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Die Magier 01. Gefährten des Lichts - Six héritiers (Le Secret de Ji, Bd. 1)

Titel: Die Magier 01. Gefährten des Lichts - Six héritiers (Le Secret de Ji, Bd. 1) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Grimbert
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Formalitäten nicht überspringen und gleich zur Sache kommen? Am Ende verpassen wir noch etwas.«
    »Wir haben genug Zeit«, sagte Grigán zähneknirschend. »Wem das nicht passt, der bleibt hier. So einfach ist das.«
    »Schon gut, schon gut. Hiermit gelobe ich feierlich, alle Pflichten, Zwänge, Bürden und sonstige Lasten zu tragen, die Ihr mir auferlegt«, leierte Rey herunter. »So, das hätten wir. Können wir dann?«
    »Reyan, darum geht es nicht«, sagte Corenn ruhig. »Der Schwur an sich ist wertlos, da wir nicht überprüfen können, ob ihr ihn einhaltet. Ich möchte nur, dass wir uns kurz sammeln, bevor wir losgehen. Ihr sollt Euch vor Augen halten, wie wichtig dieses Ereignis und Euer Schweigen sind. Versteht Ihr?«
    Rey dachte eine Weile nach. »Meine Großmutter hatte recht«, sagte er schließlich. »Eure Überzeugungskraft ließe einen lorelischen Juwelier vor Neid erblassen. Ihr habt gewonnen, Corenn. Ich höre Euch an.«
    Corenn nickte und dankte ihm mit einem Lächeln. Dann begann sie zu sprechen. Ihr Tonfall war ernst und getragen.
    »Verzeih, dass ich dich unterbreche, Corenn«, sagte Bowbaq. »Aber eins habe ich noch nicht verstanden, und ich glaube, jetzt ist der richtige Moment für diese Frage. Warum haben unsere Vorfahren das Geheimnis nicht mit ins Grab genommen? Und warum gibst du es an uns weiter?«
    Die Ratsfrau hielt einen Moment inne. »Weil es für unsere Schultern allein zu schwer ist, so wie es auch für unsere Vorfahren zu schwer war. Sie hatten das Bedürfnis, einen Teil des Geheimnisses an die nächste Generation weiterzugeben, so wie ich es jetzt mit Léti tue. Wir sind gewissermaßen die Hüter des Geheimnisses von Ji, auch wenn wir es nicht vollständig kennen.«
    »Ich hätte da einen kleinen Einwand«, sagte Rey. »Es liegt mir fern, unseren Freund Yan ausschließen zu wollen, aber er ist keiner von uns. Brecht Ihr nicht den Schwur?«
    »Ich vertraue ihm mehr als anderen hier«, sagte Grigán scharf.
    »Yan gehört zur Familie oder wird es eines Tages tun«, sagte Corenn. »Daher stellt sich die Frage für mich nicht. Aber wir können ja abstimmen …«
    »Das ist nicht nötig«, fiel Rey ihr ins Wort. »Die Frage war rein theoretischer Natur.«
    Yan hatte wohlweislich geschwiegen. Er brannte darauf, das Geheimnis von Ji zu erfahren, und freute sich sehr über Grigáns Fürsprache, vor allem aber über Corenns Worte. Hatte sie auf einen Bund zwischen Léti und ihm angespielt? Oder bildete er sich das wieder nur ein?
    »Ihr müsst versprechen, über das, was ihr sehen werdet, euer Leben lang Schweigen zu bewahren«, fuhr Corenn fort. »Auch wenn es Leid, Schande und Einsamkeit bedeutet. Ihr dürft nur mit nahen Verwandten oder anderen Erben über das Geheimnis sprechen. Denkt einen Moment nach, und sagt dann, ob ihr dazu bereit seid.«
    »Ich bin zu allem bereit«, sagte Rey sofort.
    Yan schloss die Augen und ließ Corenns Worte auf sich wirken. »Ich bin dazu bereit«, sagte er schließlich.
    Alle sahen Léti an, die immer noch schwieg.
    Die junge Frau stand da wie vom Donner gerührt. Seit ihrer frühsten Kindheit hatte sie diesem Augenblick entgegengefiebert. Schon immer hatte sie das Geheimnis ihrer Vorfahren kennen wollen, um endlich ganz und gar zu den Erben zu gehören. Doch jetzt zögerte sie.
    Alle, die auf der Insel gewesen waren, waren seltsam traurig zurückgekehrt.
    Und sie hatte in den letzten Tagen schon so viel Schmerz ertragen müssen.
    War das Geheimnis nicht schöner, wenn es ein Geheimnis blieb?
    »Léti?«
    Als ihre Tante sie ansprach, öffnete das Mädchen die Augen. »Ich bin dazu bereit«, sagte sie und verfluchte ihre zittrige Stimme.
    Eine plötzliche Eingebung hatte für sie entschieden.
    »Gut«, sagte Grigán. »Lasst uns gehen. Ich möchte euch bitten, im Labyrinth nicht zu sprechen. Das gilt vor allem für diejenigen, denen es schwer fällt, ihr Mundwerk stillzuhalten.«
    »Dürfte ich einen leisen Schmerzensschrei ausstoßen, falls ich stürze?«, fragte Rey spitz.
    »Nur, wenn Ihr die Schmerzen kaum noch aushaltet«, antwortete Grigán im gleichen Tonfall. »Falls das nicht zu viel verlangt ist.«
    Grigán verschwand in dem schmalen Durchgang, so wie Nol der Seltsame ein Jahrhundert vor ihm. Rey folgte, dann Léti, Corenn und Bowbaq. Yan kam als Letzter.
    Sein Herz schlug ihm bis zum Hals. Er war noch aufgeregter als bei seinem Ausflug nach Berce, doch diesmal war er nicht allein.
    Jede Einzelheit übte eine seltsame Faszination auf ihn aus.

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