dem romischen Zweig der Familie, von dem sie bislang nicht gewusst hatte. Seine einstigen Bewohner waren wie sie Nachfahren von Maz Achem.
    Gleich am Morgen nach ihrer Ankunft im Tempel von Mestebien hatte sie angefangen, Ahnenforschung zu betreiben. Nach beharrlichen Recherchen fand sie heraus, wo ihr Vorfahr die letzten Jahre seines Lebens verbracht hatte.
    Als sie erfuhr, dass ihre Verwandten vor Kurzem scheinbar grundlos ermordet worden waren, war sie nicht überrascht gewesen. Nicht überrascht, aber erschüttert. Die Tragödie bestätigte ihre schlimmsten Befürchtungen.
    Die Tür ließ sich nicht öffnen, vermutlich war sie von innen verriegelt. Lana umrundete das Haus und suchte nach einer anderen Möglichkeit, ins Innere zu gelangen, doch alle Fenster waren mit Brettern vernagelt. Sie müsste schon aufs Dach klettern und durch den Kamin einsteigen.
    Diese Idee verwarf die Priesterin sofort. Sie sah sich nicht in der Lage, die Mauer emporzuklettern, also blieb ihr wohl nur eins …
    Sie nahm einen schweren Stein und bearbeitete die Holztür mit regelmäßigen Schlägen, während sie zu Eurydis betete, dass niemand sie erwischen möge. Ihre Verwandtschaft zu den Opfern hatte sie natürlich geheim gehalten, und es wäre ein Jammer, wenn ihre Tarnung aufflog, nur weil jemand sie auf frischer Tat bei einem Einbruch ertappte.
    Schließlich gab das Schloss nach, und sie warf sich ein paar Mal mit aller Kraft - was nicht allzu viel war - gegen das Holz.
    Als die Tür endlich aufsprang, blickte Lana keuchend ins Innere. Im Haus war es

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